Wenn uns Roby sein selbst gekochtes Menü serviert

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Albert Sachs
Das soeben erschienene Jahrbuch der International Federation of Robotics (IFR) ist mehr als eine trockene Datensammlung, es ist auch ein Skizzenbuch dafür, wie wir morgen leben.

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Auch Melk-Roboter haben ihre Arbeitsmarktprobleme. Es lief nicht gut für sie im vergangenen Jahr. Der globale Absatz von Service-Robotern für die Landwirtschaft ging um satte sechs Prozent auf 19.500 verkaufte Einheiten weltweit zurück. Das Minus ist hauptsächlich auf die Segmente Anbau und Melken zurückzuführen, lässt sich dem eben publizierten Jahrbuch World Robotics 2025 entnehmen.

Andere Branchen haben es da – aus Roboter-Sicht – wesentlich besser erwischt. Und auch generell läuft es für unsere humanoiden oder auch ganz anders aussehenden Kollegen sehr gut. Vor allem die Zahl der Fabriks-Roboter nimmt beinahe explosionsartig zu. Laut dem Report hat die produzierende Industrie im Jahr 2024 in den Fabriken rund um den Globus insgesamt 542.000 neue Industrie-Roboter installiert. Vor zehn Jahren betrug der jährliche Zuwachs nicht einmal die Hälfte. Zum vierten Mal in Folge wurde zudem bei der Jahres-Zuwachsrate die Marke von 500.000 Stück übertroffen. Da globale Roboter-Bevölkerung wächst. Unaufhörlich.

Auch in anderen Sparten sieht es für die elektronischen Kollegen nicht schlecht aus. Im Sektor Transport und Logistik verzeichnen sie ein Plus von 14 Prozent auf knapp 103.000 Einheiten, professionelle Reinigungsroboter schaffen einen Zuwachs von 34 Prozent. Such- und Rettungsroboter sowie Sicherheitsroboter erreichen zwar einen Zuwachs von 19 Prozent, schwächeln aber mit nur 3.100 verkauften Einheiten bei den absoluten Zahlen noch. Abwärts geht es aktuell hingegen mit der Roboterpopulation Roboter im Hotel- und Gastgewerbe – 42.000 neue Einheiten bedeuten ein Minus von elf Prozent. Doch Potenzial liegt in der Zubereitung sowie dem Servieren von Speisen und Getränken.

Dafür bescheren uns die Medizin-Roboter beinahe schwindelerregende Zahlen. Sie werden von der IFR neben Service- und Industrie-Robotern als dritte eigenständige Kategorie geführt. Der Absatz von Medizin-Robotern stieg im Jahr 2024 insgesamt deutlich um 91 Prozent auf rund 16.700 Einheiten. Die Nachfrage nach Operations-Robotern wuchs um 41 Prozent, jener von Rehabilitations- und nicht-invasiven Therapie-Robotern sogar um 106 Prozent. Doch hinter den Robotern für die Diagnostik und medizinische Laboranalyse können sich alle anderen Roboter-Gattungen verstecken: plus 610 Prozent.

Marschiert die Armee der Roboter, egal in welchem Zweig, schon so ungebremst auf uns zu, offenbaren die Strukturdaten ganz andere – mitunter besorgniserregende – Entwicklungen. China ist längst und bleibt der wichtigste Markt für Roboter aller Art. Mit einem globalen Anteil von 54 Prozent aller neu verkauften und installierten Industrieroboter ist das Reich der Mitte der weltweit größte Markt. Mit 295.000 Stück nahm die chinesische Industrie 2024 die höchste jemals in einem Jahr installierte Zahl an Robotern in Betrieb. Zudem verkauften chinesische Hersteller dabei erstmals mehr Roboter im eigenen Land als ausländische Anbieter.

Neben China erweisen sich Japan, die USA und Südkorea in dieser Reihenfolge als die weltweit wichtigsten Märkte für Roboter. Aber auch Indien legt im Roboter-Markt deutlich zu. Zwar liegt der Subkontinent mit lediglich 9.100 neu installierten Industrierobotern weltweit nur auf Platz sechs, doch die Wachstumsrate liegt bei sieben Prozent, und mit einem Marktanteil von 45 Prozent ist die Automobilindustrie die am stärksten wachsende Einkaufsgruppe auf dem Roboter-Markt.

Europa scheint hingegen langsam, aber sicher ins Hintertreffen zu geraten. Im Jahr 2024 wurde ein Minus von acht Prozent auf 85.000 neuinstallierte Einheiten verzeichnet – 80 Prozent davon immerhin in den EU-Staaten. Doch die Zahl der neuinstallierten Roboter geht in vielen Ländern zurück, darunter Deutschland (minus 5 Prozent), Frankreich (minus 24 Prozent), Italien (minus 16 Prozent) und das Nicht-EU-Land Großbritannien (minus 34 Prozent).

Der globale Aufwärtstrend für die Roboter-Branche hält hingegen weiter an. Für 2025 geht die IFR von einem Zuwachs von sechs Prozent aus und rechnet damit, dass bis 2028 die Marke von 700.000 neuen Einheiten überschritten werden dürfte.

So atemberaubend die quantitative Entwicklung auch ausfallen mag, sagt der IFR-Report nichts über die qualitativen Fortschritte auf dem Roboter-Markt aus. Doch von dort kommen die wahren Quantensprünge. Roboter sind demnächst wohl nicht nur dazu da, uns das von ihnen gekochte Essen zu servieren.

Und auch für die Melk-Roboter sollte es bald wieder aufwärts gehen.

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