Gastkommentar: Die Kehrtwende seitens Google ist keineswegs aus altruistischen Gründen erfolgt

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Bernd Platzer
Insider berichten, dass Googles Entscheidung stark durch den Druck der Werbeindustrie beeinflusst wurde, ist sich Bernd Platzer, CEO von Purpur Media, im Gastkommentar sicher.

Der vorläufige Stopp des Endes der Third-Party-Cookies in Chrome trifft uns bei Purpur-Media nur peripher. Insbesondere im In-Game-Bereich hatten wir in der cookieless Ära großes Potenzial gesehen, da die kontextuellen Qualitäten von In-Game-Werbung enorm sind. Diese Form der Werbung ermöglicht eine zielgerichtete Ansprache der Nutzer ohne den Einsatz von Cookies, indem sie den Kontext des Spiels nutzt, um relevante Anzeigen zu schalten. Für andere Teile unseres Angebots haben wir bereits seit Langem Lösungen implementiert, um mit der Thematik entsprechend umgehen zu können. Hier setzen wir beispielsweise auf First-Party-Daten und alternative Tracking-Methoden, wie Fingerprinting und serverseitige Lösungen, die weniger auf Cookies angewiesen sind. 

Von einer globaleren Marktperspektive aus betrachtet, muss jedoch festgehalten werden: In den vergangenen Jahre haben wir uns intensiv mit der Thematik auseinandergesetzt, Lösungen gesucht, Ressourcen und Geld investiert. Unternehmen haben beträchtliche Summen in die Entwicklung und Implementierung von Datenschutz-konformen Werbetechnologien und ‑strategien investiert, nur um jetzt mit „Hurra, Kasperl aus der Box“ konfrontiert zu werden. Diese Kehrtwende seitens Google ist keineswegs aus altruistischen Gründen oder aus einer Überzeugung zur digitalen Weltverbesserung erfolgt.

Insider berichten, dass Googles Entscheidung stark durch den Druck der Werbeindustrie beeinflusst wurde, die auf kurzfristige Gewinne und bewährte Methoden setzt. Die Verlängerung der Third-Party-Cookies ermöglicht es Werbetreibenden, weiterhin auf bewährte Datenerhebungs- und Targeting-Methoden zu setzen, ohne sich sofort an neue Technologien anpassen zu müssen. 

Vielmehr hat Google erkannt, dass sie auf diese Weise noch mehr Geld aus den Märkten ziehen und ihre Marktmacht auf unabsehbare Zeit ausbauen und einzementieren können. Dies wird auch durch die Einführung von Technologien wie FLoC (Federated Learning of Cohorts) und später Topics API unterstützt, die es Google ermöglichen, das Tracking auf eine Weise zu kontrollieren, die ihre Dominanz im Werbemarkt weiter stärkt. Bottom Line: Hinter dieser Vorgehensweise stehen unserer Meinung nach ausschließlich Geschäfts- und Profitinteressen. Es war noch nie anders und wird auch nie anders sein, ob mit oder ohne „don’t be evil“. Letztendlich geht es darum, die Kontrolle über die Werbemärkte zu behalten und die eigenen Einnahmen zu maximieren, während gleichzeitig ein Anschein von Datenschutz und Nutzerorientierung gewahrt wird.

Im Rahmen einer Gastkommentar-Serie auf INTERNET WORLD Austria veröffentlichen wir die Meinungen von Führungskräften heimischer Publisher, Vermarkter, Agenturen und werbetreibender Unternehmen zur 180-Grad-Wendung bei der Third-Party-Cookie-Strategie von Google.

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