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Tuvalu übersiedelt in die Cloud

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Albert Sachs
Der Inselstaat Tuval proklamiert sich zur „Digitalen Nation Tuvalu“. Ein kluger PR-Schachzug. Aber mit viel ernstem Hintergrund.

Es klingt nach einem strategisch gut ausgedachten Marketing-Gag. Simon Kofe, Außenminister des Inselstaates Tuvalu, hat per Video angekündigt, dass seine Heimat als „erste digitale Nation der Welt“ in die Cloud übersiedeln werde. Doch das Ganze hat einen wesentlich ernsteren Hintergrund, als es auf den ersten Blick scheinen mag.

Tuvalu, mitten im Südpazifik und 3.700 Kilometer vom australischen Festland entfernt gelegen, ragt gerade einmal fünf Meter über den Meeresspiegel hinaus. An der höchsten Stelle. Der viertkleinste Staat der Welt, der aus drei Inseln und sechs Atollen besteht, droht buchstäblich im Meer zu versinken. Angesichts des fortschreitenden Klimawandels und des permanent steigenden Meeresspiegels soll es längstens um 2100 so weit sein.

Die „Digitale Nation Tuvalu“ soll daher dem Land und seinen Menschen in der digitalen Welt ein Andenken an das reale Tuvalu bewahren. Kofe: „Stück für Stück werden wir unser Land erhalten, unserem Volk Trost spenden und unsere Kinder und Enkel daran erinnern, was unser Zuhause einst war.“

„Wir gehen unter!“

Außenminister Kofe ist ein begnadetes PR-Genie. Schon 2021 war er mit einem dramatischen Video-Appell aufgefallen, den er an die Delegationen bei der Weltklimakonferenz in Glasgow richtete. Mit bis zu den Knien aufgekrempelten Hosenbeinen im seichten Meer seiner Heimat stehend, flehte er: „Wir gehen unter, aber das tun alle anderen auch!“

Auch seine aktuelle Video-Botschaft, über diverse Social Media-Plattformen verbreitet, richtet Kofe wieder an die Delegierten der Weltklimakonferenz, diese Mal an jene in Ägypten.

Ja, Kofe versteht es, sich zu inszenieren. Denn während seiner aktuellen Rede zoomte die Kamera mehr und mehr auf und immer deutlicher war zu erkennen, dass der Minister am Strand einer kleinen Insel namens Teafualiku steht. Eine der Teilinseln Tuvalus – allerdings handelte es bereits um die digitale Version Teafualikus. Tuvalu habe, „um das Land und seine Kultur zu erhalten, keine andere Wahl als die erste digitale Nation der Welt zu werden“, so Kofe.

Sollte Tuvalu und den 12.000 Menschen, die auf denen Inseln leben, tatsächlich das Atlantis-Schicksal drohen, werden – müssen sich diese Menschen eine neue Heimat suchen. Auf die Welt kommen wahrlich neue Herausforderungen zu. Diese bestehen nicht nur im Einbremsen des Klima-Wandels. Und es werden nicht nur die 12.000 fliehenden BewohnerInnen Tuvalus sein, die sich eine neue Heimat suchen müssen.

Unsere Existenz im Metaversum

Das kleine Tuvalu im fernen Pazifik mag nur ein Mini-Beispiel sein, dessen Übersiedlung in die Cloud eine gut inszenierte PR-Aktion, nur werden wir nicht alle in die Online-Welt, nicht alle Staaten in das Metaversum oder eine andere digitale Parallelwelt übersiedeln können. Vor allem aber: Kein einziger Mensch und schon gar nicht die Menschheit wird dort weiterexistieren.

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