Wir alle sind jetzt Barbie

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Albert Sachs
Für ein nettes Bildchen, das uns als Spielzeugpuppe zeigt und uns alle ein bisschen gleich macht, spendieren wir gerne unsere Daten und helfen OpenAI und anderen Anbietern von KI-Modellen genau diese zu trainieren. Völlig freiwillig und gratis.

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Puppen und Actionfiguren stehen derzeit hoch im Kurs. Auf diversen Social Media-Plattformen wie LinkedIn, Instagram, TikTok, Facebook und anderen Kanälen werden aktuell unzählige, scheinbar in Plastik verschweißte Kunststoffgeschöpfe gepostet. All das unter dem Titel der sogenannten „AI Barbie Box Challenge“.

Ausgelöst wurde dieses Phänomen von ChatGPT, als dessen Imagegenerator plötzlich auch Bilder im Stil des japanischen Anime-Studios Ghibli kreieren konnte. Die ersten Figuren waren dann auf Instagram zu sehen. Der neue Trend fegte wie ein Sturm durch das digitale Universum. Auch mit Dall‑E, Copilot und anderen KI-Modellen ließen sich rasch ähnliche Plastiken schaffen. Mittlerweile präsentieren sich nicht nur Myriaden von Userinnen und Usern als eingeschweißte Plastik-Puppe – viele von ihnen in mehrfacher „Mini-me“-Ausführung. Auch Unternehmen und Organisationen lassen von ihren Mitarbeiter:innen derartige Miniaturen anfertigen oder präsentieren sich gleich selbst als stilisierte Spielzeug-Figur, die von einigen spezifischen Utensilien flankiert wird. Auch die KI-Abbilder von Stars aus den unterschiedlichsten Sektoren sind äußerst beliebt.

Die digitalen Actionfiguren stehen nicht nur für einen Online-Trend, sondern sind für die meisten ihrer Schöpfer wohl auch ein Ausdruck für deren kreative Ader. Ohnedies frönen fast alle von uns durch ihre Präsenz in den sozialen Medien einem gewissen Hang zur Selbstdarstellung. Gerne inszenieren wir uns auf den Plattformen zwar als Individualist:innen, doch für ein schnödes Selbstbildnis verfallen wir schlagartige der Gleichmacherei und geben für ein paar billige Likes nur allzu willig unsere Daten weiter.

Dass wir mit unseren Abbildern im Taschenformat auch das Geschäftsmodell der KI-Anbieter fördern und das Lerntempo ihrer Modelle beschleunigen, ist vermutlich den wenigsten bewusst. Die generative KI lernt mit jedem einzelnen Foto und Bild, das hochgeladen wird, auf das sie zugreifen kann. Dank der AI Barbie Box Challenge werden diese KI-Modelle freiwillig und völlig gratis mit einer Unzahl an Fotos gefüttert. Und vermutlich wird zugleich auf jegliches Copyright verzichtet. OpenAI und andere KI-Anbieter wird es freuen, zählt doch der Umgang mit Urheberrechten zu den großen Unbekannten in deren aktuellen, vor allem aber künftigen KI-Geschäftsmodellen.

Barbie, Ken und artverwandte Actionfiguren bleiben auf Social Media nicht lange allein. Schon zeichnet sich der nächste KI-Hype ab. „Life is simpler when you become a brick“, heißt es dazu. Oder: „Your Life in Plastic, It’s Fantastic!“ Über Websites wie www.yobrick.com und www.bairbie.me lassen sich nun mit wenigen Klicks KI-Zwillinge in Form von Lego-Figuren generieren. Aktuell nur als Bild, um auf den Social Media-Plattformen verbreitet zu werden. Doch sicherlich werden bald auch reale, individualisierte 3D-Figuren folgen. Egal, ob nach dem Muster von Lego, Barbie/Mattel oder einem anderen populären Vorbild aus der Spielzeugwelt.

Das potenzielle Milliarden-Geschäft dahinter ist wohl zu verlockend.

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