Suche
Close this search box.
Suche
Close this search box.

Warum ich mich über den Titel „Werbeschmäh des Jahres” freuen würde

Picture of Maximilian Mondel
Maximilian Mondel
Die Produktinnovation Bad Ischler Nudelsalz wurde von foodwatch Österreich mit dem Titel „Werbeschmäh des Jahres 2023“ bedacht. foodwatch will damit auf einen Missstand aufmerksam machen. Aber eigentlich ist das Nudelsalz clever gedacht.

hat heuer zum zweiten Mal zum Voting für den „Werbeschmäh des Jahres” aufgerufen. Nun steht der Sieger fest: Das Bad Ischler Nudelsalz ist laut foodwatch Österreich der klare Sieger des Jahres 2023, da die hinter dem Produkt stehende Salinen Austria AG ganz normales Salz in Form von Drops für das perfekt gesalzene Nudelwasser verkauft – und das zu einem zwölf mal teurerem Preis. 

Das portionierte Nudelsalz, wo man den geformten Salzdrops einfach ins kochende Wasser wirft, wenn man sich Spaghetti kochen will, kostet also zwölf mal mehr, als das nicht portionierte Salz in einer herkömmlichen Verpackung. Und ja, über den Preis kann man tatsächlich diskutieren, aber die Produktinnovation an sich ist gar nicht mal so blöd. Im Gegenteil: Die Kochkünste des Durchschnittsösterreichers (hier wird bewusst nicht gegendert) halten sich – so meine Einschätzung – in Grenzen und da ist das Nudelsalz ein Convenience-Produkt, das für Koch-Novizen durchaus hilfreich sein kann. 

foodwatch Österreich ortet hier einen Marketing-Gag. Und da finde ich: Ein „Marketing-Gag” ist nicht per se etwas Negatives, sondern eigentlich die Pflicht jedes ordentlichen Kaufmanns. Worum geht es im Marketing und in der Werbung? Genau, darum, dass Produkte und Dienstleistungen an den Mann und an die Frau gebracht werden und dass der Umsatz, der Deckungsbeitrag und letztendlich der Gewinn möglichst hoch sind. Punkt. 

Weiters findet foodwatch Österreich, dass das überteuerte Nudelsalz „ein Ärgernis für viele KonsumentInnen” ist. Dem würde ich entgegenhalten, dass es so etwas wie eine Eigenverantwortung der KonsumentInnen gibt. Wenn bei Verpackungen oder bei Inhaltsmengen gemogelt wird, dann kann ich den Aufschrei der Konsumentenschützer verstehen, aber bei einer cleveren Lineextension mit einem (wenn auch nicht gigantischen) Zusatznutzen, verstehe ich persönlich den Aufschrei nicht. Nicht zuletzt auch, weil ja der Lebensmitteleinzelhandel nach Produktinnovationen giert und auch die EndkonsumentInnen gern zu Innovationen greifen.

Mein Tipp: Die Herrschaften von foodwatch atmen einmal tief durch, die Salinen Austria AG reduziert den Preis um – sagen wir mal – 30 Prozent, und alles ist gut. Wollen wir in einer Welt leben, wo es keine Produktinnovationen gibt, die sich an der (neuen) Lebenswelt von KonsumentInnen orientiert? Eben. 

Zum Abschluß noch eine Prognose: Dass das Bad Ischler Nudelsalz von foodwatch Österreich mit dem Titel „Werbeschmäh des Jahres 2023“ ausgezeichnet wurde, wird zu einem merklichen Absatzplus führen, da viele Österreicher das Nudelsalz aus der Kulturhauptstadt 2024 wahrscheinlich bis dato gar nicht gekannt haben.

Subscribe
Notify of
guest
0 Kommentare
Oldest
Newest Most Voted
Inline Feedbacks
View all comments
Chris Budgen

„Im Wald vor lauter Bäumen” von Dirk Brockmann

In einer vernetzten Welt müssen wir vernetzt denken, um Zusammenhänge zu erkennen. So können wir komplexe Phänomene wie Pandemien, Klimawandel oder Verschwörungserzählungen verstehen. Der Komplexitätsforscher Dirk Brockmann betrachtet die Welt ganzheitlich.