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© Caro Strasnik

Katja Novy-Hupfer, Gründerin der Below the Line-Agentur Herzblut: „Die Eventbranche lebt von den Menschen, die dahinterstecken.”

Katja Novy-Hupfer, Herzblut: „Die Live Event-Branche wird es immer brauchen.“

Katja Novy-Hupfer, Leiterin der Agentur Herzblut, spricht über Herausforderungen und Chancen der Eventbranche, den Einfluss von Budget und Kreativität sowie den wachsenden Einsatz von Technologien wie KI im Eventmanagement.

Angesichts Ihrer aktiven Rolle in der Eventbranche würden wir gerne Ihre Einschätzung zu einem Vergleich ziehen. Wie würden Sie den Unterschied zwischen österreichischen Events und internationalen Großveranstaltungen, wie beispielsweise dem Feuerwerk in Disneyland und dem Silvesterfeuerwerk in Wien, beschreiben?

Novy-Hupfer: Es hängt sicher mit der Größe und den budgetären Verhältnissen zusammen, denn wo es groß ist, ist auch oft mehr Budget da. Der Österreicher gibt tendenziell nicht unnötig Geld aus. In der Eventbranche sieht man das deutlich – man versucht, mit dem Budget hauszuhalten. Außerdem gibt es behördliche Auflagen, die wir als Gäste oft nicht bemerken. Im Disneyland haben sie ihre eigenen Regelungen, weil sie dort ja auch situiert sind. In Wien wird der Luftraum kontrolliert, deshalb ist sowas hier grundsätzlich schwerer umzusetzen. Das spielt sicher auch eine Rolle.

Heißt das, dass erfolgreiche Events oft nur eine Frage des Budgets sind?

Novy-Hupfer: Nein, auf keinen Fall! Als ich mit meiner Agentur begonnen habe, war mein Slogan eigentlich immer „Auch kleine Budgets können große Wirkung erzielen.“ Es kommt auf den kreativen Input an. Wenn weniger Geld zur Verfügung steht, muss man eben andere Wege finden, die genauso viel Aufmerksamkeit erzielen. Kreativität spielt hier eine große Rolle, auch wenn es Kunden gibt, die ganz klare Vorstellungen haben und bei denen es nicht immer gefragt oder gewünscht ist.

Welche Stärken würden Sie der österreichischen Eventbranche zuschreiben? Gibt es etwas, das sich von den „Big Playern” in den USA unterscheidet?

Novy-Hupfer: Das ist schwer zu beurteilen, weil ich fast ausschließlich in Österreich aktiv bin. Die Eventbranche hier ist sehr kompakt, alle kennen sich untereinander. Außerdem ist Österreich so klein, dass man eigentlich ungefähr weiß, wie weit und wo man sich mit seiner Kreativität hinbewegen kann. Hier ist die Kreativität grundsätzlich nicht eingeschränkt, aber die Dimensionen sind kleiner. Natürlich nutzen wir unsere einzigartigen Locations, wie Wien, aber ein ganz spezielles „Österreich-Alleinstellungsmerkmal” fällt mir spontan nicht ein.

Sie haben das Thema Kreativität bereits angesprochen. Wie kreativ ist man heute noch selbst oder nimmt die KI bereits Einfluss auf den kreativen Prozess?

Novy-Hupfer: Das Thema KI wird sicher immer relevanter. Ich merke an mir selbst schon, dass ich vor 15 Jahren kreativer war als jetzt. Das heißt aber nicht, dass ich nicht mehr kreativ bin, sondern dass ich schon irrsinnig viel gesehen habe. Außerdem ist bei der Kreativität immer die Frage, was man selbst für einen Radius hat. KI kann in Bereichen, wo man routiniert ist, frischen Wind bringen. Im Team zu brainstormen, ist für mich nach wie vor wichtig. Wenn man allerdings mit Themen konfrontiert wird, die man schon hundertmal gemacht hat und schon zu sehr abgebrüht ist, hilft uns die KI mit Sicherheit positiv weiter verschiedene Perspektiven einzubringen.

Wie hat sich das Eventmanagement in den vergangenen Jahren verändert? Welche Rolle spielt KI hier?

