Wie ordnest du als Experte den Stellenwert von SEO in Österreich im internationalen Vergleich ein?
Lukas Hetzendorfer: SEO in Österreich hat im internationalen Vergleich als kleines Land mit verhältnismäßig weniger „digitalen Pionieren” natürlich noch Luft nach oben, aber das ist keine Schwäche, sondern eine Chance. Das bedeutet, dass schon kleine, gezielte Maßnahmen hierzulande eine große Wirkung erzielen können. Wichtigstes Motto: Fix the Basics. Technik (einwandfreie, flüssige, barrierefreie) Website, Content (relevante Inhalte für meine Zielgruppe) und Keywords (für welche Begriffe möchte ich überhaupt gefunden werden, und für welche nicht).
Welche Entwicklungen und Trends fallen dir als Experte besonders auf?
Hetzendorfer: Weg von Suchmaschinen, hin zu Antwortmaschinen, die nicht nur das passende Wort, sondern die passende Antwort liefern. Der Fokus verschiebt sich klar von der reinen Optimierung hin zum Verstehen der Nutzerintention. Ein weiterer wichtiger Trend ist die Einführung von KI in die Suche selbst. Google integriert immer stärker generierte Inhalte und interaktive Elemente direkt in die Suchergebnisse, was die Spielregeln ändert. Ich denke, dass sich unter all den KI-Playern wieder einmal Google als reichweitenstärkste Plattform durchsetzen wird. In den USA ist Google Gemini seit Kurzem populärer als ChatGPT.
Wie ordnest du die wachsende Bedeutung von KI bzw. damit verbunden Suchanfragen über ChatGPT & Co ein?
Hetzendorfer: KI-gestützte Suchanfragen über Tools wie ChatGPT & Co. sind noch am Anfang und im einstelligen Prozentbereich, deswegen ist FOMO nicht angebracht. Die KI wird bestehende Kanäle und Tools auch nicht ablösen, sondern einfach weiterentwickeln, wie man es am Beispiel GEO und SEO schon sieht. Darüber hinaus ist die KI für mich nicht der böse Terminator, sondern der hilfreiche Wall‑E, der Tätigkeiten übernimmt, die wir ohnehin nur ungern machen.
Welches heimische Unternehmen mit einer starken Präsenz rund um die Suche betrachtest du als Vorzeigebeispiel?
Hetzendorfer: Ein heimisches Vorzeigebeispiel, das von Österreich aus die Internationalisierung startet, ist 1000things. Im ersten Halbjahr diesen Jahres hat der bekannte Lifestyle-Blog einen Website Relaunch, Design Relaunch und sogar ein Domain-Änderungen durchgezogen, um die Internationalisierung, vor allem in Deutschland, voranzutreiben. Unglaublich. Wir sind als otago stolz, bei diesem Mammut-Projekt dabei gewesen zu sein.
Welches internationale Unternehmen ist dir rund um die Suche in den vergangenen Monaten aufgefallen?
Hetzendorfer: Definitiv IKEA. Immer up to date, höchst international und super abgestimmte Mischung aus lokalen Initiativen mit einem großen Konzern-Netzwerk im Hintergrund. Als „retail love brand” ist es besonders wichtig, auch die neuesten Trends im Konsum- und Mediennutzungsverhalten abzudecken.
Welchen schnell umsetzbaren Tipp kannst du rund um SEO bzw. GEO empfehlen?
Hetzendorfer: Ein Speed-Check der eigenen Website, beispielsweise mit den Core Web Vitals von Google selbst. Eine schnellere Website hat das wahrscheinlich beste Input-Output-Verhältnis vom ganzen Online-Marketing-Spektrum und kann in kürzester Zeit die Performance von allen Werbekanälen, die auf die Website führen (Google Ads, Social Media Ads, etc) schlagartig verbessern.
Dieses Interview ist Teil einer Interviewserie mit Mitgliedern des MCÖ Digital Marketing Experts Pool in Kooperation mit der Internet World Austria Redaktion. Stephan Kreissler, Gründer der Digital Agenturen AdsThatWork und Digitalisten, ist Initiator und Leiter des Pools der Digital Marketing Expertinnen und Experten. Er wird unterstützt von Harald Rametsteiner, Lehrgangsleitung für den MBA General Management an der FH des BFI Wien.