Das Chaos mit dem Staatspreis Digitalisierung

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Albert Sachs
Österreich verleiht seine Staatspreise als Anerkennung und Würdigung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit einzelner Unternehmen und ganzer Branchen. Der Staatspreis Digitalisierung wird eher nach Belieben vergeben. Bringt endlich Ordnung in dieses Chaos!

Staatspreise werden verliehen. Gerne verliehen. Staatspreise werden vergessen. Staatspreise werden eingestellt. Branchen ändern sich eben. Staatspreise sollten eine der höchsten Auszeichnungen der Republik sein. Doch beim Staatspreis Digitalisierung scheint das völlig anders gelagert. Ein Staatspreis als Zufallsprodukt. Als Spielball zum Aufpolieren von StaatssekretärInnen-Images und MinisterInnen-Biografien. Ein Paradebeispiel für den ebenso lieb- wie verantwortungslosen Umgang mit einem Staatspreis.

„Der seit 2019 jährlich vergebene Staatspreis Digitalisierung wurde dieses Jahr beim 4GAMECHANGERS Festival in der Wiener Marx-Halle in sechs Kategorien verliehen“, heißt es noch heute auf der Website des Bundeskanzleramts. Das ist schlichtweg falsch.

Zwar wurde der Staatspreis für Digitalisierung 2023 tatsächlich am 14. Mai 2024 von der damals zuständige Staatssekretärin Claudia Plakolm verliehen. Doch keineswegs wird dieser Staatspreis seit 2019 regelmäßig vergeben. Ganz im Gegenteil. Der Staatspreis für Digitalisierung erlebte und erlebt eine höchste wechselhafte Geschichte.

Die Wurzeln dieses Staatspreis reichen bis in das Jahr 1997 zurück, als der „Staatspreis Multimedia und e‑Business“ erstmals ausgeschrieben und unter diesem Titel tatsächlich auch verliehen wurde. Ab 2009 und bis 2015 allerdings nur noch im Zwei-Jahresrhythmus.

Danach folgte eine kurze schöpferische Staatspreis-Pause, ehe „als zeitgemäße Neuauflage des Staatspreises Multimedia und e‑Business“ 2017 erstmals der Staatspreis Digital Solutions ausgeschrieben und auch vergeben wurde. Im Jahr 2019 folgte dann die Premiere für den Staatspreis Digitalisierung, der sogar 2019 und dann auch noch 2020 tatsächlich vergeben wurde. An diese beiden Jahre schloss allerdings erneut eine digitale Staatspreisepause an, ehe der Staatspreis Digitalisierung 2023 wiederbelebt und schließlich 2024 auch verliehen wurde.

Jetzt ist wieder Pause angesagt. Zumal dem Staatspreis Digitalisierung mit der Absage des 4GAMECHANGERS Festivals 2025 die öffentliche Bühne abhanden gekommen ist. Außerdem gibt es seit der Nationalratswahl im September nicht mehr wirklich eine ressortverantwortliche und handlungsaktive Digitalisierungs-Staatssekretärin. Ein Staatspreis Digitalisierung ist jedenfalls weder für 2025 noch – bei einer Vergabe im Zwei-Jahresrhythmus – für 2026 ausgeschrieben.

Wie der Staatspreis Digitalisierung wurden in der jüngeren Vergangenheit zwar immer wieder gerne Staatspreise für die unterschiedlichsten Disziplinen, mit individueller Intention und nach eigenen Konzepten ausgeschrieben, doch eine einheitliche Linie fehlt vielfach. Es mangelt an klaren Vorgaben für die generelle Auslobung und Vergabe von Österreichischen Staatspreisen. Die immerhin als eine Art höchstes Gütesiegel der Republik gelten.

Als Gegenthese zum Schlingerkurs um den Staatspreis Digitalisierung darf der Staatspreis PR gesehen werden. Diese „höchste Auszeichnung der Republik für exzellente PR-Arbeit“ wird seit 1984 verliehen. Ohne große Pausen und ganz ohne ständige Regel- und Namensänderungen. Das ist wohl in erster Linie ein Verdienst des PRVA (Public Relations Verband Austria), der als starke Interessenvertretung als Organisator – Auslober war und ist seit jeher das Wirtschaftsministerium – steht.

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