Novy-Hupfer: Ein großer Einschnitt war sicher Corona, das hat uns alle in Panik versetzt. Wir haben auf digitale und hybride Formate umgestellt, aber gelernt, dass die Menschen Live-Events wollen. Diese Erfahrung hat uns die Sicherheit gegeben, dass unsere Branche unersetzbar ist. Da können die tollsten Online-Konzepte oder digitalen Ideen echten Live-Erlebnissen nicht das Wasser reichen.

Wenn wir über die Digitalisierung und Events sprechen – gibt es Bereiche, in denen digitale Formate trotzdem besser funktionieren?

Novy-Hupfer: Das hängt vom Event ab. Bei Kongressen ist es sinnvoll, digitale Elemente wie Programme oder Zugänge zu integrieren. Bei Familienevents hingegen wollen die Leute das Digitale eher vermeiden, weil man den persönlichen Kontakt pflegen will. Es kommt also immer darauf an, was man mit dem Event erreichen will und wer die Zielgruppe ist.

Ein weiteres großes Thema ist Nachhaltigkeit. Wie steht es um Green Events in Österreich, besonders bei internationalen Gästen?

Novy-Hupfer: In den letzten zwei Jahren habe ich eher wenig von Green Events gehört. Davor hatte ich aber viel damit zu tun, deswegen weiß ich, dass Green Events sehr strengen Kriterien unterliegen. Es gibt Kriterien, die man nicht umgehen kann, und das Einfliegen von Gästen ist ein Ausschlusskriterium. Es gibt ein Punktesystem, und wenn man in einer Kategorie nicht die nötigen Punkte erreicht, bekommt man das Green-Event-Label nicht. Es ist also nicht einfach, solche Events international umzusetzen, vor allem wenn Gäste von weit her anreisen.

Welche Trends erkennen Sie derzeit in der Eventbranche?

Novy-Hupfer: Vor allem im Business-Bereich ist die Kombination von digitalen und Live-Elementen wichtig. Ansonsten geht es stark um die Themen Programm, Inszenierung und Angebot. Ein Event muss mittlerweile außergewöhnlich gestaltet sein, so viele Menschen schon so viel gesehen haben. Hier spielt Gamification auch eine Rolle – Menschen interagieren gern und suchen innovative Erlebnisse.

Angesichts der Flut an Werbemaßnahmen könnte man vermuten, dass viele Promotion-Aktionen untergehen. Warum setzt man trotzdem noch darauf?

Novy-Hupfer: Wir haben mit unseren Kunden bis jetzt sehr viel Promotion gemacht. Es geht nämlich darum, das Produkt zu erleben. Ein Produkt, das man probieren kann, bleibt stärker im Gedächtnis. In der Lebensmittelindustrie zum Beispiel ist das Verkosten, das direkte Erleben, immer noch entscheidend, um beim Kunden Eindruck zu hinterlassen.

Kann man also Live-Promotion über digitale Promotion stellen?

Novy-Hupfer: Das Schönste für eine Marke ist grundsätzlich ein Marketing-Mix, das beinhaltet alles. Natürlich ist das aber auch eine budgetäre Geschichte. Grundsätzlich kann man aber sagen, dass Live-Marketing schon weniger Leute erreicht und sich schwerer messen lässt. Es schafft aber viel qualitativere Kontakte. Im digitalen Bereich ist die Reichweite größer, doch die Aufmerksamkeitsspanne der User oft geringer. Es braucht also immer eine Mischung aus beiden, da jeder Kanal seine eigenen Vorteile hat und es natürlich auch darauf ankommt, was man bewerben möchte.

Zum Abschluss – gibt es noch etwas, das Ihnen besonders am Herzen liegt?

Novy-Hupfer: Ich bin froh, dass junge Leute Interesse an der Eventbranche zeigen. Unsere Branche ist klein, und es ist wichtig, dass neue Generationen nachkommen, die mit frischen Ideen und Engagement dabei sind.

Internet World Austria berichtet in Zusammenarbeit mit dem Studiengang Marketing und Kommunikation der FH St. Pölten. Dieser Artikel wurde von Lisa Karacs und Anna Riedl verfasst.

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