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Jana David-Wiedemann, CEO BBDO Wien und Präsidentin Strategie Austria: „KI eröffnet viele Möglichkeiten, doch nicht alles macht unsere Arbeit automatisch besser.“

Jana David-Wiedemann, BBDO Wien: „KI ist keine Abkürzung – sondern ein Werkzeug.“

Jana David-Wiedemann ist CEO von BBDO Wien und Präsidentin von Strategie Austria. Im Gespräch erklärt sie, wie ihre Agentur den Einsatz von KI gestaltet – und warum der Mensch auch in Zukunft unverzichtbar bleibt.

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Unter dem Motto „Be bold – move forward“ hat die DMEXCO 2025 Mut und Innovation in den Mittelpunkt gestellt. Gerade durch KI erleben wir enorme Veränderungen. Wenn Sie auf die Entwicklung von BBDO Wien in den letzten Jahren zurückschauen im Kontext der digitalen Transformation – welches zentrale Learning war für Sie am prägendsten?

Jana David-Wiedemann: Für mich ist eines der übergreifendsten Learnings der letzten Jahre, dass Technologie kein Selbstzweck ist. KI eröffnet viele Möglichkeiten, doch nicht alles macht unsere Arbeit automatisch besser. Man muss schon aufpassen, dass man nicht in eine „Tool-Faszination” abrutscht. Man bekommt durch KI schnelle Ergebnisse, aber oft auch sehr austauschbare Vorschläge ohne wirklichen Tiefgang, ich nenne das immer „KI-Sameness“. Also mein Learning ist: KI kann bestimmte Prozesse vereinfachen und beschleunigen, aber das Kuratieren, dem Ganzen eine richtige Bedeutung geben, das bleibt menschlich.

Wie setzen Sie KI bei BBDO Wien konkret ein?

Jana David-Wiedemann: Aktiv eingesetzt wird KI bei uns vor allem für Recherchearbeit, damit wir Eindrücke und Impulse bekommen für Textierungen oder Formulierungen. Wir nutzen KI auch für Visualisierung, um Moodboards und Bildideen zu erstellen. KI ist für uns ein Werkzeug. Wir sind diejenigen die steuern und entscheiden was gut oder schlecht ist.

Nach welchen Kriterien entscheiden Sie, ob ein Tool wirklich hilfreich ist?

Jana David-Wiedemann: Bei neuen Tools ist für uns entscheidend, dass sie ein konkretes Problem lösen. Sie sollen uns helfen, strategisch relevante Ziele zu erreichen und gleichzeitig unseren kreativen Anspruch erfüllen – frisch, mutig, neu.

Kann KI kreativ sein?

Jana David-Wiedemann: KI kann im Moment stark imitieren, auf Bestehendes zurückgreifen und es neu kombinieren. Kreativität bedeutet für uns aber, etwas wirklich Quergedachtes, Mutiges und Neues zu initiieren. Das entsteht durch Intuition, durch Empathie und durch kulturelles Verständnis. Ob eine Botschaft respektvoll, sensibel, kulturell bedeutsam ist, das ist zutiefst menschlich und das kann keinem Algorithmus folgen.

Welche Kompetenzen sollten MitarbeiterInnen jetzt oder in Zukunft aufbauen?

Jana David-Wiedemann: Sie müssen kuratieren lernen oder mehr kuratieren. Eine kritische Urteilskraft ist sicherlich eine wesentliche Säule, die man braucht, um Kompetenz aufzubauen. Das heißt, nicht einfach alles übernehmen, sondern auch die Fähigkeit zu erkennen, was gut und was relevant ist und was eben nicht. Dazu kommt ein tiefes Kulturverständnis und der Mut, Dinge anders zu denken, Wiedersprüche auszuhalten, Neues zu wagen und immer nochmal einen Schritt weiter zu gehen. Diese kreative Haltung braucht es in Zukunft weiterhin und womöglich auch ausgeprägter, um der Maschine zu begegnen. Das heißt es geht weniger um klassisches Handwerkszeug und Toolwissen, sondern um die Fähigkeit zu steuern, mit Sinn für Qualität.

Was möchten Sie jungen Führungskräften oder MarketerInnen mit auf den Weg geben?

Jana David-Wiedemann: Da gibt es mehrere Dinge, die mir dazu einfallen. Einerseits KI nutzen, aber das Menschliche eben nicht vergessen. Man darf KI meines Erachtens keinesfalls als Abkürzung betrachten, sondern als Werkzeug. Man muss die Kompetenz aufbauen, mit KI klug umzugehen. Das heißt viel aufbauen, viel ausprobieren, viel reflektieren. Aber ich glaube gerade junge Führungskräfte haben wirklich die Chance, eine neue Kultur auch mitzubringen im Umgang mit dieser Technologie. Diese Neugier, gepaart mit einer großen Verantwortung und Empathie. Ich denke mit diesem Zugang kann man schon sehr erfolgreich in die Zukunft schauen als MarketerIn.

Internet World Austria berichtete in Zusammenarbeit mit dem Studiengang Marketing und Kommunikation der FH St. Pölten live von der DMEXCO. Dieses Interview wurde im Zuge der Kooperation von Natalia Ochsner und Hannah Paireder geführt

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