Herr Zimmer, wenn Sie sich in das Jahr 2006 zurückversetzen: Was waren die auschlaggebenden Gründe, sich als Consultant selbstständig zu machen?
Markus Zimmer: Den Wunsch in Richtung Selbständigkeit hatte ich schon relativ bald, bereits wenige Jahre nach dem Start meiner beruflichen Karriere. Zuvor war ich mehrere Jahre bei einem großen internationalen Marktforschungsunternehmen tätig, zuerst national, dann auch in internationalen Funktionen, mit vielen spannenden Aufgaben und Projekten – ich konnte dort viel lernen. Trotzdem war für mich die Position in einem globalen Konzern unbefriedigend, da der eigene Gestaltungsspielraum – speziell in strategischer Sicht – oft eingeschränkt war, beziehungsweise teilweise oft auch zu viele Hierarchien involviert waren, was wiederum die Umsetzung von neuen Ideen deutlich schwieriger gemacht hat. Darum habe ich mich bereits in jungen Jahren dazu entschlossen ein eigenes Business zu starten.
Und wie kam es in weiterer Folge zur Gründung der Agentur BuzzValue im Jahr 2010?
Markus Zimmer: Am Anfang meiner Selbständigkeit war ich, relativ klassisch, als Consultant in den Bereichen Marketing und Sales aktiv, sowohl in nationalen als auch in internationalen Projekten. Im Jahr 2008 stieß ich dann auf das Thema Social-Media-Monitoring. In Gesprächen mit Unternehmen zeigte sich, dass Marken immer mehr Interesse beziehungsweise Bedarf an der Beobachtung sowie der inhaltlichen Analyse der User-Interaktion in den sozialen Medien hatten. Im Jahr 2008 waren das zwar noch klassische Online-Foren, wie unter anderem parents.at oder geizhals.at, aber auch dort wurde bereits umfangreich über Unternehmen, Marken und Produkte diskutiert. Schnell konnten die ersten Kunden gewonnen werden, das Interesse war groß. Im Jahr 2010 gründete ich schließlich BuzzValue als eigenständige Agentur.
Welche Vision verfolgen Sie mit BuzzValue?
Markus Zimmer: Unser Ziel ist es, Unternehmen einen umfassenden Einblick über die User-Interaktion zu ihren Produkten, Marken und Services in den sozialen Medien zu geben. Hierbei steht bei uns speziell die inhaltliche, qualitative Analyse der User-Interaktion im Vordergrund. Einerseits wollen wir aufzeigen wie viel, aber teilweise auch wie wenig über Marken in den sozialen Medien gesprochen wird. Und das idealerweise immer auch mit einem Blick auf relevante Wettbewerber und Benchmarks. Auf der anderen Seite, und hier sehen wir unseren USP, beschäftigen wir uns umfangreich mit dem inhaltlichen Meinungs- und Stimmungsbild der User-Interaktion. Die qualitative Analyse der User-Kommentare ist, wie schon seit den Anfangsjahren, unsere große Stärke. Unser Ziel ist es also, unseren Kunden dabei zu helfen, ihre User auf Facebook, Instagram und Co besser zu verstehen und so Maßnahmen für die weitere Kommunikation ableiten zu können.
Sie haben vor mehr als zehn Jahren – als Einzelperson – im Homeoffice gestartet. Nun wurde der Arbeitsalltag Corona-bedingt wieder ins Homeoffice verlegt: Wie viele Mitarbeiter haben Sie heute?
Markus Zimmer: Für uns schließt sich in unserem Jubiläumsjahr tatsächlich ein Kreis. Angefangen habe ich mit den ersten Projekten und Analysen vor über zehn Jahren in meinem Homeoffice. Zehn Jahre später, bedingt durch die Coronakrise, agieren wir aktuell wieder primär aus unseren Homeoffices. Aktuell sind wir im Kernteam elf Mitarbeiter und wachsen über die Jahre stetig weiter. Was mich sehr freut: Auch in der aktuellen Coronakrise konnten wir den Mitarbeiterstand halten – ganz ohne Kurzarbeit. Im Gegenteil, so konnten wir speziell auch während der Corona-Pandemie zwei große Neukunden gewinnen, die ebenfalls akuten Bedarf an tagesaktuellem Monitoring, sowie an qualitativen, inhaltlichen Analysen der User-Interaktion im Social Web hatten.
Im Jänner 2020 wurde das Management bei BuzzValue neu strukturiert. Was hat sich hier geändert?
Markus Zimmer: Nach einem neuerlich erfolgreichen Geschäftsjahr im Jahr 2019 haben wir mit Anfang des Jahres bei BuzzValue die Weichen für die weitere positive Geschäftsentwicklung in den kommenden Jahren gestellt und das Management-Team mit Jahreswechsel erweitert. Dabei übernahmen drei langjährige Mitarbeiter neue Verantwortungsbereiche im Unternehmen. In ihren neuen Positionen werden die drei eine wesentliche Rolle im weiteren Wachstum und der Entwicklung von BuzzValue einnehmen.
