© Daniel Shaked

Wajden Byloff, Inhaberin der Agentur punsch.group

Wajden Byloff, punsch group: „Automatisierung von Marketing geht immer mit einer hohen Anzahl an Content einher.”

Wajden Byloff ist eine der führenden Marketing-Automation-ExpertInnen in Österreich und Inhaberin der Agentur punsch.group. Sie leitet im MCÖ Digital Marketing Experts Pool die Kategorie Marketing Automation. Im Interview liefert sie spannende Insights.

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Frau Byloff, wie ordnen Sie den Stellenwert von Marketing Automation in Österreich im internationalen Vergleich ein?

Wajden Byloff: Marketing Automation ist gekommen um zu bleiben, seit 2014 als ich begonnen habe mit dem Thema auseinander zu setzen ist es enorm gewachsen. Laut einer Studie des DMVÖ, wollen über zwei Drittel aller österreichischen Unternehmen Marketing Automation bis Ende 2023 implementieren. Dennoch sind die heimischen Unternehmen im internationalen Vergleich noch etwas hinten nach. Seit mehreren Jahren ist in vielen Ländern und Branchen die Automatisierung von Marketing nicht mehr wegzudenken und wird, durch die Integration von multiplen Plattformen, zunehmend komplexer. Marketing Automation wird also immer mehr zum Pflichtprogramm und ist schon lange keine Kür mehr.

Welche Entwicklungen und Trends fallen Ihnen als Expertin besonders auf?

Byloff: Cookieless Tracking ist ganz klar nicht nur ein Trend, sondern vor allem auch durch die DSGVO notwendig. Hier ziehen die verschiedenen Marketing Automation Plattform Anbieter nach. Und hier werden First Party Data für die Unternehmen immer wichtiger, also Kunden-Daten die den Unternehmen gehören und die sie selber gesammelt haben, wie z.B. transaktionale Daten, Daten aus Umfragen usw. Vor allem deswegen ist es wichtig die verschiedenen Daten, die ein Unternehmen über seine KundInnen sammelt aus den unterschiedlichen Silos zu holen (CRM, ERP, Marketing etc.) und sinnvoll miteinander zu verbinden. Ein weiterer Trend, der auch bei Marketing Automation nicht halt macht ist auf jeden Fall die künstliche Intelligenz. Die Automatisierung von Marketing geht immer mit einer hohen Anzahl an Content einher und hier kann KI besonders bei der Erstellung helfen und vieles vereinfachen. Einige Marketing Automation Plattformen haben zum Beispiel schon seit einer ganzen Weile Künstliche Intelligenz, bzw. Machine Learning im Einsatz, um mit Hilfe dieser z.B. Email-Betreffzeilen zu schreiben bzw. zu optimieren.

Welches heimische Projekt rund um Marketing Automation betrachten Sie als Vorzeigeprojekt?

Byloff: Es ist schwierig ein Vorzeigeprojekt herauszupicken. Marketing Automation ist kein neues fancy Tool das angeschafft wird und dann überschlagen sich die Verkaufszahlen wie durch Zauberhand. Marketing Automation ist im Prinzip eine komplett andere Herangehensweise an Marketing und auch Vertrieb. Bei den Unternehmen bei denen Marketing Automation funktioniert, spielen immer mehrere Dinge zusammen: 

  • Es gibt relevante Use Cases für Marketing Automation, die über einen Workflow zur Event-Einladung hinausgehen, wie z.B. Omni-Channel und Multistep Kampagnen,
  • Es wurden die Personas analysiert und Customer Journeys gemappt,
  • es gibt genug relevanten Content, bzw. einen funktionierenden Prozess um schnell, relevanten Content zu erstellen, diesen zu testen, zu adaptieren und optimieren. Es geht um ein ständiges lernen und weiterentwickeln der Inhalte.
  • Marketing, Vertrieb und IT begegnen sich auf Augenhöhe und arbeiten gemeinsam an den Zielen

Welches internationale Projekt ist Ihnen in den vergangenen Monaten aufgefallen?

Byloff: Zum Beispiel ist mir die Case Study von McAfee, eines der weltweit führenden Unternehmen für Antiviren-Software (das glaube ich jeder kennt), positiv in Erinnerung geblieben. Die Conversionrate stieg nach der Implementierung von Marketing Automation, um das Vierfache an und dadurch wurden natürlich auch mehr Leads für das Vertriebsteam generiert. McAfee begann die Leads mit passenden Inhalten, automatisiert entlang der Customer Journey zu nurturen, sprich ihnen den passende Content in der richtigen Phase des Leadfunnels auszuspielen. Die Anzahl der Leads ging zwar insgesamt zurück, allerdings verbesserte sich die Qualität der Leads erheblich. Also Klasse statt Masse.

Welchen schnell umsetzbaren Tipp in Sachen Marketing Automation können Sie für Marketingverantwortliche in Unternehmen empfehlen?

Byloff: Mappen Sie Ihre Customer‘s Journey: wenn Sie gerade erst mit dem Thema starten, dann ist dies eine Aufgabe, mit der Sie sich auseinandersetzen sollten, noch bevor Sie sich die passende Technologie suchen. Fangen Sie damit an sich mit Ihren verschiedenen Zielgruppen und den zugrunde liegenden Buyer Personas auseinander zu setzen und überlegen Sie sich, welche Fragen sich diese in den verschiedenen Phasen der Customer Journey stellen und wie Sie diese Fragen beantworten können, dann ist ihr Funnel optimierter Content. Und machen Sie dies bloß nicht alleine im Marketing, sondern laden Sie vor Allem Ihre Kollegen aus dem Vertrieb dazu ein, dies mit Ihnen gemeinsam zu erarbeiten.

Dieses Interview mit Wajden Byloff (punsch.group) ist Teil einer Interviewserie mit Mitgliedern des MCÖ Digital Marketing Experts Pool in Kooperation mit Internet World Austria. Stephan Kreissler, Gründer der Digital Agenturen AdsThatWork und Digitalisten, ist Initiator und Leiter des neuen Pools der Digital Marketing Expertinnen und Experten. Er wird unterstützt von Harald Rametsteiner, Leiter des berufsbegleitenden Masterlehrgangs Digital Marketing.

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