Medienförderung: Nächstes Papier des Scheiterns?

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Albert Sachs
Österreichs Medien stecken in der Dauerkrise. Medienminister Andreas Babler hat eine „wissenschaftliche Analyse“ bei gleich sechs Beteiligten beauftragt. Das nächste Papier des Scheiterns.

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Über den Häusern vieler österreichischer Medien ist Feuer am Dach. Um nicht zu sagen, es brennt vielfach schon lichterloh. Die zahlreichen Wortmeldungen zur Mediensituation und ‑förderung der vergangenen Wochen verdeutlichen das. Zudem sprechen die Zahlen eine klare Sprache. Seit dem Jahrtausendwechsel hat sich die Zahl der Journalist:innen im Land um ein Drittel reduziert, weiters sind aktuell rund 300 Journalist:innen zur Kündigung angemeldet oder sitzen bereits beim AMS.

Eine neue Regelung der Medienpolitik und ‑förderung in Österreich ist dringend erforderlich. Auf den ersten Blick scheint das Medienminister und Vizekanzler Andreas Babler erkannt zu haben und kündigt an, die „Reform der Medienförderung auf eine solide wissenschaftliche Basis zu stellen“. Als Draufgabe soll es neue Fördermittel geben.

„Die derzeitige Medienförderung ist trotz ihres Umfangs von über 80 Millionen Euro nicht zielgerichtet genug. Wir müssen Bedingungen schaffen, die Medienunternehmen ermöglichen, sich weiterzuentwickeln und zugleich journalistische Qualität stärken aber auch einfordern“, so der Medienminister in einer Aussendung seines Ministeriums.

Damit beginnt die österreichische Lösung und das Scheitern scheint vorprogrammiert. Nicht weniger als sechs Institutionen sollen diese Analyse vornehmen. Unter Federführung des  Medienhaus Wien sind das weiters das CMC-Institut, die Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW), das Austrian Institute of Technology (AIT), der Presseclub Concordia und die Hamburg Media School. Dieses glorreiche Sextett soll die „bestehende Förderstrukturen prüfen, Qualitätskriterien und unabhängige Bewertungsverfahren entwickeln und Vorschläge für eine grundlegende Neuausrichtung vorlegen“.

Ein Ergebnis wird für Anfang 2026 erwartet. Und es darf mit Skepsis erwartet werden.

Angeichts des Koordinationsaufwandes, den der Austausch zwischen sechs Institutionen erfordert, stellt sich die Frage, warum eine derartige Vielfalt in die wissenschaftliche Analyse des heimischen Medienförderwesens eingebunden ist? Dessen Schwächen und Erfordernisse sind ohnedies mit freiem Auge sichtbar. Und wurden in den vergangenen Monaten und Jahren zur Genüge erörtert. Die fachliche Qualifikation der – bisher noch nicht namentlich genannten Expert:innen, auch deren Zahl scheint noch nicht festzustehen – sei außer Frage gestellt, dennoch stellt sich beispielsweise beim allgemein (und auch vom Verfasser) hochgeschätzten AIT die Frage, welche Rolle es übernehmen soll? Denn unter den 44 auf der AIT-Website aufgelisteten Arbeitsfeldern findet sich nicht nur andeutungsweise eines zum Thema Medien. 

Im Sinn der österreichischen Medien – und dazu gehören nicht nur Print und Fernsehen, sondern auch Radio und Digital, vielleicht sogar noch das eine oder andere Nischensegment – ist zu hoffen, dass diese wissenschaftliche Analyse dennoch nicht das Schicksal vieler Positionspapiere und Studien in diesem Land ereilt: ohne Konsequenzen in irgendeiner Schreitischlade zu verschwinden.

Hoffentlich bleibt Bablers „wissenschaftliche Analyse“ daher kein neues „Papier des Scheiterns“, sondern führt zu einer ernsthaften und im Sinne möglichst aller Beteiligten tragfähigen Medienförderung.

Es wäre dringend.

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