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Julia Jobst

Julia Jobst, Jung von Matt/Donau: „Es macht Sinn, Werbung zu personalisieren.“

Julia Jobst, Projektmanagerin bei Jung von Matt/Donau, spricht im Interview über die Vorteile von Online – Werbung und darüber, warum sich Unternehmen noch scheuen, 1:1-Personalisierung einzusetzen.

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Das Thema Digitalmarketing ist seit Jahren in aller Munde und wird gerade durch die wachsende Nutzung von sozialen Netzwerken immer bedeutender. Jung von Matt ist eine Agentur, die sich vor allem mit TV – Werbespots und Storytelling einen Namen gemacht hat. Wie gut seid ihr für diese neuen Herausforderungen gewappnet?

Julia Jobst: Wichtig ist es, Online-Werbung als komplett eigenes Thema aufzugreifen. Neben einem TV-Spot wird beispielsweise ein eigenes Werbevideo nur für soziale Netzwerke gedreht. Dazu braucht es natürlich Expertise, die kann man sich entweder durch ExpertInnen von außen dazu holen oder intern aufbauen.

Hat Jung von Matt/Donau hier einen Vorteil gegenüber den Mitbewerb?

Jobst: Auf jeden Fall haben wir den Vorteil, dass unser Mutterkonzern in Hamburg uns immer wieder mit neuen Informationen versorgt. Der deutsche Markt ist hier etwas schneller als der österreichische, deshalb haben wir einen kleinen Vorsprung.

Haben sich die Inspirationsquellen Werbeschaffender Ihrer Meinung nach durch die Digitalisierung verändert?

Jobst: Die Digitalisierung hat sicher geholfen, mehr Volumen an Inspiration zusammen zu holen. Aber es ist auch viel schwieriger, immer neue Ideen zu finden, von denen dann niemand behauptet, dass man sie von wo anders abgekupfert hat.

Unterscheiden sich die Zielgruppen und Ziele der klassischen und der Digitalen Mediawerbung stark und wie sehr müssen Agenturen das berücksichtigen?

Jobst: Ich würde nicht sagen, dass sich die klassische Zielgruppe von der digitalen Zielgruppe unterscheidet, sondern dass man die Zielgruppe digital einfach zielgesteuerter ansprechen kann. Das kommt natürlich auch aufs Ziel an. Gerade wenn man schnell Bekanntheit erlangen will, ist die klassische Mediawerbung von Vorteil, bei zielgerichteter Steuerung die digitale Werbung.

Definiert man die Zielgruppe noch über das Alter oder zieht man eher andere Aspekte, die man vor allem im Digitalmarketing berücksichtigen kann, heran?

Jobst: Vor zwei Jahren hätte ich gesagt, Alters – Targeting ist tot, sondern es wird viel mehr dieses Interessens-Targeting verwendet und geschaut, wonach die Leute gesucht haben. Das ist mittlerweile ein bisschen verloren gegangen, da man jetzt Cookies akzeptieren muss. Ich glaube schon, dass Alters-Targeting weiter bestehen bleibt, das ist auch die leichteste Metrik, um seine Zielgruppe einzugrenzen. Und natürlich Plattform-spezifisches Targeting, das wird sich auch weiterentwickeln.

Daten sind das neue Gold. Wie nutzt Jung von Matt/Donau Daten bei euren Werbekampagnen?

Jobst: Der kreative Prozess ist bei uns dem Menschen überlassen, Daten spielen im strategischen Prozess eine Rolle und Reporting nach der Kampagne ist natürlich wichtig. Ich würde sagen, ganz am Anfang und ganz am Schluss, um für die nächste Kampagne zu sehen, was gut funktioniert hat und was besser gemacht werden kann.

Glauben Sie, dass die klassische Werbung irgendwann komplett von Digitaler Werbung abgelöst wird oder sehen Sie Digitalmarketing als Ergänzung, um mehr Touchpoints zu schaffen?

Jobst: Es wird noch dauern bis klassische Medien abgeschafft werden. Wir brauchen diesen Eskapismus auch, denn manchmal ist man auch von Online einfach überfordert. Ich glaub auch nicht, dass eine Zeitung besteht, weil es gelernt ist, sondern weil sie eine ganz andere Rolle erfüllt als das Handy. Klassische Werbung hat genauso ihre Berechtigung und auch Vorteile gegenüber Online Werbung, wie zum Beispiel eine vergrößerte Aufmerksamkeitsspanne, außer man holt gerade Chips in der Werbepause (lacht).

Wie stehen Sie zu dem bei der DMEXCO angesprochenen Trend  1:1‑Personalisierung, wo Werbung individuell an die einzelnen KundInnen angepasst wird?

Jobst: Aus Kreationssicht einer Werbeagentur ist es schwierig diese unterschiedlichen Werbemittel zu erstellen, man braucht unterschiedliche Models, unterschiedliche Locations, unterschiedliche Requisiten. Für jedes Bild müssen die Rechte angefragt werden. Die Produktion der Werbemittel ist sicher etwas wovor die Unternehmen sich noch scheuen, dass auch wirklich in großer Manier umzusetzen. Ich denke aber, dass es auf jeden Fall Sinn macht, Werbung zu personalisieren.

Internet World Austria berichtet in Zusammenarbeit mit dem Studiengang Marketing und Kommunikation der FH St. Pölten von der DMEXCO. Dieses Interview wurde im Zuge der Kooperation von Anna – Lena Horak und Medea Karbus durchgeführt.

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