Herr Rosenkranz, wie fällt Ihr Rückblick auf das Digital-Werbejahr 2024 generell aus?
Peter Rosenkranz: Aus unserer Sicht war 2024 ein gutes Jahr, allerdings mit vielen Verschiebungen in den Ausrichtungen der Strategien und bei den Kampagnenzielen. Leider hat sich aus meiner Sicht gefühlsmäßig die Bereitschaft, statt bei den regionalen Publishern noch mehr in die großen US-Plattformen und in TikTok zu investieren, weiter verstärkt. Vermutlich hängt das mit deren Performance zusammen. Generell bereitet uns diese Entwicklung zunehmend Sorgen für den österreichischen Medienmarkt.
Und wie fällt die Einschätzung mit der media4more-Brille aus?
Rosenkranz: Sehr gut, anhand unserer Zahlen sind wir mit der Geschäftsentwicklung sehr zufrieden. Wir konnten im vergangenen Jahr einige neue Kunden gewinnen, speziell im B2B-Segment, aber auch international agierende Unternehmen. Aus den bisherigen Gesprächen und Ankündigungen von Kunden und Agenturen erwarten wir für das laufende Jahr eine Fortführung dieser Trends.
Gab es auch Ereignisse, die den Digitalwerbemarkt eher gebremst haben?
Rosenkranz: Die politische Unsicherheit nach der Nationalratswahl und auch durch die Ereignisse auf der internationalen Bühne sowie die anhaltende Rezession in Österreich haben viele Unternehmen veranlasst, weniger Geld auszugeben. Sparen im Marketing ist schnell umgesetzt, ob sinnvoll ist, ist ein anderer Punkt und sehr fraglich. Zudem wirken sich die angespannte Personal- und Kostenstruktur auf den Digitalmarkt eher dämpfend aus.
Was lief im Gegensatz dazu besonders gut oder den Markt sogar befeuert?
Rosenkranz: Befeuert hat den Markt nicht wirklich etwas, wenn, dann am ehesten noch das B2B-Segment und der Performancegedanke.
Welche sind die Hoffnungsmärkte oder ‑branchen für 2025?
Rosenkranz: Aus unserer Sicht vor allem der Tourismus. Nach allen bisherigen Signalen hoffen wir, dass dieser Sektor wirklich wieder mehr anzieht.
Konnten media4more seinen Kunden neue Services anbieten und welche wurden besonders gut angenommen?
Rosenkranz: Wir haben vor allem registriert, dass viele Social Media- und Bewegtbildkampagnen in den digitalen Raum und auch mittels E‑Mail-Marketing verlängert und oder ausgeweitet wurden.
Was dürfen die Kunden von media4more für 2025 erwarten?
Rosenkranz: Neue Ideen und Wege, um ihre Zielgruppen noch besser zu erreichen. Außerdem stehen wir wie bisher selbstverständlich auch in Zukunft für eine rasche und unkomplizierte Umsetzungen der Werbewünsche unserer Kunden.
Nochmals zum Abfließen der Werbegelder zu den internationalen Digital-Giganten, konnte das in irgendeiner Form gestoppt oder zumindest gebremst werden?
Rosenkranz: Nein, im Gegenteil, es wird immer massiver.
Gibt es ein Gegenrezept?
Rosenkranz: Ja, wenn die Mediaagenturen und Werbekunden sich deutlicher zur österreichischen Medienlandschaft bekennen. Wenn es diesen nationalen Schulterschluss nicht gibt, wird die Entwicklung weiterhin in die andere Richtung gehen.
Welche Wünsche für 2025 haben Sie an die Branche?
Rosenkranz: Von mir kommt mehr ein Appell als ein Wunsch: die österreichische Medienlandschaft und ihre Partner sind stark, vertraut ihnen!
Wie sehen Sie die Diskussion um 3rd-Party-Cookies und damit um die Daten von Userinnen und Usern?
Rosenkranz: Diese Diskussion ist aus meiner Sicht kein Thema mehr.
Verstehen Sie die Strategie von Google noch?
Rosenkranz: Nein, vor allem auch nicht, was sie zum Tracking vorhaben. In Wahrheit geht es Google nur darum, ein System zu schaffen, das nach außen hin und möglichst allen Seiten immer mehr abgeschottet ist.
Also keine Verbesserung der Situation für 2025 oder die fernere Zukunft?
Rosenkranz: Wir bei media4more und ich persönlich bin mit der momentanen Situation zufrieden. Jedoch wird sich, bei diesem anhaltenden NICHT-UMDENKEN, insgesamt für die Branche nichts ändern.
Dieses Interview ist Teil einer Artikelserie rund um die „MOMENTUM Digitalspendingstudie 2024 & Prognose 2025”, die von der Agentur MOMENTUM WIEN in Kooperation mit dem iab austria erstellt wird. StudienteilnehmerInnen und Mitglieder des iab austria beziehen die Studie um 2.900 Euro (exkl. USt) per E‑Mail an bei MOMENTUM Wien. Der reguläre Preis der „MOMENTUM Spendingstudie 2023 und Prognose 2024“ beträgt 3.900 Euro (exkl. USt).