Frau Vetrovsky-Brychta, wie lassen sich Ihrer Meinung nach Datenschutz und effiziente Werbung, beziehungsweise Datenschutz und effizientes Dialogmarketing vereinbaren?
Alexandra Vetrovsky-Brychta: Grundsätzlich ohne Probleme. Datenschutz hat es immer schon gegeben, es ist also nichts Neues. Die DSGVO hat keine Geschäftsmodelle ins Wanken gebracht, sie ist ganz einfach einzuhalten. Das was jetzt gerade wirklich ein großes Thema ist, ist der Wegfall des Privacy Shields. Denn mit der Übermittlung der Daten in die USA, betrifft das nicht nur den Dialogmarketing- oder Digitalmarketingbereich, sondern im Allgemeinen alle Datenübermittlungen. Ich finde es offen gesagt sehr schade, dass man gerade jetzt, wo die Digitalisierung so einen Aufschwung erlebt, mit solchen Hürden kämpfen muss. Nur sind diese da und diese werden wir lösen, so wie wir bisher alles gelöst haben.
Wie kann man via E‑Mail-Marketing ein besseres Kundenerlebnis gestalten – mit dem Ziel, glücklichere Kunden zu gewinnen und so auch die Conversion Rate zu erhöhen?
Alexandra Vetrovsky-Brychta: Wir sehen ja im Moment, dass Corona einen Digitalisierungsschub gebracht hat und dazu geführt hat, dass viel mehr Unternehmen in die Cloud gehen und nun beispielsweise Office 365 verwenden. Bei der aktuellsten Outlook-Version stehen wir aber derzeit vor dem Problem, dass es einen Clutter mit “Relevant” und “Sonstiges” gibt und dass ganz viele Mails von Newslettern in diesen Ordner “Sonstiges” reinrutschen. Folglich gehen so viele Mails schnell unter. Im Zuge dessen ist momentan das ganz heiße Thema, wie man aus dem „Sonstiges“-Ordner in den „Relevant“-Ordner kommt. Darüber streiten sich zum derzeitigen Zeitpunkt noch die Geister, weil es nicht wirklich ein Rezept dafür gibt. Das ist gerade eine riesige Herausforderung und alles, was wir momentan machen können ist testen, testen, testen. Wir müssen schnellstmöglich in Erfahrung bringen, wie wir wieder zu unseren Kunden durchkommen.
Obwohl sich in den vergangenen Jahren hinsichtlich Feminismus sehr viel zum Positiven verändert hat, sind in der Branche, in der Sie tätig sind, überwiegend Männer in Führungspositionen. Was sind Ihre Erfahrungen als Frau in dieser Branche?
Alexandra Vetrovsky-Brychta: Ich kann bis jetzt glücklicherweise über mich sagen, dass ich noch nie diese berühmt berüchtigte gläserne Decke, im Sinne von „da komme ich aufgrund meines Geschlechts nicht mehr weiter” gespürt habe. Es geht meiner Meinung nach vor allem darum, wie man sich als Frau vermarktet und positioniert. Ich merke leider häufig, dass es uns Frauen oftmals ein bisschen schwerfällt, aktiv nach dem Motto “Tue Gutes und sprich darüber” zu leben. Ich finde das aber sehr wichtig, denn man muss, unabhängig vom Geschlecht, stolz auf seine Erfolge und auf sein Expertentum sein und das auch nach außen vermitteln.
Gibt es Ihrer Meinung nach Trends, die wir, im Onlinemarketing oder Digitalmarketing, in absehbarer Zukunft noch beobachten werden können?
Alexandra Vetrovsky-Brychta: Ja, auf jeden Fall. Was zum Beispiel vor allem in den vergangenen paar Monaten sehr stark passiert ist, ist Inhousing. Viele Unternehmen beginnen jetzt wieder, sich das Wissen, welches früher zu Agenturen ausgelagert worden ist, zurück ins Unternehmen zu holen, um in weiterer Folge Inhousing zu betreiben. Ich glaube, dass sich der Trend noch verstärken wird, weil man, wenn es sich zum Beispiel um Social Media oder Marketing Automation handelt, einen unglaublich engen Kontakt zu seiner Zielgruppe hat. Somit ist es nicht nur für Marketing relevant, dass man nahe am Wissen bin, sondern auch für viele andere Unternehmensbereiche.
In Kooperation mit dem Studiengang Marketing und Kommunikation der Fachhochschule St. Pölten veröffentlicht Internet World Austria Interviews mit Experten aus der heimischen Marketing‑, Werbe‑, und Medienszene. Dieses Interview wurde im Zuge der Kooperation von Selina Grohmann und Josephine Ziegler geführt. Das redaktionelle Coaching erfolgte durch die Internetworld.at-Redaktion.