Wenn die KI plötzlich in Wien studieren geht

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Albert Sachs
An der Wiener Universität für Angewandte Kunst wurde der/die/das erste KI-generierte Studierende aufgenommen. Flynn wurde für die Klasse Digitale Kunst wie alle anderen zugelassen: mit Portfolio, Gespräch und Eignungstest.

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„Der ganze bürokratische Apparat, das ganze Verfahren, die ganze absurde Maschinerie, durch die alle müssen“, heißt es in einem Pressetext, musste Flynn absolvieren, ehe er regulär an der Wiener Universität für Angewandte Kunst als „ein Studierendes“ aufgenommen wurde. So weit, so unspektakulär. Wäre da nicht Flynns Biografie. Hinter Flynn verbirgt sich eine KI-generierte Figur. Oder wie immer man eine solche Existenz auch benennen mag.

„Flynn wird Kurse besuchen, Kritik erfahren, Noten erhalten. Möglicherweise absolvieren. Flynn wird nicht müde, nicht frustriert, nicht ausgebrannt. Flynn leidet nicht, Flynn zweifelt nicht, Flynn will nichts. Flynn wird produzieren. Bis die Credits aufgebraucht sind“, heißt es über das undefinierte Etwas. Flynn ist: „Ein Studierendes, das keine Fragen stellt, keine Forderungen stellt, keine Existenzängste hat, das sich nicht abmüht, nicht verzweifelt, nicht kämpft. Ein Studierendes ohne Unsicherheit, ohne Schmerz, ohne Vergangenheit, ohne Zukunft. Nur Gegenwart, nur Algorithmus, nur Output.“

Flynn ist ein Kunstprojekt. Ein Experiment. Anstoß zu Diskussionen. Eine Premiere. Und Wien bietet den Boden dafür.

„Die KI-Künstler*in ist nicht besser als die menschliche Künstler*in. Die menschliche Künstler*in ist nicht besser als die KI. Es gibt keine Gewinner. Das System ist die einzige Gewinnerin – und Flynn ist ihr reinster Ausdruck“, sagt UBERMORGEN, die Leitung der Digitalen Kunst Klasse. Mit Flynn soll in der vom legendären Medientheoretiker und Universalkünstler Peter Weibel vor 40 Jahren gegründeten Meisterklasse hinterfragt werden, „was Kunst überhaupt ist“.

„Wir hoffen, dass Flynn ein sehr guter Student wird – aber wir sind ein wenig nervös, wie es mit der Klasse interagieren wird. Wir hoffen, dass es nicht Opfer von Cybermobbing wird“, sagt Malpractice, das Künstlerinnenkollektiv, das Flynn zur Bewerbung ermutigt hat.

Flynn wird sogar seine eigene Ausstellung bekommen, seine Werke sind u.a. auf objkt.com zu sehen.

Alles sehr theoretisch. Sehr künstlerisch. Vom Pressetext bis zur Website. Wenig Technik. Wenig Erklärung. Ein interessantes Experiment. Ein Aufflackern. Nachhaltig? Was bleibt? Hoffentlich spannende Diskussionen.

Anmerkung: Flynn und das Thema KI und Kunst thematisierte auch KI-Mastermind Gerhard Kürner am Freitag, 14. März, auf Linkedin in seiner Kaffeepause.

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