Hat sich Ihr Arbeitsalltag im Laufe der vergangenen Jahre, vor allem in Bezug auf die Digitalisierung in den Medien, stark verändert?
Andrea Peter: Stark verändert? Nein. Ich würde sagen, das ist ein laufender Prozess. Ich bin jetzt schon viele Jahrzehnte im Berufsleben, aber die Digitalisierung begleitet mich das ganze Berufsleben und man muss sich laufend und ständig an die neuen Gegebenheiten anpassen. Viele Dinge, die man sich vor fünf Jahren noch mühsam zusammengetragen oder ausgewertet hat, gehen jetzt einfach auf Knopfdruck, weil die Digitalisierung und damit der Einsatz entsprechender Tools voranschreitet. Also insofern ändert es sich schon, auch im Arbeitsalltag. Meiner Meinung nach wird vieles effizienter. Laut den neuesten Zahlen der ÖAK hat die „Kronen Zeitung” im Verhältnis zu den absoluten Abonnement-Zahlen einen eher geringen Anteil als E‑Paper.
Worauf führen Sie das zurück und wie schätzen Sie die Entwicklung ein?
Peter: Das ist der große Unterschied zwischen Qualitäts-Tageszeitungen und den breiteren Tageszeitungen. Die „Kronen Zeitung” ist sehr stark im ländlichen Raum vertreten, wo man eine eher konservative, traditionelle Leserschaft antrifft, die auf das gedruckte Blatt setzt. Bei uns im Vertrieb werden natürlich Maßnahmen getroffen, um auch hier den E‑Paper-Anteil sukzessive zu erhöhen. Es ist aber auch noch nicht so eine Notwendigkeit, weil diese Flucht vom Gedruckten bei der „Krone” nicht so stark ist, wie bei anderen Tageszeitungen. Aber natürlich wird es á la longue auch hier in diese Richtung gehen. Und ob das in zehn Jahren wirklich das E‑Paper sein wird, oder ob es die Website sein wird, wo man dann für Inhalte bezahlt, das lässt sich jetzt noch nicht so abschätzen. Social Media Marketing war ein sehr großes Thema bei der diesjährigen DMEXCO. Vor allem TikTok, Snapchat und Co. erleben gerade einen großen Anstieg an Relevanz.
Wie bezieht Mediaprint mit seinen Marken soziale Netzwerke in den Kommunikationsmix mit ein?
Peter: Also wir sind schon ein bisschen ein Spätstarter, aber man muss sagen, dass wir personell deutlich aufgerüstet haben. Nicht nur bei der Mediaprint, sondern vor allem auch in den Verlagen von „Krone” und „Kurier”. Es ist so, dass wir uns jetzt auf beiden Seiten verstärkt auf sozialen Plattformen positionieren und dafür wurde eigens Personal eingestellt, das sich mit nichts anderem auseinandersetzt. Uns ist schon bewusst, dass das nichts ist, was man nebenbei machen kann. Man muss das leben. Ich sage immer, es reicht nicht, irgendwo einen Post hinzustellen. Man muss auf den Plattformen unterwegs sein, man muss teilen, man muss irrsinnig schnell in seinen Antworten und Responses seien, wenn jemand einen Post abgibt.
Besonders im Trend ist momentan TikTok. Können Sie sich vorstellen, dass Medien der Mediaprint in Zukunft auch dort zu sehen sind?
Peter: Also ich muss ehrlich sagen, vom B2C-Bereich – um neue LeserInnen zu generieren – kann ich mir das sehr wohl vorstellen. Im B2B-Bereich fokussieren wir uns vermehrt auf B2B-Plattformen wie LinkedIn, Twitter und manchmal auch auf bestimmte Facebook-Kanäle. Aber ich bin überzeugt, dass bei der B2C-Ansprache TikTok ein wesentliches Thema sein wird.
Wenn wir jetzt mal weit in die Zukunft blicken, wo sehen Sie noch Grenzen, beziehungsweise Raum für Verbesserungen am digitalen Markt in Österreich?
Peter: Am digitalen Markt in Österreich gibt es glaube ich sehr viel, was man da tun kann. Es fängt schon bei der Vermarktung an: Wenn man beispielsweise nationale Portale mit den großen der GAFA-Unternehmen vergleicht, kann ich mir nicht vorstellen, dass nationale Player die realistische Chance auf ein großes Stück vom Kuchen haben. Einige nationale Plattformen sind am Werbemarkt gut positioniert und werden von der werbetreibenden Wirtschaft auch entsprechend berücksichtigt, aber das sind Peanuts im Vergleich zu dem, was Facebook, Google oder Amazon lukrieren. Langfristig wird wahrscheinlich eine gemeinsame Vermarktung der nationalen digitalen Plattform eine wichtige Rolle spielen. Außerdem gehört die Usability bei manchen Plattformen noch deutlich verbessert. Die junge Generation geht ganz anders mit digitalen Tools um, deshalb wird die herkömmliche Technik oder Usability nicht wirklich bei dieser Zielgruppe punkten. Zu tun gibt es auf jeden Fall genug.
Internet World Austria berichtete in Zusammenarbeit mit dem Studiengang Marketing und Kommunikation der FH St. Pölten von der DMEXCO. Dieses Interview wurde im Zuge der Kooperation von Kerstin Schurischuster und Alina Schmal-Filius geführt.