Viele Telekommunikationsunternehmen (Telcos) versuchen neue Geschäftsfelder außerhalb des Kerngeschäftes zu erschließen. Ernest & Young (EY) hat die Studie „Mehr als Konnektivität – digitale Chancen” durchgeführt und analysiert strategische Chancen europäischer Telekommunikationsunternehmen und prognostiziert deren künftige Entwicklung.
Die Anbieter wollen in eigene Wachstumspotenziale investieren. Die Bereitstellung der Telekommunikationsinfrastruktur, die vorwiegend für Kommunikationszwecke genutzt wird, spielt in Zukunft eine untergeordnete Rolle. So wurden vor vier Jahren 17 Prozent des Marktumsatzvolumens im Internetökosystem mit Konnektivität erzielt. Dieser Prozentsatz wird in den nächsten Jahren weiter sinken.
Der neue Mobilfunkstandard 5G bietet Telcos die Chance neue Geschäftsmöglichkeiten zu erschließen. Vor allem das Internet der Dinge (IoT), die intelligente Vernetzung von Geräten über das Internet und die Analyse der auf diese Weise anfallenden Daten, bieten besondere Chancen sowohl für den B2B- als auch für den B2C-Bereich.
Enormes Wachstumspotenzial des IoT-Marketes
Der IoT-Markt hat ein enormes Wachstumspotenzial und bietet Unternehmen die Möglichkeit Anwendungen wie Smart Cities, Smart Homes, Smart Factories oder auch vernetztem bzw. autonomen Fahren zur Verfügung zu stellen.
Das derzeitige Marktvolumen des IoT-Marktes liegt in Österreich bei ca. 4,2 Milliarden Euro. Laut EY-Prognose soll sich diese Summe bis 2025 auf elf Milliarden Euro erhöhen. Bis 2030 soll sich der IoT-Markt schließlich vervierfacht haben und 16 Milliarden Euro wert sein. Weltweit wird so wie in Österreich mit einer Vervierfachung des IoT-Marktes bis 2025 gerechnet. Dieser wird von 635 Milliarden auf 2,3 Billionen US-Dollar steigen. Bis dahin werden über 50 Milliarden Endgeräte vernetzt sein.
Durch die Bereitstellung der Konnektivität für den IoT-Markt erzielen Telcos am gerade entstehenden Markt einen Anteil von höchstens 15 Prozent. Um am Markt mitmischen und hohe Gewinne erzielen zu können, entwickeln sie einerseits eigene Lösungen für den IoT-Bereich, andererseits gehen sie Kooperationen mit Drittanbietern ein. Die größte Wachstumsrate für den IoT-Makrt wird in den nächsten Jahren dem B2B-Bereich zugeschrieben. Für europäische Unternehmen wird die Herausforderung darin bestehen technologische Ansätze zu bieten, die neben jenen der USA und Asiens bestehen können.
„Um ein größeres Stück vom IoT-Kuchen abzubekommen und US-amerikanischen und asiatischen Wettbewerbern die Stirn bieten zu können, werden europäische Telekommunikationsanbieter ihre Strategie stärker am tatsächlichen Nutzen für Anwender und weniger am technisch machbaren ausrichten müssen“, merkt Drazen Lukac, Partner bei EY Österreich an.
Aufgrund ihres umfangreichen Fachwissens als IoT-Konnektivitätsanbieter und als Hosting- und Cloud-Service-Provider sind Telekommunikartionsunternehmen besonders geeignet verstärkt am Markt mitzumischen. Zudem spielen sie als IoT-Security-Anbieter eine wichtige Rolle.
Der Großteil der IoT-Angebote richtet sich derzeit an technologische Vorreiter. Dadurch bleiben viele europäische Unternehmen außen vor. Viele Mittelständische Unternehmen in Europa beschäftigen sich noch mit grundlegenden Strategien der Digitalisierung. Hier besteht also noch Aufholbedarf.
„Ein stärker kundenorientierter Ansatz bei Produktentwicklung und Vertrieb gehört daher zu den wichtigsten Voraussetzungen für einen größeren Erfolg der Telcos in IoT-Geschäftsfeldern. Das Ziel muss daher sein, für einfache Anwendungen schnell umsetzbare und unkomplizierte Produkte bereitzustellen“, so Severin Eisl Leiter Technology, Media and Telecommunications bei EY Österreich.