Schon wieder Elon Musk. Der umtriebige Mister X ist gerade wieder einmal dabei, die Autobranche zu revolutionieren. Vor kurzem präsentierte er in der Nähe von Los Angeles das Cybercar. Zwar ist nach dem Debakel mit dem Cybertruck gegenüber diesem jüngsten Entwurf durchaus Skepsis angebracht, doch der neue Tesla-Prototyp könnte dazu angetan sein, erneut die richtungsweisenden Pflöcke für die Autozukunft einzuschlagen. Das futuristische Modell kommt ohne Lenkrad und Pedale aus, ist für zwei Passagiere ausgelegt und soll vor allem als Taxi in den Städten eingesetzt werden. Als selbst fahrendes Robotaxi wohlgemerkt. Schon 2026 soll die Produktion für diese Musk-Vision anlaufen.
Beim Blick in die Medien springen einem beinahe täglich der Name Musk und eine seiner neuesten Ideen entgegen. Musk will den Weltraum erobern. Musk will den Mars besiedeln. Musk will Chips in menschliche Gehirne einbauen. Musk will unser Denken mit der KI vernetzen. Musk will dies und jenes.
Vieles haben Musk und seine diversen Unternehmen auch tatsächlich umgesetzt. Manches ist gescheitert. Oder liegt zumindest um Jahre hinter dem ursprünglichen Zeitplan zurück. Musk ist ein Visionär, keine Frage. Und er verfügt über genügend Geld, um seine Visionen nach dem Prinzip Trial and Error auch umzusetzen. Dieser Pioniergeist ist auch zu begrüßen und würde kein Problem darstellen, wäre da nicht Musks zweite Passion.
Musk versteht sich nicht nur als innovativer Entrepreneur, sondern sieht sich auch als Politiker. Als jemand, der nicht nur unser Wirtschaftssystem aushebeln und ganze Branche in die Zukunft führen, sondern auch unsere Gesellschaft bestimmen und nötigenfalls verändern will. Dieser Leidenschaft frönt Musk allerdings nicht im stillen Kämmerlein, er mischt sich vielmehr aktiv und für alle sichtbar in die Politik, in das Tagesgeschehen, in politische Richtungskämpfe, in gesellschaftspolitische Entwicklungen ein. Darin unterscheidet er sich von den meisten anderen Multimilliardären, die sich eher still im Hintergrund halten.
Musk will nicht nur in technischen Feldern den Takt vorgeben, er will die Welt gestalten, so wie sie und es ihm gefällt. Das Spektrum seiner Aktivitäten reicht von den Klagsandrohungen gegenüber Unternehmen, die keine Werbung auf seinem Kurznachrichtendienst X (vormals Twitter) schalten wollen, über öffentlich Auftritte an der Seite Donald Trumps während dessen Wahlkampf bis hin zur üppig dotierten Wahlkampf-Lotterie. Um Trump-Wähler zu mobilisieren, versprach Musk, täglich eine Million Dollar unter jenen US-BürgerInnen auszuspielen, die sich in einem der sogenannten Swingstates neu in die Wählerverzeichnisse eintragen lassen, um für Trump stimmen zu können. Gerade steht er deswegen vor einem US-Gericht, der Staatsanwalt von Philadelphia hatte Klage gegen diese Wahl-Tombola eingebracht.
Zurück zu Musks Cybercab. Vermutlich haben die europäischen Automobilkonzerne bisher die besten Systeme für das autonome Fahren entwickelt. Doch die allgemeinen Bedenken in der europäischen Gesellschaft und nicht zuletzt die Frage, wer bei Unfällen und Schäden für allfällige Versicherungssummen aufkommen soll, haben ihren Einsatz auf breiter Ebene bisher verhindert, zumindest massiv gebremst. Musk hingegen sieht in einer technischen Innovation deren Potenziale, ortet einen Markt und macht sich an die Umsetzung. Einem Scheitern steht neben dem allgemeinen Fortschritt – in den US-Städten sind bereits Hunderttausende autonome Fahrzeuge unterwegs – auch sein märchenhafter Reichtum entgegen.
Musk ist ein Genie. Musks Visionen beflügeln die Welt. Musks Fantasien machen ihn allerdings leider auch gefährlich.