Ursula Gastinger
© Andrea Rührnschopf

Ursula Gastinger, iab-austria-Geschäftsführerin

Ursula Gastinger, iab austria: „Retail Media wird enorm wachsen.“

Ursula Gastinger ist Geschäftsführerin des iab austria und seit vielen Jahren in der Marketing- und Digitalbranche tätig. Im Interview spricht sie über Retail Media, Programmatic Advertising und die Herausforderungen der digitalen Transformation.

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Frau Gastinger, Sie sind seit vielen Jahren in der Marketing- und Digitalbranche tätig. Wie hat sich Ihr beruflicher Weg in Richtung Digitales entwickelt?

Ursula Gastinger: Ich bin seit rund 30 Jahren im Marketing tätig und habe vor etwa 20 Jahren bei der Styria begonnen. Dort habe ich die ersten digitalen Projekte umgesetzt – damals war eine Website noch etwas völlig Neues. Später leitete ich die Digitalabteilungen von OE24, Kurier und Heute sowie die Gesundheitsplattform NetDoctor. Seit fünf Jahren bin ich Geschäftsführerin des iab austria und habe parallel eine Digital-Marketing-Agentur, die sich auf Programmatic Advertising spezialisiert.

Retail Media gilt als eines der heißesten Themen der Branche. Wie sehen Sie die Entwicklung in Österreich?

Gastinger: Retail Media wird stark wachsen. Vor zweieinhalb Jahren war das Thema hierzulande kaum präsent – heute beschäftigen sich alle großen Handelsunternehmen damit. Der Grund: Sie verfügen über wertvolle First-Party-Daten, die für gezieltes Targeting genutzt werden können. Gleichzeitig fehlen noch Standards und einheitliche Vermarktungsstrukturen. Genau daran arbeiten wir beim IAB, um klare Rahmenbedingungen zu schaffen.

Welche Bedeutung hat Programmatic Advertising in diesem Zusammenhang?

Gastinger: Programmatic ist zentral, weil es effiziente und flexible Buchungen ermöglicht. Früher hat man fixe Kampagnen gebucht – unabhängig davon, ob sie performt haben oder nicht. Heute kann man in Echtzeit steuern, Budgets verschieben und Kampagnen optimieren. Das spart Kosten und bringt allen Beteiligten Vorteile – Kunden, Agenturen und Publishern.

Welche weiteren Trends sehen Sie aktuell im digitalen Marketing?

Gastinger: Connected TV, Addressable TV und Programmatic Radio werden stark an Bedeutung gewinnen. Außerdem verändert Künstliche Intelligenz die Branche massiv – von der Werbemittelerstellung bis zur Kampagnenoptimierung. Wichtig ist, diese Tools sinnvoll einzusetzen und zu verstehen, wie sie funktionieren. Denn nicht jeder, der ChatGPT nutzt, ist automatisch ein Experte.

Wie steht Österreich im internationalen Vergleich bei der digitalen Transformation da?

Gastinger: Das ist sehr unterschiedlich. Einige große Unternehmen – etwa im Telekommunikations‑, Banken- oder Handelsbereich – sind digital gut aufgestellt. Bei KMU fehlt oft das Wissen oder die technologische Basis. Hier sehen wir großen Aufholbedarf, vor allem beim Verständnis für Programmatic, Datenschutz und die strategische Verknüpfung klassischer und digitaler Kanäle.

Was raten Sie jungen MarketerInnen für ihre berufliche Zukunft?

Gastinger: Sich breit aufzustellen, neugierig zu bleiben und das große Ganze im Blick zu behalten. Man muss verstehen, wie die verschiedenen Kanäle zusammenspielen und sich ständig weiterbilden. Die Digitalisierung entwickelt sich rasend schnell – wer am Ball bleibt, hat die besten Chancen. Und vor allem: Es bleibt spannend!

Internet World Austria berichtet in Zusammenarbeit mit dem Studiengang Marketing und Kommunikation der FH St. Pölten. Dieses Interview wurde von Johanna Wöllner und Carolin Böck geführt.

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