Marko Mestrovic
Das öffentliche Leben wurde in Österreich aufgrund der rasanten Verbreitung des Coronavirus auf ein Minimum heruntergefahren – von der Bundesregierung gibt es Empfehlungen für das richtige Verhalten im öffentlichen Raum, wie beispielsweise in öffentlichen Verkehrsmitteln. Für Ihren Kunden die Wiener Linien haben Sie rund um die Corona-Maßnahmen Sujets entwickelt. Wie sind die Sujets bei der Community angekommen?
Alexander Winsauer: Durchwegs positiv. Mit den Wiener Linien arbeiten wir in einem guten Abstimmungsprozess zusammen und entwickeln Content, der sich organisch sehr gut verbreitet und bei der Community gut ankommt. Hier haben wir auch den Vorteil, dass wir schon eine gewisse Art von Tonalität definiert haben. Die passen wir jetzt an diese spezielle Zeit an.
Wie lautet Ihrer Meinung nach, das Geheimrezept für gute Krisenkommunikation?
Alexander Winsauer: Ich denke, überlegtes kommunizieren ist immer das wichtigste, nicht nur in der Krisenkommunikation. Die Inhalte, die rausgehen, sollen für den Kunden vor allem einen Mehrwert haben. Um in Krisenzeiten richtig zu kommunizieren gibt es keine Formel, die angewendet werden kann. Eine wichtige Aufgabe für uns als Agentur ist das Beobachten und Zuhören, was die Community will und dies dann für unsere Kunden abzuwägen und umzusetzen. Humor ist auch in Krisenzeiten nicht zwingend Fehl-am-Platz, wenn man sensibel vorgeht und auch gegebenenfalls schnell anpassen und reagieren kann – je nach Newslage. Eine gewisse Form der Aufmunterung und Auflockerung, kann derzeit jeder von uns vertragen.
Social Media nimmt aufgrund des „Social Distancing“ eine wichtige Rolle ein, um die Menschen miteinander zu verbinden. Gleichzeitig kursieren Fake News rund um die Coronakrise auf den sozialen Netzwerken. Was sollten Unternehmen bei der (Krisen)Kommunikation auf Social Media beachten?
Alexander Winsauer: Sie sollten sich vor allem überlegen, welchen Beitrag sie leisten können. Welche Art von Content beziehungsweise Information gewünscht sind. Man muss sich natürlich fragen, wie bestimmte Kommunikation bei den Leuten ankommt.
Und was gilt es zu vermeiden?
Alexander Winsauer: In-your-face Verkaufspromotions. Natürlich kann es verlockend erscheinen, da derzeit viele Menschen Langeweile haben und ihre Zeit häufig online verbringen. Langfristig fügt es meiner Meinung nach, dem Image Schaden zu.
Haben Sie drei konkrete Tipps für einen gelungenen Social-Media-Auftritt in Zeiten der Coronakrise?
Alexander Winsauer: Erstens, authentisch bleiben ist in dieser Zeit für alle wichtig. Zweitens: Die Kommunikation nicht gänzlich stoppen, sondern anpassen. Und drittens, die Zeit nutzen und den Auftrag oder Purpose des Unternehmens stärker in den Vordergrund rücken. Die User haben durch die Umstände nun mehr Zeit zu lesen oder längere Videos anzusehen, um sich zu informieren. Dies kann man zum Beispiel nutzen, um positive unternehmensrelevante Maßnahmen aufzuzeigen.
Wie wirken sich die COVID-19-Maßnahemn auf die Kreativbranche aus? Wie nehmen Sie das im Tagesgeschäft bei Traktor wahr?
Alexander Winsauer: Als junges digitales Team mit der Möglichkeit des flexiblen Arbeitens, haben wir schon vieles vor Corona-Zeiten über Tools und Chats abgestimmt und diskutiert. Die dafür notwendigen Strukturen sind deshalb bei uns gelernt und vorhanden. Was langfristig meinen Mitarbeitern und mir fehlt ist sicherlich Dinge zu erleben, draußen zu sein, neue Inputs zu bekommen, auf Konzerte zu gehen und die Umwelt zu beobachten – ohne einen Screen dazwischen – das geht jetzt nicht so gut. Das schränkt die Kreativität auf lange Sicht ein. Ich denke auch, als Marke sollte man jetzt nicht den Mut verlieren, sondern auf die Zeit nach Corona setzen: Vergesst eure Marke nicht, stärkt sie auch in schwierigen Zeiten! Als digitale First-Mover würde ich mich freuen, wenn der digitalen Kommunikation auch von Unternehmensseite mehr Wertschätzung gegeben wird und als Kommunikationsagentur stehen wir Unternehmen in dieser Zeit und danach gerne als Berater und Partner zur Verfügung.