Am 9. Oktober 2025 lud die Creative Region Linz & Upper Austria zum Format „Future m[eats] Creativity?“ ins Ars Electronica Center. Fünf Impulsvorträge und ein kuratiertes Fünf-Gänge-Menü von Sandra Scheidl und Sarah Stöffl rahmten den Austausch von mehr als 120 Gästen und internationalen Speaker*innen. Ungewöhnlich: Die Vortragenden saßen mitten in der Ausstellung an langen Tafeln – Diskussion ausdrücklich erwünscht.
Zwei Leitmotive durchzogen den Abend: Relevanz und Experience. „Nie war es so leicht, Menschen zu erreichen und nie so schwer, sie zu berühren“, lautete ein prägender Satz der Markenpsychologin Barbara Kastlunger.
Stadt, Standort, Haltung
„Linz lebt davon, dass Kreativität, Technologie und Wirtschaft gemeinsam an Lösungen arbeiten, die Wirkung entfalten. Entscheidend ist, dass wir Innovation mit Menschlichkeit verbinden“, sagte Doris Lang-Mayerhofer, Stadträtin für Kreativwirtschaft. Auch Creative-Region-Geschäftsführer Georg Tremetzberger betonte, dass Zukunft dort entstehe, wo Menschen ins Gespräch kommen und Verantwortung übernehmen.
Exponentielle Technik, menschliches Tempo
Foresight-Berater Norbert Hillinger verortete Innovation im „Reality Gap“ zwischen rasant wachsender Technologie und linearer menschlicher Entwicklung. Potenzial sah er in unterschätzten „Third Places“ als Touchpoints, in lokal gedachten Zukunftsmärkten und in bewussten Gegentrends jenseits des „Trend-Bingo“. Bemerkenswert: In Oberösterreich verfügen rund zehntausend Unternehmen über eigene Innovationsabteilungen.
Experience mit Tiefe statt Effizienz um jeden Preis
Jeanny Gucher stellte die Effizienzlogik auf den Kopf: Produktivität beginne mit kuratiertem Wissen, radikaler Präsenz, multisensorischen Experiences und „Speed of Trust“. Je mehr Sinne einbezogen werden, desto nachhaltiger wirke eine Experience auf das Nervensystem. Führung müsse Lernräume und Erlebnisse gestalten, die Entwicklung ermöglichen.
Lernen als Haltung
Für Martina Gaisch entscheidet nicht das Toolset, sondern die Lernfähigkeit. Verstehen entsteht durch Kontext, Intuition, Humor und Empathie. Gefragt sind kognitive Flexibilität, Ambiguitätstoleranz und die Bereitschaft, Wissen zu verlernen – sowie „Z‑Skills“, die technisches Verständnis mit sozialem Gespür verbinden.
Aufmerksamkeit ist die knappste Ressource
Kastlunger erklärte, wie Marken zwischen Überreizung und Langeweile das optimale Aktivierungsniveau finden. Im Schnitt bleiben 1,7 Sekunden, um Relevanz zu erzeugen; Neugier, Pausen und Erwartung schlagen Dauerreize. Was berührt, bleibt – Bedeutung und Zugehörigkeit wirken stärker als Lautstärke.
Marken werden zu Räumen
Franz Riebenbauer zeigte, wie sinnliche Markenwelten aus Sekunden Stunden machen: In immersiven Räumen beschäftigen sich Menschen im Schnitt sieben Stunden mit einer Marke. Beispiele reichten vom „Transformations-Tunnel“ bei Biogena in Salzburg bis zum Venice Beach Football Club, der eine digitale Idee in eine gelebte Community verwandelte. Unternehmen verkaufen damit weniger Produkte als Haltungen.
Fünf Prüfsteine für Organisationen
Zum Schluss blieben Fragen, die weit über den Abend hinausreichen: Wie Lernen zur Gewohnheit wird; wo analog und digital balancieren; wer Wissen kuratiert; wie mutig Entscheidungen getroffen werden; und wie echtes „Brand Bonding“ durch Resonanz entsteht.













