„We won a lion! We won a lion!”, jubelte Franz Prenner und rannte mit einer Österreich-Flagge auf seinen Schultern die Croisette in Cannes hinunter. „Wir haben einen Löwen gewonnen! Wir haben eine Löwen gewonnen!” Vermutlich floss damals auch noch eine französische Version in den Jubel-Lauf ein. Oder eine Kauderwelsch-Variante aus allen drei Sprachen.
Damals, das war 1999. Die ORF-Enterprise hatte gerade einmal seit drei Jahren die Österreich-Repräsentanz der weltweit größten Werbeleistungsschau inne. Franz Prenner stand als Geschäftsführer der ORF-Vermarktungstochter Enterprise nicht nur nominal für diese Österreich-Vertretung, sondern ab dem Zeitpunkt als er gefragt wurde, ob er sich eine solche Rolle für die Enterprise vorstellen könnte, mit seiner ganzen Leidenschaft und Energie für diese Aufgabe.
Beim Werbefestival an der Côte d’Azur feierten 1999 die Media Lions ihre Premiere und endlich, nach vielen langen Jahren des Darbens, ging auch einer der begehrten Cannes Lions an eine Arbeit aus Österreich. Der sogenannte Blaue Standard, der im Auftrag der Agentur Mediacom Wien und der neuen Mobilkom-Marke One zu deren Start völlig blau eingefärbt worden war, wurde mit einem Media Lion prämiert. Das veranlasste Franz Prenner zu seiner Jubelparade.
Prenners Freudenslauf auf der nachmittäglichen Prachtpromenade in Cannes steht bezeichnend für sein Engagement, seine Leidenschaft, seine Verbundenheit – mit Menschen, mit der Sache, mit einem Projekt. Er macht nie etwas nur, damit es getan wird, Franz steckte immer Leidenschaft hinein.
Daher kann auch seine Rolle für einen „neuen“ ORF nicht hoch genug eingeschätzt werden. An der Seite des ebenfalls neu installierten ORF-Generalintendanten Gerhard Zeiler stellte er ab 1995 die Werbevermarktung des öffentlich-rechtlichen Senders auf völlig neue Beine. Prenner verpasste der damaligen ORF-Werbung eine komplett neue Struktur und baute ein junges, dynamisches Vermarktungs-Team auf, das ob seines Einsatzes und seiner neuen Ideen zum Vorbild für die gesamte Vermarkter-Zunft in Österreich wurde. Und nicht nur einmal dafür sorgte, dass die versammelte Riege der Verlagsbosse gegen ihre Innovationen auf die Barrikaden stieg.
Mit ebensolcher Leidenschaft setzte sich Prenner dafür ein, dass die ORF-Werbung zur ORF-Enterprise und damit zu einem eigenständigen Unternehmen ausgelagert wurde. „Manager ist nur jemand, der auch Budget-Verantwortung hat”, lautete eines seiner Argumente. Doch es ging ihm in erster Linie darum, Pläne und Projekte noch schneller umsetzen zu können. Die Online-Welt dämmerte gerade herauf und erlebte in den ausgehenden 1990-ern die erste Boom-Phase. Darauf wollte Prenner die ORF-Enterprise vorbereiten und ausrichten.
Im Jahr 2002 avancierte Prenner, von seiner Zeit als Marketingleiter bei Moulinex in Paris und bei dem französischstämmigen Agentur-Netzwerk Publicis frankophil geprägt, zum globalen Geschäftsführer des Cannes Lions International Advertising Festivals. Auch den Werbe-Löwen verordnete er eine kräftige Frischzellenkur. Doch das Festival befand sich auch in einer strukturellen Transformation, im Übergang vom Familienbetrieb zum Festivalkonzern. Für Prenner war darin kein Platz.
Vor die Wahl gestellt, als Vermarktungschef beim sich gerade im Aufbau befindlichen Sport-TV-Sender Eurosport anzuheuern oder aus dem österreichischen Kabel-Programm ATVplus einen vollwertigen Privatfernsehsender zu formen, entschied er sich für das österreichische Angebot. Wien als Dienstort versprach mehr Charme als München, wo der deutschsprachige Eurosport-Ableger angesiedelt war.
Von 2007 bis 2010 wechselte Prenner als Geschäftsführer der Mediaprint quasi das mediale Genre, ehe er wieder an die Spitze der ORF-Enterprise zurückkehrte.
Schon einmal hatte eine Erkrankung Prenner beinahe aus dem Berufs- und dem richtigen Leben gekippt. Bei einem privaten Paris-Aufenthalt erlitt er (verkürzt gesagt) einen Hirnschlag und lag mehrere Tage im Koma. Prenner kämpfte sich mühsam zurück. Hatte immer noch sein Lächeln auf den Lippen, trat seinem Gegenüber stets freundschaftlich entgegen. Trotz der körperlichen Beeinträchtigungen, die der plötzliche Schicksalsschlag sichtbar hinterlassen hatte.
An 19. Oktober – einem Sonntag – ist Franz Prenner, kurz nach seinem 71. Geburtstag sowie langer, schwerer Krankheit verstorben.
Adieu, Franz.