Und wie würden Sie die Work Culture bei BuzzValue beschreiben?
Markus Zimmer: Aufgrund der positiven Geschäftsentwicklung und dem damit verbundenen internen Wachstum, war und ist es für uns immer wichtig, ein angenehmes Arbeitsumfeld zu schaffen. Bei uns gibt es ein angenehmes Miteinander, auf allen Ebenen, ohne strenge Hierarchien. Ebenfalls wichtig ist uns eine offene Feedback-Kultur, mit konstruktiver Kritik, speziell aber auch mit hoher Wertschätzung und Lob. Ich habe das Gefühl, dass speziell Lob in vielen Unternehmen im Alltag oft auf der Strecke bleibt. Insgesamt bin ich davon überzeugt, dass ein angenehmes Arbeitsumfeld entscheidend ist, um für unsere Kunden bestmögliche Ergebnisse zu liefern. Die Arbeit bei BuzzValue soll Spaß machen und möglichst stressfrei sein, nur dann können wir unsere Arbeit auch in hoher Qualität leisten und genau das ist unser Anspruch in all unseren Projekten.
Was sind aus heutiger Sicht die größten Meilensteine, die Sie in den vergangenen zehn Jahren bei BuzzValue erreicht haben?
Markus Zimmer: Den ersten Meilenstein und somit auch das „offizielle” Geburtsjahr von BuzzValue gab es 2010 mit der Unternehmensgründung und der Eröffnung unseres ersten Büros. Begonnen haben wir damals mit der Analyse von Meinungs- und Stimmungsbildern in klassischen Online-Foren. Von Instagram, TikTok und Co war damals noch lange keine Rede. Besonders stolz sind wir, dass wir unseren allerersten Kunden, nämlich IKEA Österreich, auch heute noch tatkräftig unterstützen dürfen. Über die Jahre hinweg sind viele weitere Unternehmen aus den unterschiedlichsten Branchen dazu gekommen, was uns natürlich sehr freut. Aufgrund des positiven Wachstums übersiedelten wir 2014 in unser jetziges Büro, aktuell sind wir, trotz Corona und Homeoffice, gerade wieder auf der Suche nach neuen Büroräumlichkeiten, da wir schon fast aus allen Nähten platzen. Neben den zahlreichen Kundenprojekten in den vergangenen Jahren, stellen für uns auch immer wieder unsere Studien und Analysen zu aktuellen Themen und Trends Highlights dar. So sorgte unter anderem unsere große „Influencer Insights”-Studie im Jahr 2018 für großes Aufsehen in der Digitalbranche, da wir uns als einer der Ersten in Österreich kritisch mit der Werbewirkung von „Influencer Marketing” auseinandergesetzt haben. Weitere Highlights sind sicherlich auch unsere Social-Media-Analysen zur heimischen Innenpolitik, speziell rund um aktuelle Wahlen, ebenfalls immer mit hoher Medienresonanz.
Und welche Ziele haben Sie sich für die Zukunft gesetzt?
Markus Zimmer: Gerne wollen wir die Reise der vergangenen Jahre in einer ähnlichen Form und in einem ähnlichen Tempo fortführen. Mir ist eine nachhaltige Geschäftsentwicklung wichtig, sowohl als langjähriger und verlässlicher Partner für unsere Kunden, als auch als sicherer Arbeitgeber für unsere Mitarbeiter. Wie schon in den vergangenen zehn Jahren wird es auch künftig für uns wichtig sein, uns und unsere Services regelmäßig selbst zu hinterfragen, auf die Bedürfnisse unserer Kunden zu hören und uns so laufend weiterzuentwickeln.
Die Social-Media-Welt verändert sich rasant – Stichwort TikTok, Reels und Co – welche Leistungen umfasst Ihr Angebotsportfolio heute?
Markus Zimmer: Die inhaltliche Analyse von Meinungs- und Stimmungsbildern ist unverändert, auch nach zehn Jahren, immer noch eines unserer Steckenpferde und unsere große Stärke als Marktforscher in den sozialen Medien. In unserer Anfangszeit hat sich jedoch relativ bald gezeigt, dass die kurzfristige, meist tagesaktuelle Beobachtung der User-Interaktion auf Facebook und Co für unsere Kunden immer wichtiger wurde, sodass wir bereits im zweiten Jahr ein tagesaktuelles Social-Media-Monitoring angeboten haben. Auch in diesem Bereich sind wir, aufgrund der rasant zunehmenden User-Interaktion, schnell gewachsen und konnten zahlreiche neue Kunden dazu gewinnen. Im Jahr 2016 haben wir neben den Bereichen „Monitoring” und „Research” einen dritten Servicebereich, nämlich „Analytics” gestartet. Hierbei geht es darum, auf Basis von ausgewählten Kennzahlen und Benchmarks, die Social-Media-Performance von Unternehmen und Marken im Vergleich zu Wettbewerbern zu bewerten. Mittlerweile bieten wir hier Branchen- und Kennzahlenreports für über 25 verschiedene heimische Branchen an. Die drei Servicebereiche haben sich in den Jahren alle sehr gut etabliert und leisten mittlerweile einen gleichmäßigen Anteil zu unserem Geschäftserfolg.
