„Tektonische Verschiebungen” in der Werbung und Kreation, die von der künstlichen Intelligenz ausgelöst und durch deren rasante Entwicklungen befeuert werden, sieht der international agierende Creative Consulent Lars Bastholm. In seiner Keynote am zweiten Tag der Fachkonferenz MARKETING X umriss er, was passiert, wenn „generative KI auf menschliche Vorstellungskraft trifft”. Der US-amerikanisch-dänische Kreativberater ist Gründer des Beratungsunternehmens Bastholm Creative Consulting (BCC) mit Sitz in Kopenhagen und rund 200 Miitarbeiter:innen. Zudem ist und war er weltweit als Creative Leader aktiv, u.a. als Chief Creative Officer für Marken wie Google, Ikea, Coca-Cola, Nike, Lego und Porsche, in klassischen Agenturen wie Ogilvy sowie Digitalagenturen wie AKQA. Bastholm ist zudem vielfach ausgezeichneter Werber.
Wie sehr die KI in den vergangenen fünf Jahren die Kreation verändert hat, zeigte Bastholm an einem „Bilderbuch für Erwachsene”, das er selbst gemeinsam mit Midjourney verfasst hat. „Animals on the Verge”, so der Titel – und er hätte dieses Buch niemals gestalten können, so Bastholm, wenn es keine KI-Modelle geben würde.
Wir leben heute angesichts der KI in der wunderbaren Kleinstadt „Wonderpanic”. Doch „Wonderpanic” sei nichts Neues, so Bastholm, was heute die KI ist, waren früher eben Farben wie Rot und Blau. „Wonderpanic” ist nur eine Reaktion auf die technologische Entwicklung, vom Computer und dem Internet über den Mobilfunk und eben aktuell die KI. Feuer, Rad, die Eisenbahn und die Elektrizität haben bisher die Geschichte der Menschheit massiv verändert, ein solcher Sprung erfolge nun durch die KI. Allerdings waren früher die Zyklen zwischen diesen größen richtungsweisenden Erfindungen wesentlich größer, als sie in unserer Gegenwart ausfallen, wie die Entwicklung von Internet (1969), Mobile (2000er), Social Media (2010er) und KI (2020er) zeige.
„Gedruckte Bücher werden nie mit handschriftlich hergestellten Büchern mithalten können, insbesondere weil die Rechtschreibung und Verzierung mancher gedruckter Bücher oft vernachlässigt wird, während das handschriftlich Kopieren größere Sorgfalt erfordert”, zitiert Bastholm Johannes Trithemius (De Laude Scriptorium, 1492: „Printed books will never equal scribed books, especially because the spelling and ornamentation of some printed books is often neglected. Copying requires greater diligence.”) Ähnliche verhalte es sich, wenn die KI der menschlichen Kreativität gegenübergestellt werde.
Er könne nicht prognostizieren, ob auf lange Sicht die KI oder die menschliche Schöpfungskraft trumphieren werde, wenn sich unsere „krativen Muskeln” weiterentwickeln, so Bastholm. Wir riskieren viel und wissen nicht, wie unsere Jobs in einem Jahr aussehen, wie sehr sich die Anforderungen dazu verändern werden oder es sie überhaupt noch gibt. „Aber probieren Sie alles aus, experimentieren Sie damit, denn je größer der Input ist, umso größer auch der Output”, betonte Bastholm. In Summe sieht der Creative-Berater für die Zukunft eine „wunderbare Kooperation” von Menschen und KI.
Und, da die KI so viel an Umsetzung ermöglicht: „A New Golden Age of Creative Advertising.”