Sammelsurium an Allgemeinplätzen über Marketing

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Maximilian Mondel
Auf Basis einer weltweiten Umfrage unter Marketingverantwortlichen haben die UnternehmensberaterInnen von Deloitte die Marketing-Trends für 2023 identifiziert. Die meisten "Ergebnisse" der Studie bestätigen gängige Consulting-Company-Klischees.

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„Deloitte Marketing Trends: Unternehmen investieren 2023 trotz Krisen verstärkt in Marketingmaßnahmen” titelte eine Pressemitteilung der Consultants von Deloitte Mitte Februar. Im dritten Absatz besagter Pressemitteilung ist dann folgendes Zitat von Marcus Riedler, Partner bei Deloitte Österreich, zu lesen: „In Krisenzeiten müssen Unternehmen optimieren und den Sparstift ansetzen. Die Kreativabteilungen trifft es dabei oft als erstes. Dabei braucht es genau dann innovative Köpfe und starke Kommunikationskampagnen. Das scheinen die Unternehmen jetzt erkannt zu haben: Sie feilen intensiv an ihren Marketingstrategien und sind bereit, dafür auch Geld in die Hand zu nehmen.“ Diese paar Zeilen sind ein Widerspruch, wie er ärger nicht geht. Mit Marktforschung hat das recht wenig zu tun. Aber genau die soll hier betrieben worden sein. Basis ist – so steht zu lesen – eine Umfrage unter mehr als 1.000 Marketingverantwortlichen weltweit sowie qualitative Interviews. Und daraus haben die smarten Jungs und Mädels von Deloitte schließlich vier Trends destilliert.

Deloitte-Trend Numero 1: Anstatt ihre Ausgaben zu senken, setzen 75 Prozent der von Deloitte Befragten auf Wachstum und investieren in Marketingmaßnahmen. Marketing ist nicht Werbung, und Werbung ist nicht Marketing, aber wer aktuell mit den Werbevermarktern sämtlicher Mediengattungen spricht, wird wenig bis gar nichts von dieser angeblichen Marketingoffensive von drei Viertel aller Unternehmen spüren. Die messerscharfe Analyse in Richtung der Marketingentscheider von Deloitte: „Vor allem die Erschließung neuer Märkte sowie die Implementierung neuer digitaler Technologien sollen im Marketingbereich vorangetrieben werden.” Danke für den Tipp, Deloitte!

Deloitte-Trend Numero 2: 85 Prozent der von Deloitte Befragten geben an, dass nachhaltigerer Produkt- und Dienstleistungsangebote und langfristige Nachhaltigkeitsverpflichtungen auf der To-Do-Liste für 2023 ganz oben stehen. Sagt Deloitte. Vielleicht haben ja 85 Prozent der Marketingentscheider schon einmal in einer stillen Stunde an das Thema Nachhaltigkeit gedacht und sich überlegt, dass man das auch mal in die Überlegungen einfließen lassen sollte, aber dass 85 Prozent aller Unternehmen schon nachhaltige Marketing-Strategien implementiert haben oder gerade dabei sind, ist (leider) beim besten Willen nicht vorstellbar.

Deloitte-Trend Numero 3: „Unternehmen sollten jetzt ihre Rahmenbedingungen für kreatives Schaffen optimieren, um das interne Potenzial voll ausschöpfen zu können. Vor allem die Förderung der bereichsübergreifenden Zusammenarbeit und der Risikobereitschaft kann sich hier positiv auswirken“, leiten die Deloitte-Marktforscher aus ihrer Umfrage ab. Und was heißt das genau? Irgendwie fühlt man sich an Zeilen aus der Doktorarbeit von Ex-Ministern Christine Aschbacher erinnert. Was wohl gesagt werden soll, ist: „Kreativität ist gut für’s Geschäft.” Das betont der Creativ Club Austria (CCA) seit zwei Jahrzehnten. Aber das ist kein Trend, sondern sollte jedem Marketer seit den ersten Einheiten im Marketingstudium klar sein.

Deloitte-Trend Numero 4: Laut Deloitte-Studie planen 41 Prozent der Marketingverantwortlichen weltweit ihre Werbestrategien mit Blockchain zu stützen, und 84 Prozent der Marketer wollen in den kommenden zwei Jahren Erfahrungen im Metaverse sammeln. Beide Zahlen lassen zwar die Herzen entsprechender Anbieter und Dienstleister höher schlagen, sind aber viel zu hoch gegriffen.

Insgesamt ist die Presseaussendung von Deloitte über besagte Eigenstudie (hier Wort für Wort nachzulesen) ein wie eine Durchhalteparole daherkommendes Sammelsurium an Allgemeinplätzen über Marketing garniert mit maßlos überzogenen Einschätzungen von aktuellen Megatrends (Nachhaltigkeit, Blockchain-Technologie, Metaverse). Irgendwie kurios.

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