Als Schulterschluss aller Mediengattungen, um „auf Bedeutung und hohen Nutzen österreichischer Medien für werbliche Kommunikation und Wirtschaftsstandort Österreich aufmerksam“ zu machen, wird die vor wenigen Tagen vorgestellte Initiative „Made in Austria – Made for Austria“ gefeiert. Für die Dringlichkeit des Anliegens stehen schon die drei Absender der – nicht sonderlich einstimmigen – Botschaft: ORF, der Verband Österreichischer Zeitungen (VÖZ) und der Verband Österreichischer Privatsender (VÖP).
Es geht um nichts weniger als um die Rettung der Demokratie. Zumindest jener in Österreich. Wenigstens der Medienvielfalt in diesem Land. Doch mit dem zweiten Blick zeigt sich, dass den drei Verbündeten die Rettung der Medienfreiheit und Demokratie nicht sonderlich viel Wert zu sein scheint. Nicht „Volle Power!“ lautet die Devise, Halbherzigkeit scheint das bestimmende Motto zu sein.
Setzen wir beim Grundübel von „Made in Austria – Made for Austria“ an. Mit dem ORF und dem VÖZ tragen zwei Proponenten diese Initiative, die sich auf der öffentlichen Bühne gerne als Konkurrenten darstellen, sich jedoch lange die mediale Macht in diesem Land in trauter Zweisamkeit teilten. Sich immer noch teilen. Teilen wollen, um der medialen und wirtschaftlichen Realität gerecht zu werden. Mit im Boot ist auch der VÖP, der Verband Österreichischer Privatsender. Eine seit ihrer Gründung recht zahnlose Organisation, mindestens ebenso viel der Folklore in der österreichischen Medienlandschaft zuzurechnen wie sie andererseits für ihre realmedienpolitischen Anliegen steht. (Doch das ist eine andere Geschichte).
ORF, VÖZ und VÖP stehen längst nicht mehr für die mediale Dreifaltigkeit in diesem Land. Ihr Schulterschluss ist einer mit ziemlich hängenden namensgebenden Körperteilen. Einer mit Lücken. Wenn die drei Partner von einem „alle Mediengattungen” übergreifenden Bündnis sprechen, dann vergessen sie zumindest – und abgesehen von den eigenen Aktivitäten und Interessen in diesem Segment – die ganze Zunft der Digitalmedien. Kein iab Austria und auch nicht deren Unterorganisation OVK (Onlinevermarkterkreis) wurde ins Boot geholt. Aber auch die erst vor wenigen Monaten gegründet Außenwerbe-Organisation Verband Out of Home Austria (OOHA) fehlt. Ebenso der Österreichischer Zeitschriften- und Fachmedienverband (ÖZV) sowie der Dialog Marketing Verband (DMVÖ). Ganz abgesehen von der gesamten RTL-Gruppe mit ihrer Vermarktungsorganisation IP Österreich. Auch keine Spur von einem der diversen Interessenverbände der Werbebranche und Industrie, kein Schulterschluss mit dem Austrian Chapter der IAA (International Advertising Association) oder dem Markenartikelverband, kein Teamplay mit Marketing Club oder Marketinggesellschaft. Sie alle ins Boot zu holen, wäre wirklich ein Schulterschluss.
Stattdessen eine Kleingartenverein-Haltung und dazu eine Initiative, die eher wie eine Trauer-Veranstaltung als ein selbstbewusstes Auf-den-Tischklopfen wirkt. Wenig selbstbewusst und lieblos in Szene gesetzt. Reines Spar-Programm.
Diese Sparefroh-Haltung zeigt sich nicht nur an der überschaubaren Anzahl der Initiatoren von „Made in Austria – Made for Austria“, sondern auch an vielen Details in der bisherigen Umsetzung. Das Spektrum reicht von der fehlenden OTS-Aussendung des ORF, nur der VÖZ und VÖP verkündeten die Aktion per eigener Aussendung – über das in der Qualität bestenfalls an einen Handyschnappschuss heranreichende Foto, das nur der VÖP-Aussendung angehängt war, weder Bildtext noch klar ersichtlichen Copyright-Hinweis aufwies, bis hin zu der schlicht gestalteten Kampagnen-Website www.die-oesterreichischen-medien.at.
Eine Gemeinschafts-Initiative, die viele inhaltliche Mängel und Lücken aufweist. Ein Schulterschluss – mit eingezogenen Köpfen umgesetzt. Und nicht erhobenen Hauptes.