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Junge Menschen in Österreich: Trotz Optimismus große Sorgen um berufliche Zukunft und Wohnsituation

77 Prozent der 16 bis 29-Jährigen blicken positiv in ihre persönliche Zukunft, doch die Unterschiede zwischen den Lebenswelten sind markant. 72 Prozent sorgen sich stark um ihre Wohnsituation und 56 Prozent um ihre berufliche Zukunft.

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Die 16 bis 29-Jährigen blicken zu 77 Prozent sehr oder eher positiv in ihre persönliche Zukunft. Damit unterscheiden sie sich deutlich von der Gesamtbevölkerung (16–75 Jahre), in der lediglich 62 Prozent optimistisch sind. Seit dem Tiefpunkt Ende 2022, der durch Inflation und Energiekrise ausgelöst wurde, ist der Optimismus der jungen Menschen in Österreich wieder deutlich gestiegen.

Wie zuversichtlich Jugendliche in die eigene Zukunft schauen, hängt maßgeblich von ihrer Lebenswelt ab. INTEGRAL hat sechs jugendliche Lebenswelten identifiziert und als Sinus-Jugendmilieus im Detail beschrieben.

„Die leistungsorientierten Performer, die fortschrittsbejahend das eigene Glück gern selbst in die Hand nehmen, sind besonders positiv gestimmt: 93% sehen eine rosige Zukunft. Deutlich düsterer fällt der Blick der Konservativ-Nostalgischen aus. Sie fühlen sich vielfach von der Gesellschaft allein gelassen, und nur 59% von ihnen sehen ihre persönliche Zukunft positiv.“, erklärt Martin Mayr, Mitglied der Geschäftsführung bei INTEGRAL.

Nicht nur die INTEGRAL-Milieuforschung zeigt, dass sich die junge Generation nicht über einen Kamm scheren lässt. Auch die jungen Menschen selbst sehen das so: 80 Prozent kritisieren, dass viel zu oft pauschal über ihre Altersgruppe gesprochen wird. „Viele Lebensbereiche, von Arbeit über Freizeit bis Konsum sind stärker durch die jeweilige Wertewelt geprägt als durch das Alter.“, bestätigt Martin Mayr.

Berufliche Zukunft und Wohnsituation sind zentrale Sorgen der Jungen

Zwar teilt die junge Generation viele allgemeine Sorgen – etwa rund um Lebensmittelpreise, Energiekosten oder eine zunehmende gesellschaftliche Spaltung – mit der Gesamtbevölkerung. Doch die Daten machen deutlich, dass es spezifische Jugendsorgen gibt. So treibt die eigene Wohnsituation den Jungen mit 72 Prozent deutlich mehr Sorgenfalten auf die Stirn als der Gesamtbevölkerung (47 Prozent). Ähnlich verhält es sich bei der beruflichen Zukunft. Hier zeigen sich 56 Prozent der 16–29-Jährigen beunruhigt, während es in der Gesamtbevölkerung nur 31 Prozent sind.

Soziale Medien: Viel Teilhabe, aber auch spürbarer Druck

„Ohne Social Media würde ich vieles verpassen, aber zumindest manchmal fühle ich mich dadurch unter Druck gesetzt.“: Dieser Aussage stimmen 80 Prozent der Jungen, aber nur 39 Prozent der Gesamtbevölkerung zu. Wenig überraschend: Auch hier empfindet das Sinus-Jugendmilieu der Performer den geringsten digitalen Druck, weil diese Menschen mit selbigem grundsätzlich souverän und resilient umgehen.

Wirklich alle nachhaltig?

Vielfach ist zu lesen, dass sich die jungen Menschen konsequent der Rettung unseres Klimas verschrieben haben. Die aktuelle Studie zeigt jedoch: In vielen Bereichen ist das Gegenteil der Fall. So geben nur 20 Prozent der 16–29-Jährigen an, auf Flugreisen zu verzichten, während dies in der Gesamtbevölkerung immerhin 28 Prozent sind. Ähnlich sieht es beim Kauf von Produkten mit langen Transportwegen aus: Die Verzichtbereitschaft liegt bei jungen Menschen bei 33 Prozent und damit spürbar unter dem Durchschnitt von 45 Prozent. Eine Ausnahme bilden die Progressiven Realisten: Sie verstehen sich als treibende Kräfte gesellschaftlicher Veränderungen und zeigen in Sachen Verzicht überdurchschnittliches Engagement.

Die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel ist einer der Bereiche, in denen die Jungen die Nase vorn haben. 38% nutzen diese so oft wie möglich, in der Gesamtbevölkerung sind das nur 31 Prozent. „Zwei Sinus-Jugendmilieus stechen hier besonders hervor: Die Progressiven Realisten, die die Welt zu einem besseren Platz machen wollen und die Performer, die als urbanes Milieu in der Öffi-Nutzung vor allem eine effiziente Form der Mobilität erkennen.“, erläutert Martin Mayr.

Besonders auffällig ist der Blick auf die Ernährung: Vegetarische oder vegane Lebensweisen sind in der jungen Zielgruppe stärker verbreitet: 20 Prozent der 16–29-Jährigen ernähren sich fleischlos, das ist viermal so hoch wie in Gesamtbevölkerung. Erwartungsgemäß liegen die Progressiven Realisten auch hier vorne. Für sie spielen vor allem Tierwohl und Umweltschutz eine zentrale Rolle.

Gleichberechtigung – eine Frage der Wertewelt

Mit 56 Prozent ist die Mehrheit der jungen Menschen in Österreich der Ansicht, dass Frauen heute die gleichen Rechte wie Männer haben. Damit fällt diese Wahrnehmung kaum geringer aus als in der Gesamtbevölkerung (61 Prozent). Doch auch hier zeigt die Studie klar: Unterschiede erklären sich weniger über das Alter als über die jeweilige Lebenswelt. Bei den veränderungswilligen Progressiven Realisten teilt nur ein Drittel diese Einschätzung. Sie nehmen bestehende Ungleichheiten deutlich kritischer wahr. Zugleich legen sie besonders großen Wert auf gendergerechte Sprache – ein Thema, das der jungen Generation insgesamt wichtiger ist als dem Bevölkerungsschnitt (43 Prozent vs. 24 Prozent).

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