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„Seitenblicke” war einmal eine gute Fernsehsendung, …

Maximilian Mondel
Maximilian Mondel
... in der es gegenwärtig in zwei von drei Beiträgen um den ORF selbst oder seine Produktionen geht. Kann man so machen. Findet man aber höchstens im ORF selbst toll. Denn für Programmhinweise gibt's intern und extern genügend andere Foren.

Es war sogar einmal so, dass andere TV-Anstalten im deutschen Sprachraum den ORF um die damalige Innovation „Seitenblicke” beneideten, da sie ein derartiges (noch dazu tägliches) Format nicht zustandebrachten. Diese Zeiten sind vorbei. Und dann gibt’s ja da noch dieses (erraten!) Internet, wo in Sachen Society-Berichterstattung überhaupt ein anderer Wind bläst.

Aber zurück zum ORF-Dauerbrenner „Seitenblicke”, der Tag für Tag um rund 20:00 Uhr über die Bildschirme flimmert. Es geschah am Dienstag vergangener Woche, als innerhalb von wenigen Sekunden das Dilemma des ORF in seiner Gesamtheit coram publico offenbart wurde. Hans Krankl, Bomber der Nation, Held von Cordoba und Rapid-Ikone, lies den „Seitenblicke”-Reporter, der für den ORF sicher nur das Beste wollte, wissen, dass er bereits acht Mal als Dancing Star für die gleichnamige ORF-Hauptabendshow angefragt worden sei – also nicht acht Mal in einer Woche oder in einem Monat im Vorfeld einer neuen Staffel der Ösi-Variante der BBC-Show „Dancing with the stars”. Hans Krankl, vom Volksmund auch Hansi gerufen, berichtete, dass er vor acht verschiedenen Staffeln des ORFschen Wetttanzens gebeten worden sei, die Fußball- gegen die Tanzschuhe zu tauschen und am Küniglberger Parkett Cha-Cha-Cha, Tango und English Waltz darzubieten. Und der Hansi hat jedes Mal dankend abgelehnt – ob beim sechsten, siebten und achten Mal schon leicht entnervt, ist nicht überliefert. Aber man kann sich den Goleador sehr gut vorstellen, wie er mit dem Handy und einer Hand in der Hosentasche dasteht, ungläubig den Kopf schüttelt, fast entschuldigend lächelt, aber dem Dancing-Stars-Mitarbeiter letztendlich doch die immer gleiche und für selbigen enttäuschende Antwort gibt, nämlich „Nein, danke”.

Ja, Beharrlichkeit kann mitunter zum Ziel führen, aber jemandem acht Mal ein Angebot zu unterbreiten, das dieser bereits sieben Mal abgelehnt hat, hat nichts mehr mit Beharrlichkeit zu tun, sondern ist ein Offenbarungseid in Sachen Unkreativität, Unflexibilität und ein Sinnbild für eine Disziplin, in der der ORF mindestens Europameister ist, nämlich in der Wiederholung – von Formaten, von Eigenproduktion, von gekauften US-Serien, von Inhalten in eigenen News-Sendungen, von Eigenlob, von der Forderung nach mehr Geld und von der Forderung nach mehr Möglichkeiten in Sachen Social Media und TVthek. Anstatt Tag für Tag mit den trotz allem tollen Rahmenbedingungen einen guten Job im Sinne seiner Stakeholder, nämlich aller ÖsterreicherInnen und aller GIS-ZahlerInnen, abzuliefern, übt man sich in gebetsmühlenartiger Wiederholung. Und eigentlich bin ich kein Freund von Glückspielen, aber wenn ich einer wäre, würde ich wetten, dass der Hansi Krankl vor der nächsten Staffel „Dancing Stars” (und glauben Sie mir, die wird es geben) wieder als tanzender Star angefragt wird.

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Chris Budgen

„The Four” von Scott Galloway

„Die vier apokalyptischen Reiter“ – so bezeichnet Marketing-Guru Galloway Amazon, Apple, Facebook und Google. Diese Tech-Giganten haben nicht nur neue Geschäftsmodelle entwickelt, sie haben die Regeln des Wirtschaftslebens und für Erfolg neu definiert.