Mit 5,7 Milliarden US-Dollar war Vice Media 2017 bewertet worden. Dann platzte die Blase. Das Onlineportal mit flankierender Print-Ausgabe verlor User:innen, Kund:innen und an Wert. Im Mai 2023 musste Vice Media in den USA Insolvenz anmelden, wurde aber Ende 2024 wiederbelebt. Heute verzeichnet die Printausgabe des Lifestyle-Magazins angeblich eine weltweite Auflage von 1,2 Millionen Exemplaren.
Vice, wiewohl mit Printwurzeln im Jahr 1994, zählte zu jenen journalistischen und Medien-Supermarken, die vor allem auf Online-Plattformen setzten und einen neuen Journalismus bieten wollten. Huffpost, 2005 als Huffington Post gegründet, und das 2006 aus der Taufe gehobene BuzzFeed, ergänzen die einst glorreichen Drei. Heute kräht kein Hahn mehr nach den auch als Millennium-Medien titulierten Marken. Aus dem deutschsprachigen Raum sind sie längst verschwunden. Wiewohl sie im angloamerikanischen Raum und global noch ihr Publikum finden.
Ebenso laut wie Vice 2005 in Deutschland an den Start gegangen war, 2007 folgten eine österreichische und eine Schweizer Ausgabe, wurde es 2019 in aller Stille wieder eingestellt. Aus Österreich zog sich Vice ebenso klanglos wieder zurück. Nicht anders erging es BuzzFeed, das seit Mitte der 2000er-Jahre mehr durch Budget- und Personalkürzungen für Schlagzeilen sorgte als mit seinen Stories. Die deutschsprachige Ausgabe wurde nach der Übernahme durch die Mediengruppe Ippen 2019 unter dem Titel Ippen Investigativ weitergeführt, tritt aber heute publizistische nicht mehr in Erscheinung. Die Huffington Post, 2012 sogar mit einem Pulitzer-Preis ausgezeichnet und zwischenzeitlich u.a. im Eigentum von AOL, wurde im November 2020 an BuzzFeed verkauft. Nachdem das Nachrichtenportal Buzzfeed News im Mai 2023 aus finanziellen Gründen eingestellt wurde, übernahm die Huffpost diese News-Funktion. Die im Oktober 2013 von AOL und Burda Media gestartet deutsche Ausgabe wurde hingegen 2019 eingestellt.
In diese Reihe wäre auch noch das 1993 gestartete Computer-Magazin Wired einzugliedern, wenn dessen Geschichte und Ausrichtung auch etwas anders gelagert ist. Zwischen 2011 und 2014 gab es jedenfalls unterschiedlichste Versuche, eine deutsche Ausgabe zu lancieren. Da war die Dotcom-Blase im Jahr 2000 längst geplatzt. Anfang 2018 stellte Conde Nast Deutschland die Printausgabe ein und auf eine digitale Version um, deren Ende allerdings schon zum Jahresausklang folgte.
Der vielfach postulierte neue Journalismus der Millennium Medien konnte sich zumindest im deutschsprachigen Markt und vielfach auch in Resteuropa nicht durchsetzen. Fehlende Reichweiten und mangelnde Relevanz stürzten die Digitalen Darlings in die Krise und kickten sie letztendlich ins Aus. Vor allem scheiterte das Modell, für die gebotenen Inhalte auch Abo-Gebühren einzuheben. Dazu blieben die Werbeerlöse weit hinter den Erwartungen zurück.
Heute sind die einst gefeierten Medien-Stars längst verblasst, der viel gepriesene neue Journalismus sieht ziemlich alt aus, die bejubelten Marken der Supermedien sind – in unseren Breiten – vergessen.
Comeback ausgeschlossen.