Mit „Fat Business“ legt Bobby Herrmann-Thurner eine pointierte Auseinandersetzung mit Gewichtsdiskriminierung vor. Ausgangspunkt ist ihre eigene Erfahrung: Schon im Kindesalter wurden ihr durch ärztlich verordnete Diäten Selbstzweifel vermittelt, die schließlich in Wut und später in politisches Engagement mündete. Aus dieser Perspektive analysiert sie, wie gesellschaftliche Normen ein enges Körperideal festschreiben und damit die Grundlage für ein milliardenschweres Geschäft schaffen.
Die Mechanismen des Fat Business
Das Buch zeigt, wie Diätprodukte, medizinische Eingriffe, Shakes oder Spritzen nicht nur einen globalen Markt bedienen, sondern auch von der permanenten Verunsicherung mehrgewichtiger Menschen leben. Herrmann-Thurner argumentiert, dass diese Industrie auf einer gesellschaftlichen Haltung aufbaut, die Körper außerhalb der Norm entwertet. Die Autorin verweist auf die systematische Entmenschlichung in Medien, Politik und Medizin, wo Betroffene pauschal als weniger leistungsfähig oder weniger wertvoll dargestellt werden.
Persönliche Erfahrung als politisches Statement
Herrmann-Thurner verknüpft biografische Elemente mit sozialpolitischen Analysen. Sie beschreibt, wie der Verlust des eigenen Selbstwertes schließlich zur Grundlage für ihren aktivistischen Einsatz für mehr Teilhabe wurde. Dabei geht es nicht um individuelle Ratschläge oder Selbstoptimierung, sondern um strukturelle Kritik. Das Buch versteht sich ausdrücklich nicht als Ratgeber, sondern als politische Forderung nach Gleichberechtigung und Anerkennung mehrgewichtiger Menschen.
Einordnung und Relevanz
„Fat Business“ erscheint in einem gesellschaftlichen Kontext, in dem Debatten über Diversität, Körpernormen und sozialer Ausschluss an Bedeutung gewinnen. Die Autorin, die seit über zehn Jahren in der Anti-Diskriminierungsarbeit aktiv ist und Formate wie das „Curvect Plus Size Blogazine“ sowie den Podcast „Fat Business“ mitbegründet hat, bringt fundierte Expertise ein. Der Text liefert damit nicht nur persönliche Einblicke, sondern auch eine kritische Reflexion über die Mechanismen eines Systems, das von der Abwertung bestimmter Körper profitiert.
Das Buch bietet eine klare, politisch motivierte Analyse einer oft übersehenen Form gesellschaftlicher Ungleichbehandlung. Herrmann-Thurner gelingt es, die ökonomischen Interessen hinter der Diätindustrie ebenso sichtbar zu machen wie die sozialen Auswirkungen von Gewichtsdiskriminierung. „Fat Business“ setzt damit einen wichtigen Impuls für eine breiter geführte gesellschaftliche Diskussion.
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