© Stefanie Loos/re:publica

Aya Jaff, Autorin und Unternehmerin

Aya Jaff über „Broligarchy“: Wenn Gründer zu Königen werden

In ihrer Keynote bei der re:publica 2025 in Berlin rechnete Aya Jaff mit der männerdominierten Startup-Kultur ab – und zeigt neue Wege für eine gerechtere, geteilte Unternehmensverantwortung auf.

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Aya Jaff blickte bei der re:publica 2025 zurück auf ein Jahrzehnt in der Start-up-Welt – eine Zeit voller Innovation, aber auch voller Machtungleichgewichte. In ihrer Keynote „Broligarchy – When Founders Became Kings: A Former Tech Bro Speaks Out“ setzte sie sich kritisch mit den patriarchalen Strukturen auseinander, die in vielen Technologieunternehmen bis heute dominieren. Dabei beschreibt sie, wie sich aus einst idealistischen Gründungsvisionen ein System entwickelt hat, das Macht konzentriert und demokratische Prinzipien untergräbt.

Der Begriff „Broligarchy“, geprägt von der britischen Investigativjournalistin Carol Cadwalladr, steht für den Aufstieg einer männlich geprägten Technokratie, die politischen Einfluss gewinnt – oft unbemerkt und unkontrolliert. Jaff lieferte dazu eine Innenansicht: Als frühere Gründerin kennt sie die Dynamiken der Tech-Branche nicht nur aus der Beobachterinnenrolle, sondern war selbst Teil davon.

Sie beschrieb, wie vor zehn Jahren in Start-ups das Narrativ vom grenzenlosen Wachstum dominierte – oft verbunden mit libertären Ideologien und einem ausgeprägten Leistungsindividualismus. Diese Ideale haben dazu beigetragen, dass sich eine kleine, meist männliche Elite an der Spitze etablierte, während viele andere Stimmen marginalisiert wurden. Für Jaff ist klar: Diese Entwicklung war kein Zufall, sondern strukturell bedingt.

Doch ihre Analyse blieb nicht bei der Kritik stehen. Vielmehr skizzierte sie konkrete Alternativen, wie Unternehmen heute anders aufgebaut werden können – mit geteilter Verantwortung, kollektiven Eigentumsmodellen und einer klaren Absage an ausbeuterische Geschäftslogiken. Diese Modelle existieren bereits und beweisen, dass es anders geht.

Mit Offenheit und persönlicher Reflexion stellte Jaff die Frage, ob die Machtkonzentration in der Tech-Branche hätte verhindert werden können – und ob es noch möglich ist, das Ruder herumzureißen. Ihre Antwort ist differenziert, aber hoffnungsvoll: Ein Wandel ist möglich, wenn überholte Strukturen hinterfragt und neue, gerechtere Formen des Wirtschaftens in den Mittelpunkt gerückt werden.

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