Welchen Stellenwert hat Social Media in der Werbe- und Kommunikationswelt – aus Ihrer Sicht?
Markus Zimmer: Die sozialen Medien sind definitiv gekommen um zu bleiben. Auch wenn die Erfolgsgeschichte von Facebook, Instagram und Co durchaus noch eine junge ist, so haben sich die Plattformen bereits einen fixen Platz in den Plänen und Budgets fast aller heimischer Unternehmen gesichert – quer über alle Branchen hinweg. Die Möglichkeiten zur aktiven Interaktion mit der Community, die zielgerichtete Ansprache mit individuellen Inhalten, sowie eine hohe Kosten/Nutzen-Wirkung haben die sozialen Medien mittlerweile zu einem der Musterschüler im Marketing gemacht. Und wie gesagt, der Aufstieg der sozialen Medien war rasant, innerhalb von nur wenigen Jahren. Spricht man von aktuellen Trendplattformen wie unter anderem von TikTok, dann waren es tatsächlich oft nur wenige Monate. Aber nicht nur der laufende Wandel bei den Plattformen, sondern auch der rasante Anstieg der User-Interaktion, stellte für uns in den vergangenen zehn Jahren immer eine große Herausforderung dar. Waren in der Vergangenheit in unseren Projekten oft nur wenige hundert User-Kommentare zu analysieren, so sprechen wir heute meist von tausenden Kommentaren, Likes und Shares. Speziell in der inhaltlichen Analyse der User-Kommentare, einer unserer USPs, ist dieser rasante Anstieg nicht immer leicht zu bewältigen, aber ich denke, wir hatten das in der Vergangenheit immer ganz gut im Griff.
Wie wird sich die Social-Media-Nutzung – auch in den unterschiedlichen Altersgruppen – Ihrer Meinung nach entwickeln?
Markus Zimmer: Die sozialen Medien decken eine immer größere Zielgruppe ab. So verschiebt sich zum Beispiel in den vergangenen Jahren das Nutzungsalter von Facebook-Usern immer weiter nach oben, auch Instagram positioniert sich immer mehr in der breiten Maße. Andere Plattformen, wie Snapchat oder TikTok, sprechen hingegen verstärkt ein junges Publikum an. Man muss sich vorstellen, dass Facebook allein in Österreich knapp vier Millionen User hat, Instagram bereits rund 2,5 Millionen. Bei diesen Zahlen und bei dieser Durchdringung kann ich als Marketer in die Vollen greifen. Und klar ist auch, dass in den nächsten Jahren zahlreiche neue Plattformen und Trends kommen und gehen werden. Und genau diese Dynamik macht es spannend, aber auch schwierig den Überblick zu behalten. Darum versuchen wir hier unseren Kunden mit unseren Analysen und Kennzahlen eine gute Orientierung zu bieten. Nicht für jedes Unternehmen oder für jede Marke ist auch jede Social-Media-Plattformen tatsächlich relevant.
Von der Zeichenbeschränkung auf Twitter, zur Fotoplattform Instagram bis hin zur Kurzvideoplattform TikTok: In den vergangenen Jahren sind unterschiedliche Plattformen, mit unterschiedlichen Trends für unterschiedliche Zielgruppen auf den Markt gekommen. Welcher Trend kommt aus Ihrer Sicht als nächstes und warum?
Markus Zimmer: Neben dem Kommen und Gehen von neuen Plattformen und Kanälen sehen wir bei unseren Kunden aktuell einen großen Bedarf im Bereich objektiver Werbewert-Analysen in den sozialen Medien. Wir sind mit einem zunehmenden Kostenbewusstsein der Marketingabteilung konfrontiert, die Corona- und Wirtschaftskrise trägt ihres noch zusätzlich dazu bei. Mehr und mehr sind heimische Unternehmen auf der Suche nach konkreten, messbaren Zahlen zur Wirkung ihrer Aktivitäten auf Facebook, Instagram und Co. Welchen Werbewert erziele ich tatsächlich mit meinen Social Media-Aktivitäten und wie stehe ich hier im Vergleich zu relevanten Wettbewerbern? Aktuell arbeiten wir gerade an einem neuen Produkt beziehungsweise Service, mit dem wir erstmalig einen Branchenstandard hinsichtlich Social-Media-Werbewert in Österreich etablieren wollen. Wir freuen uns auf das was noch kommt!