Herr Frommhund, Sie sind als Geschäftsführer von dreifive DACH tätig. Gewähren Sie uns einen Einblick in Ihren beruflichen Werdegang?
Sascha Frommhund: Meine Berufslaufbahn startete bei der Telekom Austria (A1), wo ich zuerst für die Festnetz-Entwicklung und später für Vorstandsprojekte in der Strategie-Abteilung verantwortlich war. Danach habe ich im Marketing einen Produktbereich geleitet. Nach über sieben Jahren bei der Telekom Austria bin in die Unternehmensberatung zu Arthur D. Little gewechselt. Dann trieb es mich in die Selbständigkeit: zuerst als Unternehmensberater und anschließend als Geschäftsführer einer Agentur. 2011 habe ich in einem Joint Venture mit einem Partner die Goldbach Interactive in Österreich gegründet und aufgebaut.
Inwiefern unterscheidet sich Ihr Berufsalltag heute im Vergleich zu früher?
Sascha Frommhund: Jetzt geht es vor allem um das Managen einer länderübergreifenden Organisation. Für das Team muss ein Fokus definiert und richtige Entscheidungen getroffen werden. Auch die länderübergreifenden Prozesse müssen funktionieren. Ein elementarer Erfolgsfaktor ist außerdem, dass man die richtigen Leute an Bord hat und dass diese top motiviert bleiben.
In Ihrer Agentur kommt ein Design-Thinking-Ansatz zum Einsatz, wie wird dieser konkret angewendet?
Sascha Frommhund: Im Zentrum jedes Konzeptes steht die Frage: Was braucht der Kunde? Das Konzept muss natürlich ökonomisch sinnvoll und technologisch machbar sein, wobei wir versuchen, neuste Technologie mit einem sinnvollen Budgeteinsatz zu koppeln. Zudem versuchen wir die Stärken der unterschiedlichen Standorte miteinander zu verbinden. In Wien und Konstanz ist es die performanceorientierte, datengetriebene Kampagnenoptimierung und in Zürich ist es der kreative Kommunikationsansatz, den wir in diesen Prozessen vereinen.
Auf welche Mess‑, Reporting- und Analyse-Tools greifen Sie bei dreifive zurück?
Sascha Frommhund: Wir arbeiten neben den Standard-Reporting-Tools der Tech-Giganten wie Google mit Adverity zusammen, welches in Echtzeit diverse Analysen der Kampagnen zulässt und hochwertige Reports für jedwede Datenquellen erstellen lässt. Das Reporting-Tool hat die Aufgabe, den Kampagnenerfolg transparent zu machen und Optimierungspotentiale aufzuzeigen!
In der Presseaussendung „Goldbach Interactive wird dreifive“ vom 17. Juli 2018 haben Sie erwähnt, dass Sie auf redaktionelles Beziehungsmanagement mit den Brands Carlsberg und Volvo wertlegen. Was genau kann man sich unter dem Begriff „redaktionelles Beziehungsmanagement“ vorstellen?
Sascha Frommhund: Hier geht es um das Social Media Community Management, durch das wir die Produkte dieser Brands inszenieren und die Kunden mit der Brand und deren Neuigkeiten auf kreative Art und Weise in eine Beziehung bringen.
Verändern Sie Ihre Vorgehensweise, wenn es darum geht Kampagnen für unterschiedliche Branchen zu entwickeln?
Sascha Frommhund: Ja, das muss man! Es ist etwas ganz Anderes ob wir für eine Bank, einen Logistiker, einen Retailer oder ein Immobilienunternehmen eine Kampagne umsetzen. Das wird anhand dieser Beispiele deutlich: Auf der einen Seite betreuen wir C&A als Kunde. Hier entscheiden sich Kunden ziemlich kurzfristig, ob sie ein T‑Shirt oder eine Hose kaufen möchten. Grundsätzlich haben wir hier auch eine sehr breite Zielgruppe, die laufend erneuten Bedarf nach neuer Kleidung hat. Auf der anderen Seite betreuen wir ein Immobilienunternehmen, welches Wohnungen verkauft. Hier gibt es nur eine sehr kleine Zielgruppe, die vor einer Kaufentscheidung steht – oft nur einmal im Leben. Das bedeutet, dass man diese kleine Zielgruppe sehr zielgerichtet, zum richtigen Zeitpunkt abholen, aber über einen viel längeren Entscheidungsprozess begleiten muss. Und das spiegelt sich wiederum im Kampagnen-Setup, der Kanalauswahl, dem Mediamix und vielen mehr wider.
Wird die Kampagnenoptimierung bei jedem Ihrer Kunden angewendet?
Sascha Frommhund: Ja, aber es gibt relevante Unterschiede. Je nachdem, ob er nur in einem Kanal oder ganzheitlich in allen Kanälen betreut wird. In der kanalübergreifenden Betreuung wird nicht nur die Aussteuerung anhand kanalbezogener KPIs laufend optimiert, sondern auch die kanalübergreifende Customer Journey mit den notwendigen Touchpoints in die Analyse miteinbezogen. Auch Werbemittel und Botschaften müssen laufend auf ihre Wirkung getestet und optimiert werden. Das alles fällt unter die laufende Performance-Optimierung.
Internet World Austria berichtete in Zusammenarbeit mit dem Studiengang Marketing und Kommunikation der FH St. Pölten live von der DMEXCO. Dieses Interview wurde im Zuge der Kooperation von Claudia Karnutsch und Lisa Strohmaier geführt.