© Ingo Folie/MCÖ

Regina Loster, Geschäftsführerin des Marketing Club Österreich, betont, dass technologische Kompetenz und Menschlichkeit im Marketing untrennbar verbunden sind – Empathie bleibt auch im KI-Zeitalter der Schlüssel zum Erfolg.

Regina Loster, Marketing Club Österreich: „Marketing sollte menschlich sein – die KI unterstützt, aber die Verantwortung bleibt bei uns.“

Regina Loster ist Geschäftsführerin des Marketing Club Österreich und war mehr als 20 Jahre in der FMCG-Branche in Marketing und Sales tätig. Im Interview spricht sie über Chancen und Grenzen künstlicher Intelligenz im Marketing.

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KI ist längst im Marketing-Alltag angekommen. Wo sehen Sie die größten Chancen, aber auch Grenzen dieser Entwicklung?

Regina Loster: KI kann Prozesse deutlich effizienter machen – etwa in der Content-Produktion, im E‑Commerce, bei der Datenanalyse oder in der Marketing-Automation. So kann man Abläufe optimieren und sich dadurch Freiraum für anderes schaffen. Wichtig ist, dass der Einsatz sinnvoll bleibt. Der Mensch ist daher umso wichtiger, weil er die Ergebnisse einordnet und dafür sorgt, dass die Menschlichkeit im Vordergrund bleibt. Man kann sich die KI als Mitarbeiter zunutze machen, aber sie ersetzt keine Kreativität oder Empathie.

Viele Unternehmen nutzen KI bereits für die Content-Erstellung. Wie können Marken dabei dennoch individuell bleiben?

Loster: Ich sehe darin kein Risiko. Egal, wie der Content und die Maßnahmen erstellt werden – die Markenwerte, der Markenkern und die Markenstrategie müssen klar sein und definiert bleiben. Das darf nicht verwässert werden, auch nicht mit KI. Strategische Markenführung ist heute umso wichtiger, um Haltung und Authentizität zu transportieren. Mit klaren Werten, einer klaren Haltung und kreativen Maßnahmen, die gerne mit KI kreiert werden, wird das auch weiterhin erfolgreich sein. Ein USP muss immer klar sein – das ist die Basis.

Was müssen MarketerInnen heute können, um KI verantwortungsvoll und erfolgreich einzusetzen?

Loster: Ich glaube, was sich auch mit KI nicht ändert, ist, dass man das Handwerk des Marketings gut beherrschen muss. Empathie und soziale Kompetenz, gepaart mit technologischem Verständnis, sind heute noch wichtiger als früher. Ich wünsche mir, dass diese Fähigkeiten schon in der Ausbildung gestärkt werden.

Wo bleibt Ihrer Meinung nach der Mensch im Marketing unersetzbar?

Loster: Marketing sollte menschlich sein. Die KI unterstützt, aber die Verantwortung bleibt bei uns. Die Stärke im Marketing liegt darin, Menschen zu berühren. KI liefert Impulse und beschleunigt Prozesse, doch Haltung, Empathie und das Verständnis für Zielgruppen entstehen bei uns. Wir sorgen dafür, dass Kommunikation nicht austauschbar wird, sondern nahbar, relevant und verantwortungsvoll bleibt. Genau dieser menschliche Faktor macht den Unterschied und wird unersetzbar sein.

Der technologische Wandel ist rasant – viele fühlen sich davon überfordert. Wie kann man als MarketerIn damit umgehen?

Loster: Mentale Stärke und Resilienz sind heute wichtiger denn je. Die Branche ist sehr schnelllebig, und ständig kommen neue Tools und Trends. Man sollte schon von Beginn an auf die mentale Gesundheit achten, denn wer mental gesund ist, kann kreativ sein. Ich glaube, man sollte Lernen als etwas Positives sehen – lebenslanges Lernen ist dabei ganz wesentlich.

Welchen Rat geben Sie EinsteigerInnen und erfahrenen Marketing-Talenten im Umgang mit KI?

Loster: Wissbegierde und Experimentierfreude sind das Um und Auf. Es gibt so viele Tools – man muss interessiert sein und im täglichen Leben Neues ausprobieren. Kritisches Hinterfragen, reflektiertes Handeln und der Mut, auch Fehler zu machen, sind wichtig, um dazuzulernen. Früher war es so: Wenn man das Handwerk des Marketings kann, kann einem nicht mehr viel passieren. Heute ist es so, dass sich alles ständig verändert – das ist herausfordernd, aber im positiven Sinn.

Internet World Austria berichtet in Zusammenarbeit mit dem Studiengang Marketing und Kommunikation der FH St. Pölten. Dieses Interview wurde im Zuge der Kooperation von Nicole Schiel und Sebastian König geführt.

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