Österreichs AI-Fabrik für einen Supercomputer

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Albert Sachs
Die neue Regierung hat als eines ihrer ersten Leuchtturmprojekte die AI Factory Austria (AI:AT) vorgestellt. Sie ist Teil des gesamteuropäischen Rechner-Projekts EuroHPC. Klingt gut. Wird hoffentlich auch gut.

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Satte 40 Millionen Euro aus EU-Töpfen fließen in die neue AI Factory Austria (AI:AT), die am 12. März vorgestellt wurde. Österreichs AI-Fabrik soll „ein Leuchtturm in der österreichischen Landschaft der Künstlichen Intelligenz“ sein, so das nunmehr von dem für Innovation zuständigen Minister Peter Hanke geführte Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) in einer Aussendung. Wichtiger noch: Die AI Factory Austria ist Teil des „European High Performance (EuroHPC) Joint Undertaking“-Programms. Dahinter steckt eine Initiative der EU für einen gemeinsamen Hochleistungsrechner, mit dem auf dem KI-Sektor vor allem China, aber auch den USA Paroli geboten werden soll. Ein Zukunft‑, ein Hoffnungsprojekt. Noch nicht viel mehr.

Positiv erscheint zunächst die Zusammensetzung des österreichischen Konsortiums, indem Advanced Computing Austria (ACA) und das AIT Austrian Institute of Technology die Führungsrolle übernehmen. Rundherum gruppieren sich diverse Universitäten wie die TU Wien, die Universität Wien, die BOKU, die Universität Innsbruck, die TU Graz und die Universität Linz sowie das Institute of Science and Technology Austria (ISTA), die Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW), der High-Tech Inkubator INiTS und die EODC Earth Observation Data Centre for Water Resources Monitoring GmbH.

Ziel ist der Aufbau eines „speziell für Unternehmensanwendungen ausgelegten hochmodernen Supercomputers sowie ein reichhaltiges Angebot an Unterstützungsdiensten für Anwender:innen“. Auch Start-ups sollen gefördert und insgesamt das „KI-Ökosystem des Innovationsstandortes Österreich“ zum Blühen gebracht werden.

Doch wenn künftig auch viele Millionen Euro an KI-Förderung von der EU nach Österreich fließen, bedeutet das vorerst nichts anderes als die Absicherung bereits bestehender Strukturen, die derzeit in erster Linie im Vienna Scientific Clusters (VSC) gebündelt und an den diverse der genannten Unis und Forschungseinrichtungen bereits angedockt sind. Mit den EU-Millionen soll die bestehende Computer- und KI-Infrastruktur aus- und auch neue aufgebaut werden. Angesichts jener 8 Milliarden Euro, welche die EU bis 2033 insgesamt – und bereits seit 2021 – in EuroHPC stecken will, wirken die 40 Millionen für Österreich aber bestenfalls wie eine Anerkennungsbetrag. Es sind gerade einmal 0,5 Prozent der Gesamtsumme.

Dabei erscheint schon die EU-Gesamtsumme von acht Milliarden Euro im Vergleich zu jenen Hunderten Milliarden US-Dollar, die Unternehmen und auch staatliche Organisationen aus den USA, aber beispielsweise auch aus den arabischen Öl-Staaten in ihre KI-Projekte investieren wollen, als höchst überschaubar. Ganz abgesehen von jenen Summen, die China in die KI stopft.

Wünschenswert wäre jedenfalls, dass noch höhere Budgets in den österreichischen Supercomputer fließen und sich deutlich mehr Unternehmen aus der Wirtschaft an der AI Factory Austria beteiligen. Seitens der EU ist zudem der Aufbau von weiteren AI Fabriken in Bulgarien, Deutschland, Frankreich, Polen und Slowenien geplant. Supercomputer arbeiten auf europäischem Boden bereits in Bulgarien, Deutschland, Finnland, Italien, Luxemburg, Portugal, Slowenien, Spanien und in Tschechien. Da dürften die Summen für jede einzelne KI-Fabrik kaum ausufern.

Bleibt die Hoffnung, dass die Vernetzung und der Wissenstransfern zwischen diesen Zentren auch funktioniert und mit den EU-Millionen tatsächlich angekurbelt wird, die AI Fabriken und Unis mit der technischen Entwicklung Schritt halten können und Europa wirklich wieder eine Führungsrolle beim Aus- und Aufbau von Schlüsseltechnologien übernehmen kann.

Nur zu einem zum Megastore aufgeblähten Kaufhaus Österreich darf sich die AI Factory Austria keinesfalls entwickeln.

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