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© Jan Zappner/re:publica

Auch am zweiten Tag der dreizehnten Ausgabe der re:publica drehten sich viele Programmpunkte um Urheberrecht

Die Highlights des zweiten Tages des Digitalfestivals

Der zweite Tag der dreizehnten re:publica bot wieder zahlreiche kritische und visionäre Beiträge sowie Workshops zu allen Themen rund um Digitalisierung.

Am zweiten Tag herrschte wieder großer Andrang bei der re:publica und den begleitend stattfindenden Fackonferenzen. Am morgen hielt der Soziologe Oliver Nachtwey von der Universität Basel eine viel beachtete Keynote: Er sieht in der Ideologie des Silicon Valley eine Religion, Von der Mensch-Maschine bis zur Erschaffung eines neuen Gottes ist die Rede. Er und sein Team haben unzählige Reden der CEOs analysiert und auch einige Tiefeninterviews mit Akteuren geführt. Die Realität hat dabei wenig mit den Idealen der Tech-Community zu tun, dennoch ist der Drang zur Weltverbesserung ernst gemeint. Er dient zur Rechtfertigung eines digitalen Kapitalismus. Das Profitstreben der Konzerne, die Steuervermeidung und dergleichen wird dabei von den Beteiligten als notwendiges übel gesehen, um höhere Ziele zu erreichen.

Ganz weit entfernt sieht Sacha Lobo die Europäer von dieser Ideologie bei der Schlussrede am Vortag. Er sprach von Realitätsschocks. Für ihn leben die Menschen in Europa insgesamt als Gesellschaft in einer Filterblase und sind längst nicht im 21. Jahrhundert angekommen. Sie ignorieren Ergebnisse der Wissenschaft, zudem sieht er die Expertise in einer Krise. Im völlig überfüllten Saal erntete er tosenden Applaus für seine provokanten Statements.

Die Livestreams des heutigen und des vergangenen Tages sind übrigens online verfügbar. Im YouTube-Kanal der re:publica sind zudem auch viele Einzelbeiträge zu finden.

Axel Voss vs. Markus Beckedahl

Ein weiteres Highlight war heute die moderierte Diskussion zwischen Alex Voss (CDU) und Markus Beckedahl,  Gründer von netzpolitik.org und einer der Köpfe hinter der re:publica. Beckedahl warf dm Politiker Unkenntnis seiner eigenen Novelle vor und konfrontierte ihn auch mit einem Interview mit Zeit Online. Dort behauptete Voss, man könne einen ganzen Text auf eine private Webseite kopieren. Das ist natürlich nicht konform mit dem Urheberrecht, was auch Beckedahl anmerkte. Der Netzaktivist warf ihm auch vor, dass man sich bei der Reform zu sehr auf YouTube und Google konzentrierte: “Sie schießen auf YouTube und treffen das halbe Internet.”

Die Highlights des zweiten Tages des Digitalfestivals
Jan Zappner/re:publica

Alex Voss (links) ist als Chefverhandler verantwortlich für die EU-Urheberrechtsnovelle. Auf der re:publica diskutierte er mit Markus Beckedahl (rechts) und wurde dabei auch emotional. Das Publikum positionierte sich ebenfalls eindeutig gegen die Novelle. 

Der Schlagabtausch ging rund eine Stunde weiter. Letztendlich kamen die beiden auf keinen gemeinsamen Nenner mehr. Applaus ernteten lediglich die Aussagen von Beckedahl, Voss hingegen nur Lacher. Auch wenn die Uploadfilter nicht mehr namentlich in der Novelle vorkommen, fürchten Kritiker, dass Plattformen nicht um sie herum kommen werden.

Weitere Programmpunkte aus Österreich

Nach Ingrid Brodnig, Florian Klenk und Sigi Maurer am Vortag, gab es auch am zweiten Tag wieder österreichische Programmpunkte. Barbara Wimmer, Autorin und Journalistin bei futurezone.at, stellte unter dem Titel „Jobchancen adé: Wenn der Computer ‚nein‘ sagt“ den viel diskutierten und kritisch kommentierten Algorithmus des AMS vor, welcher Arbeitssuchende in drei Gruppen einteilt.

Außerdem hielt Annemarie Harant einen Workshop über richtige Aufklärung von Jugendlichen von Tabus wie Menstruation. Harant hat zusammen mit Bettina Steinbrugger in Wien erdbeerwoche gegründet, ein soziales Unternehmen, welches an Schulen über Frauenhygiene aufklärt, Forschung in diesem Bereich betreibt und nachhaltige Produkte vertreibt. Seit 2018 ist zudem die Lernplattform READY FOR RED online, die Jugendlichen spielerisch und ohne Tabus an das Thema heranführen soll. Das Projekt ist mittlerweile an vielen österreichischen Schulen gewesen und will nun auch in Deutschland aktiv werden.

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Gernot Kammerer

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