Österreichs Groschengeschäft mit der KI

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Albert Sachs
Österreichs offizielles KI-Programm bleibt nichts anderes als ein mit Groschenbeträgen gefördertes Stückwerk.

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Jubel brandet wieder einmal auf. An offizieller Stelle. Doch was so lautstark und gerne bejubelt wird, gibt eher Anlass zu Tränen und Trauer. Die halbstaatliche Austria Wirtschaftsservice GmbH (aws) kündigt ein KI-Förderprogramm von 1,5 Millionen Euro an. Denn, so die aws, einleitend zu ihrem Fördervorhaben: „Künstliche Intelligenz (AI) eröffnet als Schlüsseltechnologie neue Chancen für den österreichischen Wirtschaftsstandort.“ Immerhin.

Doch das Förderungsprogramm „AI Unternehmen und Wachstum“ gibt gleichzeitig Anlass zum Kopfschütteln und macht betroffen. Denn „aws Digitalisierung/AI-Start“ unterstützt mit dieser Summe nicht weniger als 26 (!) „vertrauenswürdige AI-Projekte in Unternehmen“ – was auch immer vertrauenswürdige“ in diesem Zusammenhang heißen mag. Für die Förderung eines einzelnen Unternehmens sind bis zu 15.000 Euro vorgesehen. Wohlgemerkt: Nicht grundsätzlich 15.000 Euro, sondern bis zu. Das heißt also maximal 15.000 Euro.

Unter dem Punkt „aws Digitalisierung / AI-Adoption“ sind es dann immerhin bis zu 150.000 Euro, die pro gefördertem Unternehmen bestenfalls ausgeschüttet werden. In dem kaum durchschaubaren österreichischen KI- und Digital-Förderdschungel gibt es zu aws-geförderten Projekten noch einige andere Feinheiten.

Um dieses Förderprogramm von seiner Größenordnung richtig einordnen zu können, seien nur zwei Zahlen genannt, die im zeitnahen Umfeld dieser Förder-Jubelmeldung ebenfalls publiziert wurden.

Das in Singapur ansässige Unternehmen Motion G Inc. verlautet, dass es sich in einer neuerlichen Finanzierungsrunde für seine KI-gestützte Generative Engineering-Plattform weitere 16 Millionen US-Dollar an Investments sichern konnte. Gut, dieses Kapital kommt von privaten Investoren, nicht von staatlichen Förderern.

Noch atemberaubender allerdings, was Goldman Sachs Economics Research verkündet: 200 Milliarden US-Dollar an Investitionen weltweit sollen bis zum Jahr 2025 in KI/AI fließen. Lauten den Analysten von Goldman Sachs habe die KI ein enormes wirtschaftliches Potenzial und könnte einen noch größeren Einfluss auf das Bruttoinlandsprodukt (BIP) haben als frühere Technologieinnovationen wie beispielsweise die Elektrizität oder der Personal Computer. Um in diesem sich immer rascher drehenden Wirtschafts- und Technologiekarussell mitspielen zu können, müssten Unternehmen erhebliche Investitionen in physisches, digitales und menschliches Kapital tätigen.

Österreich setzt mit 1,5 Millionen Euro mehr als einen zaghaft vorsichtigen Schritt in dieses Feld. Und wird vermutlich gleich von allen anderen Playern gnadenlos überrollt. Aber wir sind dabei. Mit 15.000 Euro gegen 200 Milliarden US-Dollar. Das sind selbst umgerechnet in Euro – 181 Milliarden – nicht mehr als 0,0000083 Prozent. Aufgerundet, versteht sich.

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