Erstmals beschäftigen österreichische Start-ups mehr als 20.000 Mitarbeiter. Auch wenn nicht alle Start-ups ein einfaches Jahr hinter sich haben, so hat die durch Covid-19 befeuerte Digitalisierung vielen jungen Tech-Unternehmen in Österreich einen neuen Schub verliehen – vier von fünf Start-ups werden auch 2021 neue MitarbeiterInnen einstellen, 10.000 neue Jobs sind bereits eingeplant. „Start-ups nehmen damit eine zentrale Rolle im Wiederaufbau der Wirtschaft nach der Krise ein”, sagt Markus Raunig, Vorstand von Austrian Startups.
Ihre immer wichtigere Rolle für die Gesellschaft und die besondere Agilität in Krisensituationen beweist auch die Tatsache, dass 2020 jedes vierte Start-up in Österreich an Lösungen zur Bewältigung der Corona-Krise gearbeitet hat. Der Fokus richtet sich zudem verstärkt auf lokale österreichische und europäische Zulieferer. „Die Robustheit des Start-up-Sektors in der Krise zeigt sich auch darin, dass die Höhe der durchschnittlichen Unternehmensbewertungen bei Finanzierungsrunden im Vergleich zum Vorjahr substantiell zugenommen hat. Ein immer größerer Anteil der österreichischen Startups befindet sich, auch international, auf einem erfolgreichen und nachhaltigen Wachstumskurs”, so Dr. Rudolf Dömötör, Direktor des WU Gründungszentrums.
Die Bewältigung der Klimakrise und ökologische Ziele sind für zwei Drittel der heimischen Startups ein zentraler Bestandteil ihres Handelns. „Start-ups beweisen, dass sie nicht nur kurzfristig durch innovatives Handeln auf die aktuelle Situation reagieren, sondern auch langfristig agieren und als Motor für die grüne Transformation der Wirtschaft fungieren. In einer Sonderauswertung zu Green Startups werden im aktuellen Bericht die Spezifika und Herausforderungen für diese wachsende Gruppe von Unternehmen beleuchtet,” argumentiert Prof. Karl-Heinz Leitner, Senior Scientist am AIT und wissenschaftlicher Leiter des Projekts.
Nach intensiver Vorbereitung wird mit dem Austrian Startup Monitor 2020 die neueste Auflage Österreichs größter und umfassendster Studie zur Start-up-Landschaft präsentiert. Über 595 Startup-GründerInnen wurden im abgelaufenen Jahr zu Status, Perspektiven und Umfeld befragt. Insgesamt sind mehr als 2.600 Startup-Gründungen – mehr als die Hälfte davon in Wien – seit 2009 in die Studie eingeflossen. Die Ergebnisse zeigen aktuelle Entwicklungen zu Gründungsteams, Geschäftsmodellen, Internationalisierungsstrategien und zur Finanzierung von Startups. Darüber hinaus wurde dieses Jahr ein besonderer Fokus auf die Welt der Green Start-ups sowie die Auswirkungen der Corona Pandemie auf die Startup-Szene gelegt.
Der jährlich erscheinende Monitor ist das Ergebnis einer Zusammenarbeit des AIT Austrian Institute of Technology, der Think Tanks AustrianStartups und des Gründungszentrums der Wirtschaftsuniversität Wien. Unterstützt wurde die Durchführung der Studie in erster Linie vom Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort sowie vom Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie, von der Wirtschaftskammer Österreich und vom Rat für Forschung und Technologieentwicklung. Die bundeslandspezifischen Analysen wurden von einigen zentralen Institutionen aus den Bundesländern finanziert wie die Wirtschaftsagentur Wien, die tecnet equity NÖ Technologiebeteiligungs-Invest GmbH, das Gründerservice der Wirtschaftskammer Oberösterreich, der Science Park Graz und die Standortagentur Tirol.
Top-Facts des Austrian Startup Monitor 2020
● Jedes vierte Start-up hat im vergangenen Jahr aktiv an der Entwicklung von Lösungen für die Covid-19-Krise gearbeitet. Weitere 7 Prozent planen, in der Zukunft konkrete Lösungsideen umzusetzen.
● In Österreich gibt es rund 1.300 Start-up-Gründerinnen und 5.700 Start-up-Gründer. Der Anteil von Gründerinnen ist dabei seit 2018 von 12 Prozent auf über 18 Prozent gestiegen. Über 35 Prozent der Start-ups haben zumindest eine Frau im Gründungsteam.
