Sascha Pallenberg, Gründer und Techblogger des Newsletters und Podcasts MeTacheles, kritisiert die „Kultur der Likes“ und fordert mehr Menschlichkeit in den sozialen Netzwerken.
© Leonie Langschwert

Sascha Pallenberg, Gründer und Techblogger des Newsletters und Podcasts MeTacheles, kritisiert die „Kultur der Likes“ und fordert mehr Menschlichkeit in den sozialen Netzwerken.

DMEXCO 2024: „Der Like-Button ist die Wurzel allen Übels“

Am zweiten Tag der DMEXCO 2024 hielt Sascha Pallenberg, Gründer und Techblogger des Newsletters und Podcasts MeTacheles, einen Vortrag über den tiefgreifenden Wandel, den Social Media in unserem Verhalten auslöst.

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Die DMEXCO – Digital Marketing Exposition and Conference – führt am 18. und 19. September 2024 erneut zahlreiche Digital Marketing-Interessierte nach Köln. Sascha Pallenberg, Gründer und Techblogger des Newsletters und Podcasts MeTacheles, sprach am zweiten Tag der Messe im Rahmen seines kritischen Vortrags „How the like button destroyed the internet“ über die Folgen von Interaktionen mit den Inhalten anderer auf Social Media. Besonders der Like-Button und die KI beeinflussen unsere Gesellschaft unterbewusst.

Culture of Money, Fame and Likes

Der Like-Button, so Pallenberg, hat unser Online-Verhalten stark beeinflusst und eine Kultur der Oberflächlichkeit geschaffen. Er berichtete von einer neunjährigen Tochter seiner Freunde, die ihre Beiträge auf Plattformen wie Instagram oder Snapchat löscht, wenn sie nicht genug Likes erhalten. Dieses Verhalten ist symptomatisch für die Art, wie soziale Medien unseren Wert von Erfolg und Akzeptanz definieren.

Auch auf beruflichen Netzwerken wie LinkedIn lässt sich dieser Trend beobachten. Der Techblogger beschreibt, wie viele NutzerInnen sich durch das Fehlen von Likes auf ihre Posts frustriert fühlen, unabhängig davon, ob die Inhalte wertvoll sind. In seinem Vortrag zeigte er verstörende Videos, die die Absurdität der Like-Kultur verdeutlichen, und führte das Beispiel eines Livestreams an, in dem eine Frau durch die Reaktion auf digitale Geschenke innerhalb weniger Stunden Tausende von Dollar verdient. Die Abhängigkeit von Likes und der Wunsch nach Anerkennung haben eine Art Online-Business hervorgebracht, das Menschen emotional und finanziell beeinflusst.

Doch das Problem geht tiefer

Pallenberg erklärte, dass der Like-Button die Grundlage für den Aufstieg von Klick-Farmen war, in denen massenhaft Likes und Views verkauft werden. In einer solchen „Farm“ in China konnte man früher problemlos Interaktionen kaufen. Heute hat sich das Geschäft weiterentwickelt und erfolgt automatisiert durch eSIM-Technologie. „Mittlerweile könnt ihr auf einem Rechner 5.000 bis 10.000 Accounts parallel betreiben“, erläuterte er.

Das alles führt zu einer erschreckenden Erkenntnis: Der Like-Button hat eine Kultur des Vergleichs und der ständigen Bestätigung geschaffen, die wenig mit echtem Wert oder Inhalt zu tun hat. Der Einfluss von Algorithmen auf das, was wir sehen, lesen und konsumieren, ist größer denn je. Es verändert die Art, wie wir Informationen wahrnehmen.

Pallenberg sieht in dieser Entwicklung eine Gefahr für die menschliche Kommunikation. „Wir müssen darüber nachdenken, dass wir in Zukunft keine Markierung für AI-Kunst haben, sondern für von Menschen geschaffene Kunst“, betonte er.

Er fordert, dass wir uns auf das Wesentliche besinnen – hinter jedem Inhalt stehen Menschen, die mit Leidenschaft und Emotionen agieren. Am Ende bleibt die Botschaft, die Menschlichkeit in der zunehmend von Technologie geprägten Welt zu bewahren – er hebt hervor: „Am Ende des Tages gilt es, Mensch zu bleiben.“

Internet World Austria berichtet in Zusammenarbeit mit dem Studiengang Marketing und Kommunikation der FH St. Pölten von der DMEXCO. Dieser Artikel wurde von Leonie Langschwert und Hannah Müllner verfasst.

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Chris Budgen

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