© Elisabeth Kessler/MOMENTUM Wien

Kim Dressendörfer, KI-Expertin und Cognitive Solution Architect bei IBM in New York, beim Tag der Marktkommunikation der Fachgruppe Werbung in Wien

Tag der Marktkommunikation: Ein Spaß-Roboter für Astronauten

Kim Dressendörfer, KI- und Machine-Learning-Expertin bei IBM, gab beim Tag der Marktkommunikation in Wien, spannende Einblicke in aktuelle KI-Anwendungen und künftige Modelle.

IBM schickte den Roboter CIMON ins All, um Astronauten bei ihrer Arbeit zu unterstützen. Das Gerät im Kugeldesign und stylischen Weiß schwebte nicht nur lustig durch die schwerlose Atmosphäre der Raumstation, sondern blickte den Astronauten bei ihrer Arbeit im wahrsten Sinne auch ins Gesicht. Aufgrund der persönlichen Daten und seiner Programmierung konnte der Kugel-Computer aus den Gesichtszügen die Gemütsverfassung der Astronauten ablesen und spielte ihnen dann unaufgefordert einen zur jeweiligen Stimmung passenden Lieblingssong vor.

Für Kim Dressendörfer, KI-Expertin und Cognitive Solution Architect bei IBM in New York, veranschaulicht CIMON, wie die Künstliche Intelligenz Arbeitsprozesse, aber auch das ganze persönliche Umfeld von Menschen unterstützen und verändern kann. Was im Weltraum funktioniert, sollte auch auf der Erde die Menschen begeistern. Der All-Computer wurde regulär auf den Markt gebracht – auch wenn er auf unserem Planeten nicht schwerlos durch Räume schweben kann. Dressendörfer: „CIMON hilft den Astronauten, ihre Experimente durchzuführen, er ist aber auch etwas, das Spaß macht.“

Die gebürtige Deutsche eröffnete mit ihrer Keynote „The next era: We shape Artificial Intelligence, but how does Artificial Intelligence shape us?“ am Mittwoch, 11. Oktober, den „Tag der Marktkommunikation“ in Wien. Die Fachgruppe Werbung und Marktkommunikation der Wirtschaftskammer (WKO) unter der Führung von Obmann Jürgen Bauer und seinem Stellvertreter André Reiniger hatte zu der Konferenz im Kleinen Haus der Kunst geladen. Titel des Branchentreffens mit rund 300 Gästen: „Wie die Künstliche Intelligenz Werbung und Marktkommunikation gerade komplett verändert.“

Dressendörfer arbeitet unter anderem intensiv daran, wie Maschinen Wissen beigebracht werden kann. Ein Feld, in das derzeit Riesensummen investiert werden, so die IBM-Expertin. Denn bisher bestand eine der Hürden für die Entwicklung leistungsstarker Systeme darin, vorhandenes Wissen zu kombinieren. Künstliche Intelligenz hingegen sucht Daten, verknüpft sie, um möglichst genaue Informationen zu produzieren.

ChatGPT habe das allgemeine Interesse an KI geweckt, so Dressendörfer, doch die Modelle und Programme seien seit den 1960-Jahren bekannt und würden mit dem technischen Fortschritt auch immer besser umgesetzt. Dressendörfer: „Mit KI integrieren wir jetzt etwas in unser Leben, das es bisher nicht gab.“

Das Spektrum praktischer Anwendungen reicht vom Beobachten des Gesundheitszustandes und Gewichts von Schweinen in einem Stall, um Krankheiten vorzubeugen, bis hin zur Satelliten-Analyse von Regionen auf unserer Erde, um über Wetter- und andere Daten mögliche Waldbrände und Überschwemmungen zu prognostizieren, im Idealfall sogar zu verhindern. „Wir können heute mit KI berechnen, in welchem Viertel einer Stadt Bäume gepflanzt werden müssen, damit die Umgebungstemperatur dauerhaft sinkt“, berichtet Dressendörfer.

Die IBM-Expertin zeigt aber auch den an Kehlkopfkrebs erkrankten US-Schauspieler Val Kilmer, der nach einer Operation seine Stimme völlig verloren hat. Aus Kilmers bisherigen Filmen wurde dessen derart herausgefiltert und moduliert, dass er 2022 in „Top Gun“ mitspielen und seine Stimme verwendet werden konnte. Ex-Beatle Paul McCartney (81) tritt in seinem jüngsten Video dank KI als jugendlicher Musiker auf. Bruce Willis spielt die Hauptrolle im Werbespot eines russischen Telekom-Anbieters. Fotos des US-Schauspielers wandelte KI in eine agierende Figur um. Honorar für ein paar von Willis-Fotos: 2 Millionen US-Dollar.

Apropos Telekom. Die heimische A1 ließ ihren Chatbot für Kundenanfragen mit einer den KundInnen vertrauten Stimme programmieren. Die markante Vorlage stammte aus den Werbespots des Unternehmens, der Chatbot wurde mit KI darauf trainiert, verrät Dressendörfer.

Im weiten Feld der Sprache sieht die Expertin generell eine der interessantesten Einsatzmöglichkeiten für KI. Aber auch viele Gefahren. „Der Hype um die generative KI nimmt zu, aber auch die Bedenken in den Unternehmen zu ihrem Einsatz werden immer größer. Der Zweifel ist in der Welt und wir wissen nicht, was noch kommt. Es gab schon genug Skandale.“

Doch mit zunehmender Rechnerleistung wird der Einsatz KI weiter stark zunehmen, so Dressendörfer. Sie rechnet etwa damit, dass die kommenden Quanten-Computer die KI noch einmal revolutionieren werden.

Generell empfiehlt die IBM-Expertin, die Entwicklung der KI in den USA, Japan – führend in der Robotertechnik und China zu beobachten. Dort passiert Zukunft.

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