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Alistair Thompson, Creative Director und Partner von DMB., mit einem symbolischen Löwen aus dem Kindermalbuch seiner Tochter

Alistair Thompson, DMB.: „Jede Minute hoffst du auf genau die Mail, die dann gekommen ist.”

Alistair Thompson, Creative Director und Partner von DMB., spricht im Interview über die einzige (Bronze-)Auszeichnung für Österreich bei den heurigen Cannes Lions, die DMB. für die Letzte Generation abräumen durfte und liefert spannende Insights.

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Was ist Ihnen als erstes durch den Kopf gegangen, als Sie die Nachricht erreichte, dass DMB. bei den Cannes Lions eine Bronze-Trophäe abgeräumt hat? 

Alistair Thompson: Unglaubliche Erleichterung. Mit der Veröffentlichung der Shortlist beginnt nämlich ein immenser Nervenkitzel. Du bist drauf, also lebt die Chance auf einen Löwen. Dann heißt es tagelang warten. Und jede Minute hoffst du, auf genau die Mail, die dann gekommen ist.

Was war der ursprüngliche Impuls oder das Briefing für „Sights of Tomorrow“ – und wie hat sich daraus eine so visionäre Idee entwickelt? 

Thompson: Die Letzte Generation hat uns gefragt, ob wir nicht Ideen für sie hätten, wie man das Thema Klimawandel der Öffentlichkeit ohne Klebeaktionen oder dergleichen näherbringen könnte. Aber radikal aktionistisch solle es schon sein. Wenig später habe ich auf Instagram ein Spass-Posting gesehen, wo jemand ein falsches Bild auf Google Maps geladen hat. Und da hat es Klick gemacht. Als wir uns dann nähe mit der Plattform beschäftigt haben, ist uns relativ schnell aufgefallen, dass man auch das Datum der Bilder in die Zukunft legen kann. Das war der Grundstein der SIGHTS OF TOMORROW.

Die Kampagne verbindet Technologie und gesellschaftliche Relevanz auf besondere Weise. Wie wichtig war Ihnen die ethische Dimension bei der Entwicklung der Botschaft? 

Thompson: Sowohl für Letzte Generation als auch für uns bei DMB. war es wichtig, dass unsere mit KI manipulierten Bilder so realitätsnah wie möglich sind. Leider sagen die Daten eine wirklich erschreckende Zukunft voraus und die haben wir visualisiert.

Welche Rolle spielte die Zusammenarbeit mit Expert:innen (z. B. aus der Medizin oder Technologie) bei der Umsetzung? Gab es Erkenntnisse, die Sie kreativ besonders inspiriert haben? 

Thompson: Für die SIGHTS OF TOMORROW haben wir uns eine Vielzahl der öffentlich verfügbaren Klimamodelle angesehen. Die erschreckende Wahrheit: es kommen alle zum gleichen Schluss: wenn wir nichts tun, sieht es bald düster aus. Das hat uns erst recht motiviert.

Was waren die größten Herausforderungen – kreativ, technisch oder kommunikativ – bei der Umsetzung dieser Kampagne? 

Thompson: Der erste Launch der Aktion war relativ einfach. Wir haben die Bilder erstellt und über eine Vielzahl von Fake-Profilen hochgeladen. Die Aktion wurde auch sehr schnell von den Medien international aufgegriffen. Als eine französische Nachrichtenagentur bei Google selbst um eine Stellungnahme anfragte, reagierte der Konzern und begann unsere manipulierten Bilder offline zu nehmen. Das stellte uns dann vor die größte Herausforderung: wie können wir die Search-Bots von Google überlisten. Nach einigen Versuchen in einer langen Nacht fanden wir die Lösung: Indem wir Menschen in jedes Bild dazu prompteten, wurden unsere Uploads von den Google-Bots als zulässig eingestuft. Und zusätzlich konnten wir uns über weitere globale Berichterstattung freuen.

Ein Cannes-Löwe ist eine große Auszeichnung. Was bedeutet dieser internationale Erfolg für Euch als Agentur – und was nehmen Sie davon für künftige Projekte mit? 

Thompson: Dieser Löwe und auch unsere Shortlist für das RosaLilaLand für die Wiener Städtische, sind die Bestätigung dafür, dass unsere Ideen zu den besten der Welt gehören. Den erfreulichen Effekt davon konnte man gleich am nächsten Tag nach dem Gewinn merken: überall in der Agentur haben sich hochmotivierte Kreative neue Ideen zugeworfen. Alle mit dem Ziel, nächstes Jahr in Cannes noch erfolgreicher zu sein. Ich bin mir sicher, das gelingt uns.

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