Wie ordnen Sie den Stellenwert von Community & Reputation Management in Österreich im internationalen Vergleich ein?
Peter Zeilinger: Community- und Reputation-Management sind in Österreich ein wichtiger Bestandteil des digitalen (Über-)Lebens eines Unternehmens. Im internationalen Vergleich können wir feststellen, dass Österreich zwar einen aufstrebenden digitalen Markt hat, jedoch noch nicht das gleiche Maß an Reife und Durchdringung wie einige andere Länder erreicht hat. Da schiele ich als Medienmensch besonders zu unseren deutschen Nachbarn. Dennoch ist die Bedeutung von Community- und Reputation-Management in Österreich nicht zu unterschätzen, da sie einen direkten Einfluss auf das Markenimage und die Kund*innenbindung haben. Da müssen wir noch viel mehr Entscheidungsträger*innen davon überzeugen!
Welche Entwicklungen und Trends fallen Ihnen als Experte besonders auf?
Zeilinger: Als Experte beobachte ich mit großem Interesse die zunehmende Verschmelzung von Online- und Offline-Communitys sowie die wachsende Bedeutung von personalisierten und authentischen Interaktionen. Die Integration von KI-gestützten Tools zur Analyse von Nutzer*innenverhalten und zur individuellen Ansprache gewinnt ebenfalls an Bedeutung. Da bekomme ich mit minimalen Ressourcen einen Riesen-Output, der sich auch in Monetarisierungsideen niederschlägt.
Welches heimische Projekt rund um Community Management & Online Reputation betrachten Sie als Vorzeigeprojekt?
Zeilinger: Ein tolles Beispiel für gelungenes Community Management in Österreich ist der Schokoladenhersteller Zotter. Durch die gezielte Interaktion mit den KundInnen und die Pflege einer offenen und transparenten Kommunikation konnten sie eine starke und engagierte Community aufbauen, die sowohl online als auch offline aktiv ist. Und das mit einem personell überschaubaren Community Team.
Welches internationale Projekt ist Ihnen in den vergangenen Monaten aufgefallen?
Zeilinger: Ein internationaler Trend, der in der vergangenen Zeit meine Aufmerksamkeit erregt hat, ist „Comment Marketing“. Durch das Posten von Kommentaren auf Blogs, Foren, sozialen Medien und anderen digitalen Plattformen schafft man abseits der eigenen Gefilde einen Mehrwert in Online-Diskussionen. Es geht da nicht darum, Werbebotschaften zu hinterlassen, sondern vielmehr darum, auf eine sinnvolle Weise an Gesprächen teilzunehmen, die der Gemeinschaft zugutekommen und sich positiv auf die Marke auswirken. Da kann man z.B. Marken wie die Sprachlernsoftware „Duo Lingo“ hervorheben, die es schaffen mit Wortwitz und Experimentierfreudigkeit Zielgruppen anzusprechen, die man auf traditionellem Wege eventuell nur schwer erreichen würde.
Welchen schnell umsetzbaren Tipp können Sie für Marketingverantwortliche in Unternehmen empfehlen?
Zeilinger: Ein schnell umsetzbarer Tipp für Marketingverantwortliche in Unternehmen ist die kontinuierliche Überwachung und Analyse der Online-Reputation. Dies umfasst die regelmäßige Überprüfung von Bewertungsplattformen, Social Media-Kanälen und anderen digitalen Interaktionspunkten, um auf Feedback zu reagieren, Krisen zu bewältigen und das Markenimage proaktiv zu stärken. Da gibt es tolle Tools dafür, die einem kostengünstig die Arbeit abnehmen. Außerdem empfehle ich, authentische und persönliche Interaktionen mit der Zielgruppe zu pflegen, um das Vertrauen und die Loyalität der KundInnen zu fördern. Niemand will im Jahr 2024 noch mit Antwortbausteinen oder lieblos imitierten Trends konfrontiert werden.
Dieses Interview ist Teil einer Interviewserie mit Mitgliedern des MCÖ Digital Marketing Experts Pool in Kooperation mit der Internet World Austria Redaktion. Stephan Kreissler, Gründer der Digital Agenturen AdsThatWork und Digitalisten, ist Initiator und Leiter des neuen Pools der Digital Marketing Expertinnen und Experten. Er wird unterstützt von Harald Rametsteiner, Leiter des berufsbegleitenden Masterlehrgangs Digital Marketing.
