Die DMEXCO ist der Ort, an dem sich das Who’s who der Digitalbranche trifft, Trends verdichten und Deals anstoßen oder eben verpuffen. Trotzdem sieht man immer wieder die gleiche Szene: Menschen, die hinter Messetheken warten, als würde Sichtbarkeit von allein passieren. Wer so denkt, hat den größten Teil des Messepotenzials schon vor dem ersten Händedruck verschenkt.
Denn die eigentliche Bühne für einen erfolgreichen Messeauftritt wird lange vor dem 17. September 2025 aufgebaut. In den Wochen davor entscheidet sich, ob man auf der DMEXCO Teil eines Gesprächs wird oder im Rauschen untergeht. Erfolgreiche Aussteller wissen, dass Messeerfolg kein zweitägiger Sprint ist, sondern ein Marathon in drei Phasen: Vorbereitung, Präsenz, Nachwirkung.
Phase 1 – Drei Wochen vor der Messe: Das Spielfeld vorbereiten
Der erste Fehler vieler Aussteller: Sie werden erst dann sichtbar, wenn die Messe bereits begonnen hat. Erfolgreiche Teilnehmer starten dagegen schon drei Wochen vorher. Wer seinen DMEXCO-Kalender – inklusive konkreter Slots und direktem Buchungslink – auf LinkedIn teilt, signalisiert Dialogbereitschaft und senkt die Hürde für Terminvereinbarungen.
Noch wichtiger ist der gezielte Outreach an Wunschkontakte. Nicht als Massenmail, sondern persönlich. Eine kurze Nachricht wie „Ich bin am 18.9. auf der DMEXCO – 15 Minuten Kaffee?“ bringt aus meiner Erfahrung eine Zusage-Quote von beachtlichen 30 Prozent. Gespräche am eigenen Stand sind dabei oft fokussierter und verbindlicher als Treffen „im Off“, wo oft Smalltalk betrieben wird. Am Stand erfolgt der Austausch wesentlich konkreter und intensiver.
Parallel dazu sollte die inhaltliche Positionierung starten. Messerelevante Thesen auf LinkedIn – zugespitzt und meinungsstark – ziehen Aufmerksamkeit an. Ein gutes Beispiel: „Warum AI Search 2026 ohne echtes Monitoring scheitert – meine drei Hypothesen zur DMEXCO.“ Zwei bis drei solcher Impulse schaffen Gesprächsanlässe. Ergänzend wirken kurze, authentische Video-Statements aus dem Team, die in 20 Sekunden einen ehrlichen Einblick in die Motivation und/oder Erwartung bieten. Das erzeugt Nähe und macht neugierig darauf, die Menschen aus den Videos kennenzulernen.
Phase 2 – Während der Messe: Haltung zeigen und sichtbar handeln
Die DMEXCO ist kein Ort für passives Abwarten. Um Haltung zu zeigen, braucht es ein System mit dem sich sofort Chancen umsetzen lassen. Ich selbst nutze dafür 3‑Minuten-Audio-Notizen auf WhatsApp. Das geht schneller als jede handgeschriebene Notiz oder CRM-Einträge – die Notizen sind sofort abrufbar für die Nachbereitung.
Ein Live-Post pro Tag, idealerweise mit einem echten Gesprächszitat, macht den eigenen Auftritt sichtbar und bietet Anknüpfungspunkte. „Ein CMO sagte heute: ‚Wir haben Daten, aber keine Zeit, daraus Handlungen zu machen.‘ Wer kennt’s?“. Solche Sätze laden zur Diskussion ein.
Auch der Umgang mit Medienkontakten entscheidet über die eigene unternehmerische Reichweite. Statt sich vage vorzustellen („Wir machen XY“), sollte man mit einem klaren, messerelevanten Thema auf Redaktionen zugehen, etwa: „Brauchen Sie ein Expertenstatement zu AI-gestützter Suchoptimierung für Ihren DMEXCO-Rückblick?“ Das bietet Mehrwert und spart der Redaktion Zeit.
Visitenkarten sind nur ein schwaches Bindeglied. Sie verschwinden meist ungenutzt in Taschen. Besser ist es, am Ende eines guten Gesprächs direkt einen verbindlichen Follow-up zu vereinbaren, wie zum Beispiel: „Ich schicke Ihnen nächste Woche einen Case, der genau zu Ihrem Thema passt.“ Das erzeugt Erwartung und öffnet die Tür für relevantes Nachfassen.
Phase 3 – Zwei Wochen nach der Messe: Wirkung verlängern und Leads aktivieren
Der eigentliche ROI einer Messe zeigt sich nicht in der Menge der Handschläge, sondern in der Qualität der Gespräche, die bleiben. In der Nachbereitung verzichten erfolgreiche Aussteller auf generische Dankesmails und setzen stattdessen auf individuelle Impulse mit Gesprächsbezug: „Sie sagten, Sie möchten Ihre Social-Commerce-Aktivitäten international ausbauen – hier zwei Cases.“
Während viele Wettbewerber sofort Angebote verschicken, wirkt ein inhaltlicher Impuls nachhaltiger. Ein kurzer Post mit den eigenen Key Learnings, etwa „5 Dinge, die ich von der DMEXCO mitgenommen habe“, positioniert als reflektierten Branchenbeobachter und hält die Verbindung warm.
Ein weiteres Mittel könnte die Initiierung eines „DMEXCO-Circle-Calls“ mit drei bis fünf relevanten GesprächspartnerInnen sein. Mit einem thematischen Aufhänger wie „AI-Overviews & Zero-Click Search – wie Marken in der KI-Suchergebniswelt sichtbar bleiben“. So positioniert man sich nicht nur als Anbieter, sondern als Vernetzer.
Am Ende geht es schließlich darum, die Wirkung zu messen. Die einfache Formel (relevante Leads / geführte Gespräche) × 100 liefert einen klaren Messe-ROI, aus denen Marketingexperten Learnings für künftige Events ableiten können und sollten. So lässt sich belegen, dass zwei Messetage nicht nur Kosten, sondern messbaren Mehrwert gebracht haben.
Fazit: Die DMEXCO ist ein Beschleuniger, aber nur für diejenigen, die das Gaspedal schon vorher drücken, auf der Messe Haltung zeigen und danach nicht abtauchen. Wer Sichtbarkeit strategisch denkt, verwandelt den Auftritt in ein Kapitel der eigenen Markenstory, das weit über Köln hinaus wirkt.
Cevahir Ejder ist Gründer und Geschäftsführer von publuence, einer Plattform für High-Impact Advertorials. Der erfahrene Medienunternehmer gilt als Pionier im Bereich Native Advertising und digitales Publishing. In den vergangenen 15 Jahren hat er erfolgreich digitale Geschäftsmodelle entwickelt und skaliert – unter anderem als Gründer der Seeding Alliance GmbH, die später an Ströer verkauft wurde und als Meilenstein in der deutschen Native-Advertising-Landschaft gilt