Was begeistert Sie an der Marketing-Branche und warum arbeiten Sie genau in diesem Bereich?
Christoph Brunner: An der Marketingbranche und vor allem im digitalen Bereich, in dem ich beheimatet bin, ist es die Dynamik, diese Schnelllebigkeit und die tägliche Konfrontation mit neuen Herausforderungen und Aufgaben. Das ist es, was mich wahnsinnig begeistert. Man weiß eigentlich nie so richtig, was einen in den nächsten zwei Monaten bzw. Jahren erwartet. Gerade in der momentanen Zeit, wo sich Gesetzesvoraussetzungen ändern, wo sich Technik und Technologien sehr schnell ändern und entwickeln. Man ist wirklich ständig gefordert muss sich ständig weiterentwickeln. Das ist etwas, was an der Branche für mich wahnsinnig begeisternd ist.
Sie sagen das alles ist begeisternd, aber ist es auch manchmal überfordernd?
Brunner: Ja, na klar. Wenn man ein ganz neues Thema hat, ist es im ersten Moment immer eine Überforderung. Aber vor allem wenn man schon länger dabei ist, geht man mit einer gewissen Ruhe da rein, weil man natürlich weiß, dass es sich immer irgendwie lösen lässt. Aber natürlich kann es Momente geben, und das vierte Quartal ist zum Beispiel so einer, an denen man dann schon mit seinen Ressourcen an der Grenze ist. An der obersten Grenze.
Österreich ist ein doch relativ kleines Land. Aber wie würden Sie es in puncto Digitalmarketing im Vergleich zu anderen Ländern einschätzen? Welche Stärken und Schwächen erkennen Sie im österreichischen Markt?
Brunner: Eigentlich ist der österreichische Markt für mein Empfinden im Digitalbereich sehr gut unterwegs, im Verhältnis zu seiner Größe. Wir haben sehr gute Produkte, die aus Österreich kommen und haben auch im Digitalmarkt Produkte entwickelt die sehr, sehr gut ankommen. Sei es Shpock, was jetzt auch weiter über die Welt hinausgegangen ist. Sei es aber auch im technologischen Bereich: So Hidden Champions, wie eine JENTIS, die einfach ein neues Verfahren des Trackings entwickeln. Wir haben da schon sehr, sehr gute, starke Player dabei, die auch in Österreich und auch aus Österreich heraus sehr, sehr gute Arbeit leisten. Deswegen im Vergleich zu den anderen Ländern, die die gleiche Größe haben, würde ich uns schon sehr weit vorne einschätzen.
Und wo sehen Sie Verbesserungsmöglichkeiten?
Brunner: Ich sehe einen ganz großen Brocken auf uns zukommen. Es ist jetzt die „Cookieless-Future“ noch einmal verschoben worden. Allerdings sehe ich den gesamtösterreichischen Werbemarkt für das noch nicht gewappnet. Und mein großes Wunschszenario wäre, dass sich die österreichischen Vermarkter hier auf eine Allianz einigen und sich auf eine Lösung einigen, die wir am österreichischen Markt durchsetzen können beziehungsweise die wir im österreichischen Markt etablieren. Sei es jetzt IT basiert, sei es ein Data-Gremium. Es ist jetzt nicht vorrangig, aber mit einer gesamtösterreichischen Lösung hätten wir wirklich auch einmal die Chance uns im Digitalmarkt ein bisschen abzuheben.
Welche Trends sehen Sie ganz allgemein in der Digitalmarketing-Branche und welche sind entscheidend für UM PanMedia?
Brunner: Trends in dem Bereich, ja, es gibt im Digitalisierungsrahmen unendlich viele, die man nehmen kann. Man könnte auf alles setzen, man könnte auf nichts setzen. Man könnte damit richtig liegen, man kann damit nicht richtig liegen. Also wenn man sich jetzt anschaut, was mit NFTs zum Beispiel passiert ist: Binnen kürzester Zeit „From Hero to Zero“. Um vielleicht ein paar Trends kurz zu bewerten: Ich denke Metaverse zum Beispiel wird jetzt nicht in der Schnelligkeit, wie viele glauben, einen wirklichen Impact auf das digitale Marketing haben. Das waren jetzt ein paar lustige Projekte, die auch ein paar Preise gewonnen haben. Ich glaube aber nicht, dass das so schnell das ganze Digitalmarketing beschäftigen wird. Das ist eher wieder ein ähnliches Phänomen wie Voice. Als Amazon Alexa und Google rausgekommen sind, wurde es auf einmal als das neue Allheilmittel präsentiert, und dass es im Marketing nicht mehr wegzudenken sein wird. Jetzt werden ein paar Jahre später immer noch keine Voice Kampagnen gefahren. Also so gesehen entpuppen sich manche Trends dann auch mehr als kurzzeitige Trends oder mehr als kurze Leuchtfeuer. Ich denke, ein Trend, der uns alle einfach wahnsinnig beschäftigen wird, ist die generelle Automatisierung und digitale Transformation, also Prozesse zu digitalisieren und zu verbessern. Das wird, glaube ich, ein Thema sein, das ganz, ganz entscheidend wird in unserem Job. Vor allem in den nächsten Jahren Automatismen einzuführen, automatische Handlungsabfolgen zu definieren, die intern passieren. Und das zweite Thema, was ich ganz stark sehe, ist Data-Science. Also wir haben jetzt etwas später als gedacht, aber im doch sehr breiten Rahmen der Unternehmen eine sehr, sehr gute Fülle und zu großen Teilen auch Struktur in den Daten. Jetzt sind wir natürlich in einem Datenumfeld unterwegs, wo wir zwar Reportings machen können, wo wir Daten konsolidieren können, aber längst nicht alles deswegen sehen. Deshalb glaube ich, dass aus diesen Daten noch mehr herauszulesen und noch mehr herauszufinden ein ganz essenzieller Erfolgsfaktor in der Zukunft sein wird. Deswegen denke ich, dass sich der Bereich Data-Science in der Zukunft noch viel stärker etablieren wird.
Welche Herausforderungen sehen Sie für die Branche in den nächsten Jahren?
Brunner: Ganz klar, über alles drüber sind zwei Themen zu stellen. Das eine Thema ist die Data-Compliance, Data-Privacy und alles Zugehörige. Sei es jetzt weitere Schrems Urteile, sei es das Privacy Shield. Da gibt es tausende Themen, die den Überbegriff Data Privacy zuzuordnen sind, die uns sehr viel beschäftigen werden. Und auch immer wieder zum Umdenken, zum neuen Handeln zwingen werden. Und zum anderen ganz klar das Thema Cookieless-Future. Irgendwann wird sie da sein und keiner hat bis jetzt die eine Antwort darauf. Es wurden einfach schon sehr viele verschiedene Lösungen etabliert. Aber wir werden, wenn wir uns da in Österreich nicht irgendwie auf einen Weg einigen, einen sehr starken Toolbruch haben. Und ich denke, das ist einfach die größte Herausforderung, die wir in den nächsten Jahren in Österreich, aber auch am ganzen europäischen Markt haben.
Internet World Austria berichtet in Zusammenarbeit mit dem Studiengang Marketing und Kommunikation der FH St. Pölten von der DMEXCO. Dieser Artikel wurde von Sabrina Lubei und Jan Wenigwieser verfasst.













