Jetzt werden sie wieder ausgepackt – die wenig respektvollen Kalauer über die Unternehmensberater. Etwa den, das ein Unternehmensberater jemand ist, der einem Unternehmer etwas erzählt, was der ohnehin längst wusste und für die salbungsvollen Worte und eine seitenlange mit bunten Grafiken gespikte Präsentation tausende Euros kassiert. Grund für die wieder einmal hochkommende Häme ist der Skandal rund um die Consulter von Deloitte in Australien, die einen Report für das Department of Employment and Workplace Relations, eine Regierungsinstitution, komplett von der KI verfassen liessen und das zu Papier gebrachte nicht einmal kontrollierten, sondern das Konvolut so, wie es der KI aus der Feder floß, an den Auftraggeber weiterschickten. Das Ergebnis wundert seit ein paar Tagen die ganze Welt: Die KI halluzinierte, erfand Wissenschafter und Zitate, verwies auf Fachliteratur, die es so nicht gibt – von vorne bis hinten ein Desaster.
Wenn Unternehmensberater nur schlecht wären, gäbe es sie nicht mehr. Wie bei Ärzten, Politikern, Journalisten, Richtern und alle anderen Berufsgruppen ist es auch bei den Unternehmensberatern so, dass die Bandbreite ihrer Qualität auf einer Skala von 0 bis 100 Platz findet. Es gibt also sehr gute Unternehmensberater, es gibt aber auch viele, die einfach nur mies sind. Wo die Ersteller (so man sie überhaupt so nennen kann) besagter Studie in Australien auf einer Skala von 0 bis 100 einzuordnen sind, lässt sich nicht sagen – man kennt die Umstände nicht. Was sich aber sagen lässt: Sie haben ihrer gesamten Zunft einen Bärendienst erwiesen. Was Deloitte da in Australien unterlaufen ist, ist unentschuldbar, schockierend und schlichtweg eine Sauerei.
Was noch hinzukommt: Deloitte hat nach Bekanntwerden der Misere eingelenkt und verlangte für ihr Werk nur die Hälfte des ausgemachten Salärs. Welche großzügige Geste! Bleibt zu hoffen, dass dieser Weckruf für viele andere, die einfach mal die KI ranlassen und dann etwas früher als sonst nach Hause gehen, auch ankommt und dazu führt, dass man nicht alles der KI überlässt, sondern das Elaborat von Chat GPT, Perplexity und Co. zumindest überprüft. Meine persönliche Meinung über Unternehmensberater wurde angesichts dieses Fiaskos am anderen Ende der Welt nicht weiter getrübt: Ich habe von den Damen und Herren in ihren topsitzenden Anzügen immer schon relativ wenig gehalten. Die, die mir in all den Jahren über den Weg gelaufen sind, waren bis auf wenige Ausnahmen eloquente Produzten heißer Luft, die in den seltensten Fälle selbst ein Unternehmen managen könnten, die aber in den Chefetagen großer Unternehmen meist gut ankommen, weil sie ihren Knigge gelesen haben und darüber hinaus Schneider beschäftigen, die einfach wissen, was sie tun.