Wir brauchen eine Österreich-Cloud

Picture of Albert Sachs
Albert Sachs
Über unserem Land sollte eine mächtige Wolke aufziehen. Österreich braucht eine Austro-Cloud. Hinter einem solchen Projekt sollten möglichst viele Proponenten und solche mit klar österreichischen oder europäischen Wurzeln stehen.

Beitrag teilen:

Irgendwo in Österreich dämmert sicherlich ein aufgelassener Bergwerksstollen vor sich hin, der auf eine neue sinnvolle Nutzung wartet. Eine solch alte Mine wäre der ideale Standort für eine österreichische Serverfarm. Solche Plätze hätte Österreich vermutlich in großer Anzahl zu bieten. Sie sollten endlich genutzt werden. Zum wirtschaftlichen Vorteil des Landes. Und für die eigenen Interessen.

Server- und damit Cloud-Kapazitäten gibt es auf dieser Welt vermutlich genug. Sie zählen zu den Bestandteilen der digitalen Infrastruktur, bilden deren Rückgrat. Dennoch wäre es sinnvoll, eine leistungsfähige Cloud, eine eigene Österreich- oder Austro-Cloud auch in unserem Land aufzubauen. Das würde nicht nur ein riesiger Schritt in Richtung Zukunft, sondern vor allem auch zu mehr Unabhängigkeit bedeuten und würde dem Land diverse Vorteile bescheren. Rechnerleistung ist längst nicht mehr ein kostbarer Rohstoff für die nächsten Jahrzehnte und Jahrhunderte, sondern wird heute schon von schier unendlicher Kapazität benötigt. Die Cloud-Industrie bietet aktuell enorme und künftig vermutlich noch gewaltigere Wachstumschancen.

Österreich hätte für den Aufbau einer eigenen Cloud-Infrastruktur nicht nur alte Bergwerksstollen zu bieten. Die alpine Lage sowie die zahlreichen Gewässer könnten als weitere Standortvorteile ins Treffen geführt werden. Nicht zufällig betreibt ein großer deutscher Handelskonzern sein Rechenzentrum in einem aufgelassenen Kraftwerk an der Salzach im oberösterreichischen Innviertel. Generell suchen immer mehr europäische und vermutlich auch österreichische Unternehmen nach Cloud-Lösungen auf dem eigenen Kontinent oder im eigenen Land. Für den alten Kontinent und dessen Staaten sprechen in erster Linie die geltenden Sicherheitsstandards und üblicherweise die DSGVO-Konformität, aber auch die politische Stabilität, das exzellente Know-how und nicht zuletzt die Hoheit über die eigenen Daten.

Klar, auch in Österreich bieten diverse Cloud-Dienstleister ihre Services an. Doch vielfach handelt es sich dabei um kleinere Unternehmen, bei denen nicht nur deren Server-Kapazitäten überschaubar sind. Die Cloud größerer Anbieter wiederum basiert vielfach auf der Technik von US-Plattformen. Tatsächliche Unabhängigkeit ist dadurch ebenso wenig gewährleistet wie die Datensicherheit beim möglichen Konkurs eines autonomen heimischen Kleinanbieters. Andererseits können viele österreichische Cloud-Anbieter wiederum mit ihren Tarifen kaum mit jenen der riesigen internationalen Serverfarmen mithalten.

Eine Art halböffentliche Austro-Cloud, deren Betreiber in einem Public-private-partnership-Modell beispielsweise ein Konsortium aus großen kommerziellen Anbietern sein könnte, wäre nicht nur denkens‑, sondern auch wünschenswert. Auch eine Träger-Struktur, der neben der Regierung und/oder öffentlichen Verwaltung auch die Universitäten oder eine Uni-Verband, andere staatliche und halbstaatliche Einrichtungen, die Wirtschaftskammer, diverse Institutionen aus der Industrie usw. angehören, könnte eine Österreich-Cloud tragen.

Gewissermaßen eine digitale Sozial-Partnerschaft. Für mehr Unabhängigkeit. Für private und öffentliche Nutzer, für Wirtschaft und Verwaltung. Und für ein bisschen mehr Rot-weiß-Rot oder zumindest einen europäischen Anstrich rund um unsere Daten und für deren Lagerstätten.

Beitrag teilen:

Subscribe
Notify of
guest
0 Kommentare
Oldest
Newest Most Voted
Inline Feedbacks
View all comments