Der Gender Pay Gap, Teilzeit-Arbeit, unbezahlte Care-Arbeit und in Folge niedrigere Pensionen – Frauen sind im Laufe ihrer Erwerbskarrieren mit vielen Herausforderungen konfrontiert. In ihren Jobs sind sie allerdings ähnlich zufrieden mit ihrer Tätigkeit wie Männer (Frauen: 83 Prozent, Männer: 85 Prozent). Insgesamt 28 Prozent der Frauen denken dennoch zumindest mehrmals im Monat darüber nach, ihren Job zu wechseln.
Trotzdem ist die weibliche Wechselbereitschaft tendenziell niedriger als bei Männern (Frauen: 42 Prozent, Männer: 47 Prozent): 10 Prozent der weiblichen Beschäftigten planen konkret, heuer ihren Job zu wechseln (Männer: 9 Prozent), fast ein Drittel der erwerbstätigen Österreicherinnen (32 Prozent) ist grundsätzlich für einen Jobwechsel offen (Männer: 38 Prozent).
„Frauen denken zwar oft an einen Jobwechsel, sind jedoch zurückhaltender, wenn es um die konkrete Umsetzung geht“, sagt Petra von Strombeck, CEO der XING Muttergesellschaft New Work SE.
Wechselgründe: Zu wenig Geld, kaum Aufstiegschancen, aber auch Lust auf Abwechslung
Warum erwägen Frauen einen Jobwechsel? Direkt nach den Faktoren „niedriges Gehalt“ sowie „keine oder nur wenige Aufstiegschancen“ beim aktuellen Arbeitgeber steht an dritter Stelle die Lust auf Abwechslung (32 Prozent). Frauen, die bei ihrem derzeitigen Arbeitgeber bleiben wollen, schätzen vor allem den kollegialen Zusammenhalt (64 Prozent, Männer: 55 Prozent). Aber auch die Jobsicherheit (63 Prozent) und die eigenen Arbeitsaufgaben (52 Prozent) sind genannte Gründe der befragten Österreicherinnen.
Wünsche an potenzielle Arbeitgeber: Höheres Gehalt, Jobsicherheit und flexible Arbeitsmodelle
Was wünschen sich Frauen von potenziellen neuen Arbeitgebern? Ein höheres Gehalt steht auf dem Wunschzettel ganz oben (67 Prozent). Ein langfristig sicherer Job (63 Prozent) sowie ein attraktiver Standort des Unternehmens mit guter Erreichbarkeit runden die Top-3-Wünsche ab. Der attraktive Standort ist für Frauen wichtiger als für Männer (Frauen: 58 Prozent, Männer: 51 Prozent). Besonders spannend: Mehr als jede zweite Frau (56 Prozent) sagt, dass ein ungünstig gelegener Arbeitsort sie davon abhalten würde, sich für einen besser bezahlten Job zu bewerben. Konsequenterweise ist auch die flexible Arbeitszeiteinteilung mehr als jeder zweiten Frau wichtig (Frauen: 56 Prozent, Männer: 52 Prozent). Frauen lehnen Wochenend- bzw. Feiertagsarbeit zudem häufiger ab als Männer (Frauen: 38 Prozent, Männer: 32 Prozent).
Deutlich wird auch der generelle Wunsch nach einer humaneren Arbeitswelt: Weibliche Beschäftigte wünschen sich von potenziellen Arbeitgebern neben gutem Führungsverhalten (50 Prozent) einen sinnerfüllenden Job – tendenziell häufiger als Männer (Frauen: 48 Prozent, Männer: 43 Prozent). Auch ein Engagement für das psychische Wohlergehen der Belegschaft (Frauen: 29 Prozent, Männer: 21 Prozent) sowie Diversität am Arbeitsplatz (Frauen: 19 Prozent, Männer: 13 Prozent) liegt Frauen eher am Herzen als Männern. Zudem ist das Angebot einer 4‑Tage-Woche bei gleicher Wochenarbeitszeit für mehr als die Hälfte der Erwerbstätigen ein besonders attraktiver Benefit (Frauen: 58 Prozent, Männer 59 Prozent).
Passende Angebote steigern Attraktivität als Arbeitgeber
Laut Statistik Austria arbeitet in Österreich aktuell jede zweite Beschäftigte in Teilzeit (51 Prozent). Bei den Männern sind es gerade einmal 13 Prozent. Und während sehr viele Frauen wegen der Kinderbetreuung oder der Pflege von Angehörigen ihre Arbeitszeit reduzieren, ist das bei Männern nur ein geringer Anteil. „Frauen sind immer noch überdurchschnittlich oft in Teilzeit beschäftigt und sie tragen in der Regel die Hauptlast der Care-Arbeit in der Familie“, so Petra von Strombeck.
21 Prozent der für die XING Studie befragten Erwerbstätigen in Österreich gaben an, dass ihr Arbeitgeber die Möglichkeit zum Arbeiten aus dem Homeoffice bereits reduziert hat (Frauen: 21 Prozent, Männer 20 Prozent). Mehr als jeder Fünfte (22 Prozent) befürchtet, dass der Arbeitgeber das zukünftig in Teilen oder vollständig tun wird.
„Gerade Frauen brauchen Voraussetzungen wie flexible Arbeitsmodelle, um sich zwischen Beruf und Familie nicht aufzureiben“, sagt die CEO der New Work SE. „Wenn Unternehmen hier passende Angebote machen, steigt ihre Attraktivität als Arbeitgeber.“