„Vom selbstfahrenden Auto bis zur Krebszellen-Diagnostik, von Marsexpeditionen bis zur Bekämpfung des Klimawandels und vom automatisierten Callcenter bis zum Echtzeitanalysetool: Künstliche Intelligenz (KI) ermöglicht eine Vielzahl an Innovationen und neuen Problemlösungen. Damit ist sie nicht bloß ein Trend, sondern entwickelt sich zur neuen Basistechnologie.“
Klingt beeindruckend und auch ein bisschen spannend. Allerdings drängt sich auch rasch der Eindruck auf, dass es sich nur um eine schöne Satzhüllen, um belanglose Leerformel handelt. Ein strategisches Statement – ohne dahinterliegende, tiefgreifendere Inhalte und ohne jegliche konkrete Handlungsanweisung.
Bei dem zitierten Text handelt es sich um eine Art Einleitung zum KI Marktplatz Österreich. KI Marktplatz Österreich – ja, so etwas gibt es tatsächlich. Eine sinnvolle und begrüßenswerte Initiative. Würde nicht deren Namen Assoziationen zum mittlerweile ebenso legendären wie gefloppten Kaufhaus Österreich wecken.
Doch nicht nur die Bezeichnung, auch die Umsetzung gemahnt an den veritablen Online-Flop von Ex-Ministerin Margarete Schramböck. Mit seinem Aufbau und seinen Angeboten, mit seiner Handhabbarkeit und seinen – nicht vorhanden – Aktivitäten erinnert der KI Marktplatz Österreich frappant an die Online-Shop-Initiative der ehemaligen Wirtschaftsministerin.
Auf der KI-Plattform präsentieren sich beispielsweise Unternehmen ganz unterschiedlicher Provenienz. Es scheint keine klare Definition bzw. Kriterien zu geben, wonach Unternehmen auf dieser Plattform präsent sein dürfen. Auch wenn die Grenzen fließend sind, sind viele Unternehmen eher denen Segmenten Consulting, Datenverwaltung- und ‑aufbereitung, Software, Elektronik oder Agentur usw. zuzurechnen. Sogar die Kanaltechnik-Tochter eines großen österreichischen Baukonzerns findet sich dort. Wohlgemerkt: Abwasser‑, nicht Web-Kanäle.
Von der Inaktivität rund um diese Plattform zeigen allein die aufgelisteten Zugriffszahlen, die sich durchwegs im einstelligen und vereinzelt im zweistelligen Bereich bewegen. Ein Unternehmen hat keinen einzigen Zugriff vermerkt. Dafür interessieren sich offenbar nicht einmal die MitarbeiterInnen. Selbst das AIT, nach eigenen Angaben „Österreichs größte außeruniversitäre Forschungseinrichtung“, bringt es – nach immerhin mehr als zwei Jahren Marktplatz-Präsenz – gerade einmal auf 96 Zugriffe (Stand: 27. Juli 2023). Überschaubar.
Beim KI Marktplatz Österreich handelt es sich um eine Unterabteilung, eine spezielles Angebot der aws – austria wirtschaftsservice gmbh bzw. deren Online-Plattform aws Connect. Zu dieser zählen laut Impressum immerhin zwei Ministerien als Eigentümer bzw. Betreiber. „Förderbank des Bundes zu 100 % im Eigentum der Republik Österreich. Das Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft (BMAW) und das Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) agieren als Eigentümervertreter.“
Außerdem gibt es einen engen Konnex zur Initiative Digital Austria, die wiederum im Finanzministerium angesiedelt ist.
Nur, was nützt ein solch geballtes und vermutlich nicht ganz billiges, staatliches Förderprogramm, wenn es kaum wer kennt und es zu wenig oder überhaupt nicht kommuniziert wird.
Das Logo oder die Web-Adresse des KI Marktplatz Österreich sollte zumindest bei einschlägigen Branchenveranstaltungen präsent sein. Ist es aber nicht. Um diesem Manko zumindest etwas abzuhelfen, gibt es den Link wenigstens an dieser Stelle: KI Marktplatz Österreich.