Sie leiten den Vertrieb in Österreich und der Schweiz. Wie sieht Ihr Arbeitsalltag aus – und was motiviert Sie aktuell besonders?
Fritz Strobl: ShowHeroes gibt es in Österreich seit sechs Jahren. Die ersten zwei Jahre waren wir pandemiebedingt zu zweit, mittlerweile ist daraus ein zehnköpfiges Team geworden. Uns war immer wichtig, wirtschaftlich gesund zu wachsen – ohne Overstuffing, aber mit klarem Fokus auf Profitabilität. Gerade im Bewegtbildbereich erleben wir den spannendsten Moment seit Jahren. Technologien und Plattformen verändern sich rasant – denken Sie an Entwicklungen wie Netflix, das Warner Brothers übernehmen will, oder die Verbindung von Amazon DSP mit Streaming. Und dann kommt die künstliche Intelligenz ins Spiel: Sie ermöglicht, Kampagnen in Minuten zu erstellen, die früher Monate gebraucht haben. Ich kann ein Produkt, ein Model und ein komplettes Werbemittel generieren – ohne ein reales Fotoshooting. Das ist faszinierend, aber es verändert auch alles: vom Produktionsprozess bis hin zum Medienkonsum. Die Aufmerksamkeitsspanne liegt heute bei rund zehn Sekunden. Wir bekommen täglich etwa 5.000 Werbebotschaften. Das stellt die ganze Branche vor neue Herausforderungen – und genau das motiviert mich, weil wir mitten in dieser Veränderung stehen.
Als Head of Sales sind Sie nah am Markt. Welche Entwicklungen sehen Sie derzeit im Bereich Bewegtbild?
Strobl: Wir erleben einen enormen Umbruch. Künstliche Intelligenz revolutioniert, wie Kampagnen entstehen – von der Idee bis zur Umsetzung. Früher dauerte es Monate, bis ein Produkt entworfen, fotografiert und beworben war. Heute kann ich mit wenigen Prompts eine komplette Kampagne generieren – inklusive Produktvisualisierung und Werbemittel. Das verändert die Dynamik der gesamten Werbebranche. Gleichzeitig müssen wir achtsam bleiben: Nur weil Technologie vieles möglich macht, heißt das nicht, dass wir alles sofort umsetzen sollten. Der Fortschritt ist unausweichlich – aber wir müssen uns gut überlegen, welche Schritte wir wann machen und welche nicht.
Sie haben die österreichische Medienlandschaft mehrfach angesprochen. Wo sehen Sie aktuell die größten Herausforderungen?
Strobl: Österreich hat eine außergewöhnlich hohe Medienvielfalt, was grundsätzlich großartig ist. Gleichzeitig kämpfen viele Medienhäuser wirtschaftlich. Hochwertiger Journalismus kostet Geld, und digitale Werbung allein wird ihn auf Dauer leider nicht finanzieren können. Wir müssen Wege finden, Medienvielfalt zu sichern – auch im Sinne der Demokratie. Ein Blick in die Schweiz zeigt, dass eine Vereinheitlichung funktionieren kann: Dort haben sich alle großen Medienhäuser auf eine gemeinsame Datenplattform geeinigt. In Österreich fehlt dieser Schritt noch – vielleicht, weil der Druck noch nicht hoch genug ist.
Sie haben im Gespräch auch den gesellschaftlichen Umgang mit Technologie erwähnt. Wie beurteilen Sie den digitalen Reifegrad in Österreich – sowohl bei KonsumentInnen als auch auf staatlicher Ebene?
Strobl: Ich glaube, wir sind gesellschaftlich noch nicht so weit, wie wir oft denken. Viele sehen Cookies oder Datenspuren als etwas grundsätzlich Negatives, ohne zu verstehen, was wirklich dahintersteckt. Gleichzeitig geben wir auf Social Media freiwillig alles preis – wo wir sind, was wir tun, was wir kaufen. Dieses Bewusstsein fehlt oft. Wir vertrauen den großen US-Plattformen zu sehr und sind gleichzeitig skeptisch gegenüber heimischen Unternehmen, die sich strikt an die DSGVO halten müssen. Auch auf staatlicher Ebene gibt es Nachholbedarf – etwa beim digitalen Führerschein oder bei einheitlichen ID-Lösungen. Solange das Verständnis für digitale Prozesse fehlt, wird es schwierig, Fortschritt auch verantwortungsvoll zu gestalten.
Sie sind Ambassador der Better Media Initiative. Warum ist Nachhaltigkeit in der digitalen Werbung ein Thema?
Strobl: Jede Serveranfrage, jede Ad-Impression verbraucht Energie. Und wir sprechen hier von Millionen Anfragen pro Minute weltweit. Die Better Media Initiative will Bewusstsein dafür schaffen, dass auch digitale Werbung einen CO₂-Fußabdruck hat. Das beginnt bei der Produktion – muss ich wirklich in die Karibik fliegen, um einen Spot zu drehen? – und reicht bis zu technischen Fragen wie Dateigröße oder Laufzeit. Kleine Anpassungen können große Wirkung haben. Es geht nicht darum, auf Werbung zu verzichten, sondern sie smarter und nachhaltiger zu gestalten.
Internet World Austria berichtet in Zusammenarbeit mit dem Studiengang Marketing und Kommunikation der FH St. Pölten von der DMEXCO. Dieser Artikel wurde von Julia Sarajlic und Anna Kunová verfasst.