● Die durchschnittliche Mitarbeiterzahl hat seit dem ASM 2019 erneut leicht zugenommen. Start-ups beschäftigen nun im Schnitt 9,6 MitarbeiterInnen, während es im Vorjahr noch 9,4 waren. In Summe umfasst der österreichische Start-up-Sektor mittlerweile über 20.000 Beschäftigte.
● Fast vier von fünf Start-ups haben vor, in den nächsten zwölf Monaten zusätzliche MitarbeiterInnen einzustellen. Dies entspricht einem geplanten Mitarbeiterwachstum von über 50 Prozent gegenüber dem aktuellen Stand. Hochgerechnet auf die Gesamtzahl der österreichischen Start-ups sollen demnach rund 10.000 neue Arbeitsplätze geschaffen werden.
● IT und Softwareentwicklung bleiben für Start-ups die wichtigsten Branchen, wenngleich der Anteil in den vergangenen Jahren sukzessive gesunken ist und aktuell 29 Prozent ausmacht. In den Bereichen Konsumgüter (10 Prozent), Life Science (10 Prozent), Kreativwirtschaft (9 Prozent) und Bildung (6 Prozent) sind Zuwächse zu verzeichnen.
● 63 Prozent aller Start-ups leisten einen Beitrag für eine nachhaltige Entwicklung und werden als Green Startup eingestuft. Für 27 Prozent der Start-ups stellt die Erreichung von ökologischen Zielen sogar ein vorrangiges Ziel dar. Bei diesen „Green Impact Start-ups“ steht die Umsetzung von Produkten und Dienstleistungen, die einen nachhaltigen Konsum bzw. eine nachhaltige Produktion ermöglichen, an erster Stelle.
● Die Analyse von Spin-offs zeigt, dass 21 Prozent der österreichischen Start-ups zu den akademischen Spin-offs zählen und 16 Prozent aus bestehenden Unternehmen gegründet wurden. Der Anteil hat sich im Vergleich zum Vorjahr zugunsten der ersteren Gruppe verschoben.
● Mehr als 90 Prozent der österreichischen Start-ups erzielen bereits Umsätze im Ausland oder planen, in naher Zukunft auf internationalen Märkten aktiv zu werden. Jedes fünfte Start-up erwirtschaftet bereits Gewinne.
● Mehr als die Hälfte der Startups (52 Prozent) hat bereits externes Kapital erhalten. Im Vergleich zum ASM 2019 hat die Höhe der Bewertungen bei der letzten Finanzierungsrunde substantiell zugenommen.
● Der Anteil an Start-ups, die die aktuelle Geschäftslage als schlecht (2019: 7 Prozent; 2020:10 Prozent) oder sehr schlecht (2019: 1 Prozent; 2020: 3 Prozent) beurteilen, ist im vergangenen Jahr etwas gestiegen. Trotz der wirtschaftlich angespannten Situation beurteilt jedoch immer noch rund die Hälfte aller Start-ups die aktuelle Situation als sehr gut (15 Prozent) oder gut (31 Prozent).
● Künstliche Intelligenz bleibt der bedeutendste Technologietrend. 60 Prozent der Befragten betrachten KI als einen der fünf wichtigsten Zukunftstrends. Danach folgen Big Data (35 Prozent), erneuerbare Energien (34 Prozent) und Automatisierung (28 Prozent).
● Einige Trends aus den Vorjahren wie Internet of Things (2019: 28 Prozent, 2020: 23 Prozent) sowie Virtual & Augmented Reality (2019: 28 Prozent, 2020: 23 Prozent) haben hingegen etwas an Bedeutung verloren.
● 58 Prozent der teilnehmenden Start-ups haben zumindest eine öffentliche Unterstützungsmaßnahme im Zuge der Corona-Krise in Anspruch genommen. Ein Großteil der Start-ups wünscht sich in Zukunft Unterstützung, die spezifischer auf die Bedürfnisse von Startups eingeht. Hierbei stehen besonders Anreize für mehr Risikokapital (46 Prozent), niedrigere Lohnnebenkosten (42 Prozent) und bessere Möglichkeiten zur Mitarbeiterbeteiligung (28 Prozent) im Fokus.