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Lukas Hetzendorfer, Head of Revenue bei otago

Lukas Hetzendorfer, otago: „Nur eine topmoderne Website schafft es auf ChatGPT.“

Lukas Hetzendorfer, Head of Revenue Growth bei otago, spricht über den Wandel von SEO zu GEO, die neuen Herausforderungen durch KI-Suchmaschinen und erklärt, warum Brand Awareness und Websitequalität jetzt entscheidender sind denn je.

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Vor einem Monat haben Sie beim MCÖ Digital Marketing Experts Talk den Vortrag „SEO ist tot, lang lebe GEO“ gehalten. Wie definieren Sie GEO konkret und welche Unterschiede sehen Sie zu klassischem SEO? 

Lukas Hetzendorfer: SEO steht für Search Engine Optimization, GEO für Generative Engine Optimization. Während SEO darauf abzielt, bei Google ganz oben zu sein, geht es bei GEO darum, bei KI-Suchmaschinen wie ChatGPT, Perplexity oder auch im neuen Google KI-Modus genannt zu werden. Diese Systeme werden „Antwortmaschinen“ genannt – man sucht nicht mehr, sondern bekommt direkt eine Antwort. 

Welche Auswirkungen und Herausforderungen haben diese neuen KI-Funktionen auf SEO und das Online-Marketing von Unternehmen? 

Hetzendorfer: Die größte Veränderung ist, dass alles komplexer wird. Früher musste man nur bei Google gut ranken, heute müssen Unternehmen zusätzlich in ChatGPT, Perplexity und im AI Mode von Google sichtbar sein. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die eigene Website: Nur eine aktuelle Seite schafft es auf ChatGPT. Wenn ChatGPT merkt, dass eine Website veraltet oder fehlerhaft ist, wird sie weniger berücksichtigt. Das bedeutet, dass Unternehmen mehr Zeit, Energie und Geld in ihre Website investieren müssen. Seiten, die regelmäßig erwähnt oder verlinkt werden, etwa auf Wikipedia oder Reddit, gelten als relevanter und werden häufiger angezeigt. 

Wie gehen Sie und Ihr Team bei otago mit diesen Veränderungen um? Welche Maßnahmen setzen Sie konkret ein? 

Hetzendorfer: Wir sehen darin eine große Geschäftschance. Immer mehr Unternehmen fragen uns, wie sie in diesen neuen Systemen sichtbar werden können. Wir beraten unsere KundInnen, wie sie ihre Websites technisch und inhaltlich optimieren können, etwa Ladezeiten, Bildgrößen, defekte Links, und geben konkrete Handlungsempfehlungen. Parallel dazu setzen wir Monitoring-Tools ein, die zeigen, wie oft ein Unternehmen in ChatGPT genannt wird. In Realität gehen beide Dinge Hand in Hand, denn nur was man messen kann, kann man verbessern. 

Wie sollen sich Unternehmen anpassen, um trotz sinkendem Website-Traffic sichtbar zu bleiben? 

Hetzendorfer: Der direkte Website-Traffic wird weniger, weil Nutzerinnen und Nutzer ihre Antworten schon in den KI-Overviews sehen. Früher hat man zum Beispiel „Friseur in Wien“ gegoogelt, fünf Treffer gesehen und auf die Websites geklickt. Heute zeigt die KI diese Friseure direkt an – man klickt gar nicht mehr auf die Website. Der neue Skill ist, in diesen Ergebnissen überhaupt genannt zu werden. Es geht also weniger um Klickzahlen, sondern darum, dass ChatGPT oder Google die eigene Website “nur” anzeigen und darauf referenzieren. 

Welche Rolle spielt dabei Brand Awareness oder Brand Trust, wenn die Klickzahlen zurückgehen und viele Antworten direkt in der Suche erscheinen? 

Hetzendorfer: Das ist ein wenig der Treppenwitz der Geschichte: Brand Trust wird plötzlich wieder wichtiger. ChatGPT sieht das als eine zentrale Quelle für Glaubwürdigkeit. Das ist die berühmte digitale PR und erlebt gerade ihren zweiten Frühling. Früher zählten vor allem Klicks, Performance und E‑Commerce. Für GEO ist es plötzlich wieder viel wichtiger, dass über Unternehmen gesprochen wird – in klassischen Medien ebenso wie auf digitalen Plattformen. 

Zum Abschluss möchten wir noch einen Blick in die Zukunft werfen. Wie wird sich SEO in den kommenden fünf Jahren entwickeln, wenn KI-Suchen weiter zunehmen? 

Hetzendorfer: Meine Prognose ist, dass der Markt in Österreich künftig doppelt so viel in SEO investieren wird wie heute. Plattformen wie ChatGPT oder Google sind riesige Datensysteme, die immer mehr Aufmerksamkeit auf sich ziehen. In zwei bis drei Jahren wird es wahrscheinlich nur noch ein zentrales Tool geben, über das man alles erledigt: Restaurantreservierungen, Nachrichten oder Meetings. Das bedeutet, alles wird zunehmend digitalisiert und genau deshalb ist es für Unternehmen umso wichtiger, dort sichtbar zu sein. 

Was wünschen Sie sich persönlich für die Zukunft, gerade im Online-Marketing und in der Branche insgesamt? 

Hetzendorfer: Wenn ich einen Wunsch hätte, dann wären das mehr Frauen in Führungspositionen. Ich glaube, das würde vieles verbessern – die Branche, die Digitalisierung und auch die Entwicklung von KI. Frauen machen über die Hälfte der Konsumentinnen aus, aber die meisten Entscheidungen werden nach wie vor von Männern getroffen. Produkte, die von allen genutzt werden, sollten auch von allen entwickelt werden. Das wäre, meiner Meinung nach, die Lösung vieler Probleme. 

Internet World Austria berichtet in Zusammenarbeit mit dem Studiengang Marketing und Kommunikation der FH St. Pölten von der DMEXCO. Dieser Artikel wurde von Julia Petö und Sebastian Lengauer verfasst

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