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Matthias Seiringer, ORF Enterprise: „Werbung ist das Erste, was gekürzt wird.“

Matthias Seiringer, Leiter Sales Digital von der ORF Enterprise, erläutert im Interview sowohl die Vorteile als auch die Herausforderungen der österreichischen Digital-Marketing-Branche.

Herr Seiringer, was ist aus Ihrer Sicht das Spannende am Digitalmarketing?

Matthias Seiringer: Der Digitalmarketing-Bereich ist viel schneller und hat immer etwas Neues zu bieten. Digitale Werbung ist viel flexibler und man kann sich sehr schnell auf die jeweilige Kundschaft ausrichten. Auf der anderen Seite heißt das jedoch auch, dass man immer am Ball bleiben muss, tatsächlich ausgelernt hat man im digitalen Sektor nie.

Worin sehen Sie die Vorteile digitaler Werbung?

Seiringer: Wir sind oft in der Kritik, da viele User digitale Werbung als lästig empfinden, aber digital hat für einen Kunden auch sehr viele Vorteile. Erstens leben wir alle viel digitaler als vor einigen Jahren, das heißt man erreicht einige Zielgruppen vorrangig in der digitalen Welt. Die Krise war so etwas wie ein Katalysator für den digitalen Bereich und in der Krise hat man dann gemerkt, dass viele Kunden ihre Geschäftsmodelle umstellen. Wir kaufen weniger in einem Shop und mehr online. Deswegen muss man die Leute, die nun öfters online sind, auch online erreichen.

Sehen Sie die Corona-Krise als eine Chance oder als eine Gefährdung für die digitalen Werbespendings?

Seiringer: Bei der Frage gibt es zwei wichtige Aspekte, die man berücksichtigen muss. Einerseits werden viele Geschäftsmodelle aus unterschiedlichsten Bereichen digitalisiert. Es gibt viele Sachen, die vorher physisch stattgefunden haben und jetzt in die Online-Welt wandern. Dies bringt der Digitalwirtschaft einen gewissen Schub, das heißt, es wird auch mehr in den Digital-Bereich investiert. Der zweite wichtige Aspekt ist, dass die Krise dazu führen kann, dass sich der Konsum eintrübt, es viele Firmenpleiten gibt und dadurch die Arbeitslosigkeit steigt. Bei steigender Arbeitslosigkeit wird der Konsum weiter zurückgehen und dann haben wir Probleme, weil die Werbung das Erste ist, was gekürzt wird.

Sehen Sie eine mögliche Bedrohung auf die digitalen Werbeeinnahmen der ORF Enterprise durch die steigende Popularität neuer sozialer Netzwerke?

Seiringer: Definitiv, es fließt jetzt schon sehr viel Werbegeld in Richtung der großen sozialen Netzwerke. Am Ende des Tages ist es so, dass der Kunde ein gewisses digitales Werbebudget hat und natürlich kämpfen wir auch gegen Google, Facebook, TikTok und Co. um jeden Werbeeuro.

Worin sehen Sie die zukünftigen Herausforderungen in der Digitalmarketingbranche für den ORF?

Seiringer: Eine weitere Herausforderung für die heimische Digitalmarketingbranche wird das Blockieren von Third Party Cookies bringen. Darauf muss die gesamte Branche reagieren. Es werden wohl in diesem Zuge auch viele verschiedene Login-Lösungen am Markt entstehen. Wichtig wird also sein, die einzelnen Lösungen über einen Schlüssel zu vereinheitlichen und so für die Werbewirtschaft nutzbar zu machen.

Welche Ziele verfolgt die österreichische Digitalmarketingbranche zukünftig?

Seiringer: Die Digitalmarketingbranche in Österreich hat neben vielen singulären Zielsetzungen auch ein gemeinsames Ziel, an dem sie arbeitet: Der ORF und andere Medienhäuser wollen ein gemeinsames Angebot für die Vermarktung entwickeln: Eine Vermarktungsplattform unter dem Namen „Marketplace Austria“. Sinn hinter dieser Idee ist, mit den großen internationalen Vermarktern wie dem Google Displaynetwork mithalten und Parole bieten zu können. Eine große Herausforderung in diesem Zusammenhang sind die strengen gesetzliche Rahmenbedingungen und Auflagen des ORF, die derzeit eine Teilnahme an diesem Projekt verhindern.

In Kooperation mit dem Studiengang Marketing und Kommunikation der Fachhochschule St. Pölten veröffentlicht Internet World Austria Interviews mit Experten aus der heimischen Marketing‑, Werbe‑, und Medienszene. Dieses Interview wurde im Zuge der Kooperation von Benjamin Lanik und Valentina Schmidt geführt. Das redaktionelle Coaching erfolgte durch die Internetworld.at-Redaktion.

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Elisa Krisper

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